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Wie Die Amerikaner Die Weed-Revolution Anführen
Wenn man an legales Weed denkt, stellt man sich meist mit Buds befüllte Regale einer kalifornischen Abgabestelle oder eines Coffeeshops in Amsterdam vor. Diese Orte sind in der Welt des Cannabis Kult, aber manche der wichtigsten Änderungen von Cannabisgesetzen fanden Tausende Kilometer von beiden Orten entfernt in Mittel- und Südamerika statt.
Wenn man an legales Cannabis denkt, kommen einem für gewöhnlich Bilder von Growern in den Sinn, die in Colorado oder Kalifornien glücklich ihre Pflanzen anbauen. Obwohl die nordamerikanischen Länder in puncto Freiheit rund um Cannabis gewaltige Fortschritte gemacht haben, beginnen auch die Länder südlich der US-Grenze eine eigene Weed-Revolution zu erleben.
Sieh Dir im olgenden die süd- und zentralamerikanischen Nationen an, die die größten Schritte in Richtung Legalisierung machen und jene, die bereits dort angelangt sind.
Inhaltsverzeichnis:
Argentinien
Argentinien hat ziemlich entspannte Cannabisgesetze. Tatsächlich könntest Du plötzlich den Wunsch verspüren, dorthin auszuwandern, nachdem Du diesen Absatz gelesen hast! 2009 wurden dort der persönliche Gebrauch und Konsum des Krauts im Privatbereich entkriminalisiert. Außerdem drückt die Polizei bei Cannabiskonsum in der Öffentlichkeit häufig ein Auge zu.
Vor kurzem, im November 2020, hat die Regierung den großen Schritt unternommen, medizinischen Cannabiskonsumenten zu erlauben, ihre eigenen Pflanzen zu Hause anzubauen[1]. Sie können es entweder selber anbauen, von "solidarischen Growern" anbauen lassen oder Öle bzw. andere Präparate in Apotheken und anderen lizenzierten Verkaufsstellen erwerben.
Chile
Die Cannabisgesetze in Chile bieten weitaus mehr Freiheiten als die meisten europäischen Länder. Das Land eröffnete 2016 seinen ersten medizinischen Cannabis-Club. Diese Einrichtungen stellen medizinischen Nutzern Produkte zur Verfügung, die, aus welchem Grund auch immer, nicht ihr eigenes Gras anbauen können.
Chile wendet auch hinsichtlich des Anbaus zu Hause lockere Gesetze an. Grower dürfen Cannabis für medizinische Zwecke[2] und als Genussmittel zu Hause anbauen, jedoch ausschließlich für den persönlichen Gebrauch.
Kolumbien
Kolumbien ist auf der Weltbühne für illegale Substanzen bekannt. Obwohl derzeit im Land ein Krieg gegen Drogen tobt, hat Kolumbien eine ziemlich entspannte Haltung gegenüber Weed.
Die Regierung entkriminalisierte Cannabis[3] im Jahr 2012, so dass es den Bürgern erlaubt ist, weniger als 20 Gramm Weed mit sich zu führen, ohne strafrechtlich verfolgt oder inhaftiert zu werden. Obwohl diese Maßnahmen das Risiko einer Strafverfolgung verminderten, schlossen sie mögliche Eingriffe nicht vollständig aus. Einige "Straftäter", die mit diesen Mengen erwischt wurden, mussten sich je nach ihrem Rauschzustand zu diesem Zeitpunkt entweder einer physischen oder psychischen Behandlung unterziehen.
2015 unterzeichnete Präsident Juan Manuel Santos ein Dekret zur vollständigen Legalisierung[4] von medizinischem Marihuana im Land. Santos Dekret hatte zum Ziel, Drogenhändlern die Produktion zu entziehen und die mit einem florierenden Schwarzmarkt verbundene Gewalt zu unterdrücken.
Kolumbien ging 2016 einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung legales Cannabis, als die Regierung das Gesetz 1787 erließ. Dieses Gesetz stellte die Regulierung von medizinischem Cannabis im Land sicher. Diese Gesetzeswende ermöglichte es Growern, vier Arten von Lizenzen[5] zu bekommen:
- Anbau von psychoaktivem Cannabis
- Anbau von nicht-psychoaktivem Cannabis
- Anbau für die Produktion von Samen zum Anpflanzen
- Anbau für die Herstellung von Nebenprodukten
Patienten haben im Land problemlos Zugang zu medizinischem Cannabis. Prozesse, die vom Justiz- und Gesundheitsministerium überwacht werden, wandeln den Großteil der Cannabisblüten und -extrakte in pharmazeutische Produkte auf Cannabisbasis um. Patienten können jedoch bis zu 20 Pflanzen zu Hause anbauen[6], aber nur für den persönlichen Gebrauch.
Kolumbien stieß 2018 auf einen Stolperstein, als der neu gewählte Präsident Ivan Duque ein Dekret unterzeichnete[7], das es den Behörden erlaubte, selbst kleine Mengen Cannabis zu beschlagnahmen. Besorgt über den starken Anstieg des Drogenkonsums im Land, erklärte Duque: "Wir unterzeichnen ein Dekret, das der Polizei Werkzeuge in die Hand gibt, um Drogen von den Straßen unserer Städte zu beseitigen und natürlich jede Dosis zu vernichten."
