By Luke Sumpter


Stelle Dir vor, Du gehst in eine Bar und anstatt ein Pils zu bestellen, schmökerst Du durch eine Karte voller verschiedener Cannabissorten. Falls Du jemals in niederländischen Coffeeshopswarst, hast Du eine Vorstellung davon bekommen, wie sich so etwas anfühlt. Über dem Atlantik in den Vereinigten Staaten genießen Millionen von Menschen eine ähnliche Erfahrung, wenn sie durch Cannabisabgabestellen (sog. "Dispensaries") schlendern. Den Kunden steht eine große Auswahl zur Verfügung, wenn es um die Sorten und Arten von Cannabis geht (Buds, Extrakte, Edibles etc.) und es sind die Budtender, die dafür sorgen, dass dieses System funktioniert.

Erfahre im Folgenden alles, was Du über diesen Job wissen musst. Falls Du mit dem Gedanken spielst, diesen Beruf zu ergreifen, kannst Du Dir hier einen Vorsprung verschaffen und genau erfahren, was Du wissen musst, bevor Du diesen Schritt wagst.

Was ist ein Budtender?

Das Wort "Budtender" ist ein Portmanteau aus "Bud" und "Bartender" (Barkeeper) und bezeichnet einen Mitarbeiter einer Cannabisabgabestelle oder eines Cannabisladens, der die Aufgabe hat, Kunden hinter einer Bar oder Kasse zu bedienen. Die Angestellten, die diese Position innehaben, dienen als Brücke zwischen den Kunden und den vielen Cannabisprodukten, die angeboten werden. Aber Budtender sind nicht einfach nur Regalauffüller im Einzelhandel. Je nach Ausbildung sind einige von ihnen die kenntnisreichsten Cannabisexperten, denen Du je begegnen wirst.

Budtender werden täglich mit Fragen bombardiert. Neben der Bestandsaufnahme und anderen Aufgaben am Verkaufsort wird von vielen Budtendern erwartet, dass sie Fragen beantworten, Empfehlungen geben und sogar Kunden über die komplexe Wissenschaft rund um Cannabis, Cannabinoide, Terpene und das Endocannabinoid-System aufklären können.

Budtender sind aus dem offensichtlichen Grund wichtig, da sie Cannabis an die breite Masse verteilen. Sie helfen aber auch den Kunden, informierte Entscheidungen zu treffen und Produkte zu finden, die tatsächlich ihren Wünschen und Vorlieben entsprechen. Selbst erfahrene Cannabisnutzer haben nicht immer einen vollständigen Überblick darüber, wie Cannabis im Körper funktioniert, und blutige Anfänger können oft kaum THC von CBD unterscheiden. Budtender helfen den Nutzern dabei, Gras auf einer tieferen und bedeutungsvolleren Ebene kennenzulernen.

Budtender verdienen für diese Arbeit in den Vereinigten Staaten durchschnittlich 13,72€ (14,52$), erhalten aber auch einige zusätzliche Vergünstigungen, wie beispielsweise eine Zahnversicherung. Außerdem schwankt der Lohn in Abhängigkeit von der Region. Budtender verdienen in Kalifornien im Durchschnitt 16,67€ (17,64$) pro Stunde und damit mehr als der Durchschnitt in Oregon mit 13,39€ (14,17$).

Wie man ein Budtender wird

Du möchtest also ein Budtender werden? Leider gibt es außerhalb von Nordamerika nicht viele Stellenangebote. Falls Du in Kanada oder in den Vereinigten Staaten lebst oder die Möglichkeit hast, dort zu arbeiten, hast Du Glück gehabt.

Du kannst jedoch nicht sofort damit loslegen, wenn Du keinerlei Wissen über Cannabis aufweisen kannst. Deine Jobbeschreibung wird mehr umfassen als lediglich Blüten einzutüten. Du brauchst ein gutes Verständnis von der Wissenschaft rund um Cannabis und wie es im Körper funktioniert. Außerdem solltest Du mit vielen verschiedenen Sorten Erfahrung haben, damit Du aus erster Hand wertvolle Empfehlungen geben kannst. Lies weiter, um herauszufinden, was Du wissen musst und wo die Grenzen Deines Traumberufs liegen.

