By Luke Sumpter

Übelkeit tritt aus den unterschiedlichsten Gründen auf, sei es als Folge eines Infekts oder der morgendlichen Übelkeit in der Schwangerschaft. Trotz der zahlreichen Ursachen für Übelkeit äußert sie sich immer auf die gleiche Weise: ein unangenehmes Gefühl im Magen, das oft auf bevorstehendes Erbrechen hindeutet. Interessanterweise sind mehrere Medikamente auf Cannabisbasis für die Behandlung von Übelkeit in ganz bestimmten Fällen zugelassen, und das Endocannabinoid-System stellt ein vielversprechendes therapeutisches Ziel dar. Hilft das Grasrauchen also gegen Übelkeit? Das wirst Du gleich herausfinden.


Was ist Übelkeit?

Übelkeit. Wir alle haben dieses unangenehme, mulmige Gefühl schon einmal verspürt. Ganz gleich, ob Du am Vorabend zu viel getrunken oder bei unruhigem Wetter eine Bootsfahrt unternommen hast – wahrscheinlich hast Du schon einmal gespürt, wie Dich die Übelkeit überkam. Aber was genau ist Übelkeit?

Übelkeit und Erbrechen werden oft als Synonyme betrachtet; sie sind unterschiedlich, haben aber einige Gemeinsamkeiten. Beide sind oft Anzeichen für Infektionen oder andere Krankheiten. Während es sich beim Erbrechen um einen unkontrollierbaren Reflex handelt, bei dem der Mageninhalt durch den Mund ausgestoßen wird, handelt es sich bei der Übelkeit um ein Gefühl des Unbehagens im Magen, das oft von dem Drang begleitet wird, sich zu übergeben. Übelkeit muss aber nicht immer mit Erbrechen einhergehen.

Es gibt viele verschiedene Gründe, warum jemandem übel werden kann. Einige der häufigsten sind:

  • Stress und Ängste
  • Reisekrankheit
  • Morgenübelkeit während der Schwangerschaft
  • Migräne
  • Virale Infektionen wie Grippe
  • Lebensmittelvergiftungen
  • Magen-Darm-Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom
  • Kater/Alkoholvergiftung

In manchen Fällen dient die Übelkeit als Schutz, zum Beispiel wenn wir mit gefährlichen Bakterien verseuchte Lebensmittel zu uns nehmen. Manchmal tritt sie aber auch auf, wenn sie nicht unbedingt nötig ist, etwa wenn wir uns ängstlich fühlen oder eine holprige Straße entlangfahren. Warum tritt das Gefühl der Übelkeit also genau auf?

Warum Übelkeit auftritt

Unser Körper ist eine faszinierende Ansammlung von Zellen. Er verfügt über eine Reihe von automatischen Reaktionen, die uns schützen sollen. Wenn Du Deine Hand versehentlich auf eine heiße Oberfläche legst, wird Dein Körper sie wegziehen, bevor Du überhaupt an den Schmerz denken kannst. Wenn Du einen staubigen Raum betrittst, wird Dein Körper diese lästigen Partikel ausniesen, ohne dass Du Dich bewusst darum bemühst. Übelkeit, Würgen und schließlich Erbrechen fallen ebenfalls in diese Kategorie von Schutzmaßnahmen. Allerdings haben Menschen nur selten Probleme mit übermäßigem Niesen oder Muskelkontraktionen (außer im Falle bestimmter Krankheiten). Übelkeit hingegen tritt oft scheinbar zufällig auf, obwohl auch sie mit einer Reihe von Krankheiten einhergeht.

Das Signal, das die Übelkeit auslöst, stammt aus mehreren unterschiedlichen Bereichen des Gehirns[1]. Die Area postrema erkennt zum Beispiel bestimmte erbrechensauslösende Substanzen im Blut, während das Kleinhirn und das Gleichgewichtsorgan Signale erkennen, die durch Bewegung ausgelöst werden und zu Übelkeitsgefühlen führen. Diese Regionen senden Signale an den Nucleus tractus solitarius, der dann einen Anstieg des Vasopressin-Spiegels (ein Hormon, das Übelkeit hervorruft) und eine Reaktion des autonomen Nervensystems auslöst. Afferente Signale aus dem Magen-Darm-Trakt erreichen über den Vagusnerv ebenfalls den Nucleus tractus solitarius. Diese Faktoren führen zu Magenrhythmusstörungen und damit zu Übelkeit.

What is Nausea

Endocannabinoide im Darm

Wir sprechen hier bei Royal Queen Seeds viel über das Endocannabinoid-System (ECS). Warum? Weil dieses körpereigene Netzwerk aus Signalmolekülen, Rezeptoren und Enzymen teilweise dafür verantwortlich ist, wie Cannabis auf den Körper wirkt. Das ECS besteht aus zwei Schlüsselrezeptoren (CB1 und CB2), mehreren Signalmolekülen und anabolen und katabolen Enzymen. Aber das ist noch nicht alles: Das erweiterte ECS, auch Endocannabinoidom (eCBome) genannt, besteht aus vielen weiteren Komponenten und weist auch regulierende Funktionen auf.