Das Positive daran ist, dass das kolumbianische Verfassungsgericht Duques Ambitionen durchkreuzte, indem es 2019 das Verbot des öffentlichen Konsums[8] aufhob. Trotz der liberalen Einstellung zu medizinischem Cannabis geht die Strafverfolgung immer noch hart gegen den Freizeitkonsum der Pflanze vor. Der Konsum bleibt ungestraft, aber jeder Versuch des Verkaufs, Imports oder Exports wird als Straftat gewertet.
Costa Rica
Üppige Regenwälder. Ruhige Strände. Imposante Berge. Costa Rica klingt nach einer idyllischen Kulisse, um sich in einer Hängematte zurückzulehnen und einen Joint anzuzünden. Aber wie genau steht die Regierung zu diesem Thema?
Costa Rica ist führend, wenn es um grüne Themen geht. Das Land zielt darauf ab, fossile Brennstoffe zu verbieten[9] und die erste dekarbonisierte Gesellschaft der Welt zu werden. In anderen grünen Bereichen handelt es jedoch eher langsam, zu denen auch medizinisches Cannabis zählt.
Der Gesetzgeber hat ein Gesetz vorgeschlagen[10], das darauf abzielt, Patienten mit Immunproblemen und degenerativen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit medizinisches Marihuana zur Verfügung zu stellen. Allerdings muss das Parlament Costa Ricas noch über das Gesetz abstimmen.
Dieses Schneckentempo hat Politiker über die Parteigrenzen hinweg dazu veranlasst, Präsident Carlos Alvarado aufzufordern, seine Macht zu nutzen, um den Ball ins Rollen zu bringen. Die Politikerin Zolia Volio erklärte dazu: "An jedem Tag, der vergeht, gibt es Tausende Patienten, die auf der Straße nach Cannabinoid-Ölen ohne Qualitätskontrolle suchen müssen, um Fälle von Epilepsie, Immunprobleme, Multiple Sklerose und Krebs zu behandeln."
Obwohl Volio einige äußerst berechtigte Punkte anspricht, haben die Bürger Costa Ricas einige Vorteile, wenn es um den Zugang zu Cannabis geht. Der Oberste Gerichtshof Costa Ricas entkriminalisierte 2018 den Besitz und Anbau kleiner Mengen Cannabis[11] für den persönlichen Gebrauch. Dies bedeutet, dass die Leute kleine Mengen ohne schlimme rechtliche Konsequenzen anbauen können, so dass das Land Hunderten anderen Ländern der Welt voraus ist.
Mexiko
Mexiko blickt auf eine heftige Drogengeschichte zurück. Seit Jahrzehnten widersetzt sich die Regierung den zunehmend militarisierten Kartellen, die mit dem illegalen Drogenhandel enorme Geldsummen verdienen. Aus diesem Grund scheint Mexiko ein unwahrscheinlicher Ort für einen legalen Cannabismarkt zu sein.
Die Legalisierung von Drogen, einschließlich Cannabis, könnte jedoch die Achillesferse dieser kriminellen Organisationen sein. Obwohl die Legalisierung von Cannabis möglicherweise dabei helfen könnte, einige ihrer Ressourcen zu kappen[12], verschaffen ihnen viele andere Substanzen und Gegenstände darüber hinaus erhebliche Einnahmen.
Abgesehen von der organisierten Kriminalität bedeutet Mexikos Hinwendung zu legalem Cannabis auch die Anerkennung der Menschenrechte. 2018 hob der Oberste Gerichtshof des Landes das Verbot von Cannabis als Genussmittel[13] mit der Begründung auf, dass es dem Einzelnen die Freiheit der Wahl beraube und erklärte: "Die durch Marihuana hervorgerufene Wirkung rechtfertigt kein absolutes Verbot seines Konsums."
Jetzt befindet sich Mexiko an der Kippe zu einer vollständigen Legalisierung. Am 10. März 2021 hat die mexikanische Abgeordnetenkammer die Produktion[14] von Cannabis für medizinische und industrielle Zwecke sowie als Genussmittel legalisiert.
Die neuen Gesetze erlauben jedem über 18 Jahren bis zu 28 Gramm Cannabis bei sich zu führen und das Kraut in einem lizenzierten Geschäft zu kaufen. Mexikanische Bürger können auch zu Hause bis zu sechs Pflanzen anbauen, nachdem sie eine Erlaubnis erhalten haben.
Das klingt zwar großartig, aber es gibt da noch ein paar kleine Hindernisse. Sowohl der mexikanische Senat als auch der Präsident Andrés Manuel López müssen diesem Gesetz noch zustimmen und die Dynamik hat sich verlangsamt. Der mexikanische Kongress hat es nicht geschafft, das Gesetz vor Ablauf der gesetzten Frist zu verabschieden[15].