  • Bist Du neugierig genug?

Für den Anfang solltest Du eine angeborene Neugier an der Cannabispflanze haben. Du musst auch den Willen haben, Dich auf dem neuesten Stand der Wissenschaft zu halten, um den bestmöglichen Service bieten zu können. Die Kunden werden Dich als Experten auf diesem Gebiet ansehen. Selbst wenn Du zu Beginn eine Art "Hochstaplersyndrom" bekommen solltest, wirst Du schnell ein gründliches Verständnis für alles erlangen, was Du wissen musst.

Wie wird man Budtender?
  • Laienwissenschaft reicht nicht aus

Wir alle kennen diesen Typen, der sich selbst als Cannabisexperten sieht. Es gibt jedoch einen riesigen Unterschied zwischen Laienwissenschaft und Fakten. Der größte Teil der Cannabis-Popkultur zeichnet ein allzu vereinfachtes Bild und verbreitet manchmal regelrechte Fehlinformationen. Einige Budtender wählen den einfachen Weg und halten sich an diese vorherrschenden Paradigmen. Die besten Budtender machen sich jedoch die Mühe, sich ein wahres Verständnis zu erarbeiten. Wir möchten Dich dazu ermutigen, tiefer in die folgenden Themen einzutauchen, um Dein Wissen auf die nächste Stufe zu heben:

⇢ Der Entourage-Effekt: Diese Theorie besagt, dass sich die verschiedenen Bestandteile in Cannabis gegenseitig verstärken, um eine ausgeprägtere Wirkung hervorzurufen. Zum Beispiel zeigen frühe Untersuchungen, dass die Effekte bestimmter Cannabinoide wie THC und CBD von Terpenen (die Moleküle, die die Aromen und Effekte von Cannabis untermauern) verstärkt werden. Terpene spielen bei einem Cannabis-High mit Sicherheit eine wichtige Rolle und sie gewinnen gerade enorm an Anerkennung. Viele Untersuchungen rund um den Entourage-Effekt sind jedoch noch nicht beweiskräftig und stammen aus Zellstudien. Sieh Dir die Forschungen[1] dazu an, verstehe, dass unterschiedliche Kombinationen je nach Konsument besser oder schlechter funktionieren und versuche, keine absoluten Aussagen über dieses Thema zu machen.

⇢ Die Bezeichnung "Sorten" ist gar nicht so wichtig: Sorten mögen für neue Cannabisnutzern nach einem sinnvollen und wissenschaftlichen Weg klingen, um sich bei der großen Auswahl zurechtzufinden. Einige Sorten machen high, andere machen stoned und wieder andere liegen genau in der Mitte. Wie sich jedoch herausstellt, ist die Klassifikation in Sorten gar nicht so zuverlässig. Zwei Buds mit demselben Sortennamen können in verschiedenen Abgabestellen vollkommen verschiedene chemische Profile aufweisen. Darüber hinaus sind die Sortennamen eher marketingorientiert als das chemische Profil beschreibend und sagen dem Nutzer wenig darüber, was er tatsächlich bekommt. Einige innovative Abgabestellen haben sich auf das zuverlässigere Chemovar- und Chemotyp-Paradigma verlegt, das das chemische Profil einer Sorte genauer beschreibt. Wir empfehlen Dir, Dich mit den Grundlagen dieses Klassifizierungssystems vertraut zu machen.

⇢ Das Endocannabinoid-System: Du musst nicht nur über Gras selbst Bescheid wissen, sondern auch darüber, wie es im Körper wirkt. Das Endocannabinoid-System spielt eine Schlüsselrolle dabei, wie Cannabinoide und sogar Terpene die menschliche Physiologie beeinflussen. Sobald Du Dich mit den Rezeptoren, Endocannabinoiden und Enzymen vertraut gemacht hast, solltest Du einen Weg finden, wie Du dies neugierigen Kunden leicht verständlich machen kannst. Wenn Du das, was Du bereits gelernt hast, verinnerlicht hast, kannst Du das Endocannabinoidom[2] unter die Lupe nehmen, um ein noch tieferes Verständnis davon zu erlangen.

  • Budtender sind keine Ärzte

Als Budtender in einer medizinischen Cannabisabgabestelle oder in einem Laden, in dem Cannabis für Genussmittelzwecke und für die medizinische Verwendung verkauft wird, wirst Du viel Zeit mit Patienten verbringen, die Medizinalhanf benötigen. Es mag verlockend sein, Vorschläge zu machen und Ratschläge zu erteilen, die Deine Kompetenzen übersteigen. Denke jedoch daran, dass diese Kunden bereits in den Händen von medizinischen Fachleuten sind, und wenn Du Deinen Aufgabenbereich zu weit überschreitest, könnten Du und Deine Abgabestelle in große Schwierigkeiten geraten.

  • Top Kundenservice

Du kannst über das gesamte Wissen der Welt verfügen, aber ohne erstklassigen Kundenservice wirst Du keinen positiven Einfluss auf Deine Kunden haben. Dazu gehört, dass man authentisch auf die Menschen zugeht, nicht aufdringlich ist, zuhört, was sie zu sagen haben und ihre Bedürfnisse erkennt. Viele Neulinge unter den Cannabisnutzern benötigen Ratschläge zu den verschiedenen Verabreichungsmethoden, der Dosierung und der Frage, wie sie am besten anfangen sollten.

  • Kenne die Compliance-Gesetze und -Vorschriften in- und auswendig

Cannabisabgabestellen sich streng reguliert. Für die Kunden gelten Kaufbeschränkungen und die Produkte müssen kindersicher verpackt sein, bevor sie das Gebäude verlassen. Deine Abgabestelle ist dazu verpflichtet, Dich in diesem Bereich zu schulen, jedoch liegt danach der Ball teilweise bei Dir. Leider unterliegt die Cannabisbranche noch strengeren Vorschriften als Alkohol, insbesondere in manchen amerikanischen Bundesstaaten, so dass Du bei der Nichteinhaltung der Vorschriften Deinen Job verlieren kannst.

Wie wird man Budtender?

Häufig gestellte Fragen an Budtender

Du bist bereit, Deinen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben zu einer Menge Abgabestellen zu schicken. Während Du auf eine Antwort wartest, lass uns gemeinsam einige der häufigsten Fragen durchgehen, die Dir wahrscheinlich von Kunden gestellt werden:

⇢ Muss ich Cannabis rauchen? Diese Frage wird häufig von vielen Neulingen gestellt. Informiere die Kunden über alle verschiedenen Arten des Cannabiskonsums, einschließlich Verdampfen, sowie sublinguale und orale Anwendung. Erzähle ihnen von den verschiedenen Zeitpunkten des Wirkungseintritts, dass die sublinguale Verabreichung super schnell einsetzt und wie die orale Anwendung zu einer längeren Wirkungsdauer und verstärkten Effekten führt.

⇢ Was sind THC:CBD-Verhältnisse?: Erkläre den Kunden die Hauptunterschiede zwischen diesen beiden Cannabinoiden. Erläutere ihnen anschließend, wie die verschiedenen Sorten gezüchtet werden, um unterschiedliche Konzentrationen der einzelnen Substanzen zu erzeugen. THC-reiche Sorten zielen hauptsächlich auf psychoaktive Effekte ab, während CBD-reiche Sorten darauf ausgelegt sind, eine klarere Wirkung hervorzurufen. Es gibt auch Sorten mit gleichen oder variierenden CBD:THC-Verhältnissen, um sich die Wirkung beider zunutze zu machen. Es ist lohnenswert, Neulinge darüber zu informieren, dass die CBD-reichsten Sorten nicht genug THC enthalten, um ein klassisches High zu bewirken.