Falls der Senat es nochmals versäumen sollte und eine weitere Frist verlangt, könnte Cannabis durch eine weitere Entscheidung des Obersten Gerichtshofs legalisiert werden.
Paraguay
Paraguay ist südlich von Brasilien gelegen und genießt warme Temperaturen, tropische Früchte und entkriminalisiertes Cannabis.
Der Besitz von bis zu 10 Gramm Cannabis wurde 1988 entkriminalisiert. Nun hat Paraguay Cannabisgesetze, die etwas entspannter als die der südamerikanischen Nachbarn sind. Obwohl sie die größten Cannabisproduzenten des Kontinents sind, können die Bürger nach wie vor kein Weed als Genussmittel anbauen.
Obwohl Cannabis noch nicht vollkommen legalisiert wurde, sind diejenigen, die Cannabis medizinisch verwenden, in einer viel besseren Situation. 2019 bewilligte der Senat die Entkriminalisierung des Selbstanbaus für medizinische Zwecke. Diese Änderung des Drogenhandelgesetzes[16] schließt Grower mit Beschwerden aus der Strafverfolgung aus, die mit Cannabis behandelt werden können, solange sie ein ärztliches Attest des Ministeriums für öffentliche Gesundheit und Soziales besitzen. Dieses Dokument erlaubt es medizinischen Nutzern, ohne das Risiko gesetzlicher Sanktionen Cannabispflanzen zu säen, anzubauen, zu ernten und zu verarbeiten.
Uruguay
Uruguay sprintete als erstes Land der Welt über die Ziellinie, die Cannabis als Genussmittel legalisierte. Obwohl im Hinblick auf legales Cannabis am häufigsten über Nationen wie die USA berichtet wird, hat eigentlich Uruguay die ersten bahnbrechenden Schritte in diese Richtung unternommen. Es entzündete den Funken, der die Revolution in Brand setzte.
Das Land legalisierte 2013 den Gebrauch von Cannabis als Genussmittel in vollem Umfang. Dieser Schritt hat den Ansatz des Landes gegenüber der Pflanze komplett überholt. Nachdem die Bürger Uruguays früher darauf beschränkt waren, illegal anzubauen und ihr Gras von Straßendealern zu kaufen, haben sie jetzt über vier Wege[17] Zugang zu Weed:
- Medizinisches Cannabis über das Gesundheitsministerium
- Zu Hause angebautes Cannabis
- Cannabis von Mitglieder-Clubs
- Verkauf in Apotheken
Uruguay scheint auf den ersten Blick das Paradies eines jeden Weed-Liebhabers zu sein. Es gelten jedoch immer noch strenge Vorschriften[18]. Die Bürger können gleichzeitig bis zu sechs Pflanzen anbauen und ernten, während Cannabis-Club-Mitglieder auf den Kauf von maximal 480 Gramm Cannabis pro Jahr beschränkt sind. Dies mag einigen Rauchern wie ein großer Haufen Gras erscheinen, jedoch werden andere diese Menge ziemlich schnell verraucht haben.
Obwohl dieses Modell den liberaler denkenden Menschen unter uns drakonisch vorkommen mag, gewährt Uruguay seinen Bürgern im Vergleich zu fast allen anderen Ländern in Bezug auf Cannabis erhebliche Freiheiten.
- Argentina Regulates Medical Cannabis Self-Cultivation, Sales, Subsidized Access https://www.forbes.com
- https://cms.law/en/int/expert-guides/cms-expert-guide-to-a-legal-roadmap-to-cannabis/chile
- Colombia decriminalizes cocaine, marijuana | The World from PRX https://www.pri.org
- https://www.bbc.co.uk/news/world-latin-america-35165169
- The Challenges of Medicinal Cannabis in Colombia | Transnational Institute https://www.tni.org
- https://cms.law/en/int/expert-guides/cms-expert-guide-to-a-legal-roadmap-to-cannabis/colombia
- Colombian president tightens anti-drug laws - France 24 https://www.france24.com
- Colombia To Promote International Cannabis Exports | Prohibition Partners https://prohibitionpartners.com
- Costa Rica to ban fossil fuels and become world's first decarbonised society | The Independent | The Independent https://www.independent.co.uk
- Lawmakers in Costa Rica ask government to speed up medical cannabis debate - https://ticotimes.net
- Countries Around the World Make Moves to Decriminalize Cannabis https://www.greenentrepreneur.com
- Mexico seeks to blunt power of cartels with marijuana legalization | News and current affairs from Germany and around the world | DW | 19.03.2021 https://www.dw.com
- Here's what's behind Mexico's radical move toward legalizing marijuana during its war on drugs - Los Angeles Times https://www.latimes.com
- Mexican congress approves adult-use cannabis law | Prohibition Partners https://prohibitionpartners.com
- Weeks After Deadline, Mexico’s Congress Still Hasn’t Passed Law On Marijuana Legalization | Texas Standard https://www.texasstandard.org
- Senado aprueba despenalizar autocultivo de cannabis para uso medicinal https://www.ultimahora.com
- Decriminalization of Narcotics: Uruguay https://www.loc.gov
- Decriminalization of Narcotics: Uruguay https://www.loc.gov