⇢ Worin liegt der Unterschied zwischen Sativa und Indica? Zuerst solltest Du sie fragen, ob sie die Begriffe verstehen. Viele Menschen sind zu der Überzeugung gelangt, dass diese Etiketten die Effekte einer Sorte akkurat beschreiben. Nutze diesen Moment, um den Cannabislehrer rauszulassen. Erkläre ihnen die Wichtigkeit von Terpenen und wie das chemische Profil einer Sorte, und nicht die Morphologie (physische Eigenschaften), die Wirkung hauptsächlich beeinflusst.

⇢ Wie viel soll ich davon nehmen? Erinnere Dich daran, dass Du kein Arzt bist. Es gibt keine offiziellen Richtlinien zum Cannabiskonsum und das Kraut beeinflusst Menschen unterschiedlich in Abhängigkeit vieler Faktoren, zu denen mitunter der Stoffwechsel zählt. Daher ist es in Ordnung, einige allgemeine Richtlinien zu beschreiben. Um auf Nummer sicher zu gehen, solltest Du den Leuten raten, mit schnell wirkenden Verabreichungsmethoden wie dem Verdampfen oder Rauchen zu beginnen. Empfehle ihnen außerdem, nach einem Zug erstmal abzuwarten.

Wie man sich auf den Besuch in einer Cannabisabgabestelle vorbereitet

Vielleicht hast Du gar keine Ambitionen, ein Budtender zu werden. Kein Problem! Es kann trotzdem hilfreich sein, zu wissen, worauf man sich einlässt, wenn man eine Abgabestelle betritt. Beim ersten Mal kann es sich seltsam und sehr einschüchternd anfühlen. Hier sind einige Tipps, die Dir dabei helfen können:

  • Stelle Nachforschungen an: Es ist nützlich, ein oder zwei Dinge über Cannabis zu wissen, bevor man in eine Abgabestelle geht. Warum? Du gewinnst dadurch die Oberhand. Nicht alle Budtender sind auf dieselbe Weise ausgebildet und in manchen Läden wird möglicherweise versucht, Produkte zu empfehlen, die sich an den Verkaufszahlen orientieren, anstatt an dem, was Du benötigst.
  • Respektiere das Personal: Sei nett und höflich zu den Angestellten. Es ist wahrscheinlicher, dass Budtender gesprächig, angenehm informell und freundlich sind, wenn Du ihnen mit einer offenen, freundlichen und neugierigen Haltung begegnest. So kannst Du einen kurzen Besuch in der Abgabestelle in eine großartige Lernerfahrung verwandeln.
  • Respektiere die Produkte: Gehe gut mit den Produkten um. Du möchtest ja schließlich keinen Bud kaufen, den jemand bereits berührt, fallen gelassen oder seine Nase daran gerieben hat. Lass den Budtender die Aromen und Effekte beschreiben oder frage nach einer Probe, um daran zu riechen, wenn dies möglich ist.
Wie wird man Budtender?

Bist Du ein zukünftiger Budtender?

Die Cannabisbranche ist nach wie vor jung und frisch. Wenn Du zu Beginn des Booms ein Budtender wirst, hast Du die besten Voraussetzungen für den späteren Erfolg. Du kannst nicht nur Erfahrungen sammeln und Dich mit der Branche weiterentwickeln, während sie Fuß fasst, sondern Du kannst so auch einen Karriereweg einschlagen, bei dem sich alles um Cannabis dreht. Du wirst eine ganze Menge über Gras lernen und wenn Du eine Weile als Budtender arbeitest, bist Du in einer ausgezeichneten Position, um auch in andere Bereiche der Branche einzusteigen – vom Unternehmertum über den kommerziellen Anbau bis hin zum Hochschulwesen.

External Resources:
  1. Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. The endocannabinoidome as a substrate for noneuphoric phytocannabinoid action and gut microbiome dysfunction in neuropsychiatric disorders
 https://www.ncbi.nlm.nih.gov
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