Innerhalb dieses Systems sind Signalmoleküle, die sogenannten Endocannabinoide, für die Interaktion mit Rezeptoren verantwortlich, um die Aktivitäten in den Zellen zu verändern und letztlich die Homöostase (das biologische Gleichgewicht) aufrechtzuerhalten. Diese Chemikalien sind fast überall im Körper zu finden, auch in zwei anatomischen Bereichen, die maßgeblich an der Übelkeit beteiligt sind: im Darm und im Gehirn. Die beiden wichtigsten an dieser Regulierung beteiligten Endocannabinoide sind Anandamid (auch bekannt als das "Glücksmolekül") und 2-AG.

Im Darm haben diese Moleküle die Aufgabe, mehrere Schlüsselfunktionen[2] zu erfüllen, darunter:

Regulierung von Übelkeit und Erbrechen Regulierung der viszeralen Empfindungen
Kontrolle von Darmentzündungen Regulierung der gastrointestinalen Motilität
Hemmung der Magensäuresekretion Steigerung der Nahrungsaufnahme

Das ECS dient auch als wichtiger Regulator der Darm-Hirn-Achse[3] – einer bidirektionalen Form der Kommunikation zwischen dem Gehirn und den Komponenten des peripheren Nervensystems im Darm. Dieser Weg verbindet die Regionen des Gehirns, die für Emotionen und Kognition zuständig sind, mit den peripheren Darmfunktionen. Daher kann eine breite Palette von Faktoren – visuelle, auditive und olfaktorische – Übelkeit auslösen.

Entscheidend ist, dass Cannabinoide aus der Cannabispflanze (Phytocannabinoide) in der Lage sind, das ECS auf ähnliche Weise zu beeinflussen wie Endocannabinoide, da sie eine ähnliche Molekularstruktur haben. Da Endocannabinoide eine Rolle bei der Regulierung von Übelkeit spielen, könnten Phytocannabinoide, wenn sie im klinischen Bereich eingesetzt werden, an denselben Rezeptorstellen ansetzen und ähnliche Ergebnisse erzielen.

Verursacht Weed Übelkeit?

Bevor wir uns mit der Forschung über die Möglichkeit beschäftigen, dass Cannabis bei Übelkeit helfen kann, werfen wir einen Blick auf die Fälle, in denen Stoffe in der Pflanze Übelkeit hervorrufen können. Während einige Forscher die antiemetischen Eigenschaften ausgewählter Cannabisbestandteile erforschen, finden andere heraus, wie einige von ihnen Übelkeit auslösen.

Viele Menschen, die häufig Cannabis konsumieren, erleben irgendwann ein "Green out". Der Begriff "Green Out" bezieht sich auf den Konsum von zu viel Cannabis und die daraus resultierenden Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Panik und Angstzustände. Wenn wir THC inhalieren, bindet das Molekül an die CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem, was zu einem akuten Anstieg von Dopamin und dem charakteristischen Cannabis-High führt. Eine Überstimulierung dieser Stelle führt jedoch bei manchen Konsumenten zu Übelkeit und sogar Erbrechen.

Cannabis-Hyperemesis-Syndrom

Das Cannabis-Hyperemesis-Syndrom (CHS) ist zwar selten, tritt aber bei chronischen Cannabiskonsumenten auf und weist eine Reihe schwerwiegenderer Symptome auf als das einfache Greening Out. Nach dem Konsum von stark THC-haltigem Cannabis kommt es bei den Betroffenen zu zyklischer Übelkeit und Erbrechen, manchmal über Wochen hinweg, was zu einem Krankenhausaufenthalt führen kann.

Die Symptome des CHS variieren je nach Phase der Erkrankung, aber sie umfassen Übelkeit am frühen Morgen, anhaltende Übelkeit, wiederholte Episoden von Erbrechen, Bauchschmerzen, Dehydrierung, reduzierte Nahrungsaufnahme und Gewichtsverlust. Seltsamerweise baden die Patienten auch häufig zwanghaft; viele von ihnen finden, dass heiße Bäder oder Duschen helfen, ihre Symptome zu lindern.

Aber warum tritt das CHS auf? Wahrscheinlich gibt es dafür mehrere Gründe, darunter die Herunterregulierung der CB1-Rezeptoren nach längerem Cannabiskonsum, Mutationen in der eCBome-Rezeptorstelle TRPV1, ein Mangel an einem Leberenzym (CYP2C9), das THC abbaut, und Probleme mit der Dopaminsignalgebung.

Verhindert Weed Übelkeit?

Hilft Cannabis gegen Übelkeit, abgesehen von Green outs und CHS? Die Studien stehen noch am Anfang und sind nicht schlüssig, aber die bisherigen Ergebnisse scheinen vielversprechend.

Es ist erwähnenswert, dass die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) sowohl Dronabinol als auch Nabilon (zwei synthetische THC-Versionen) für die Behandlung von chemotherapiebedingter Übelkeit und Erbrechen als eine Form der antiemetischen Therapie mit Cannabinoiden[4] zugelassen hat. Der genaue Wirkmechanismus ist noch unbekannt, aber wahrscheinlich spielen sowohl die CB1- als auch die 5-HT3-Rezeptoraktivierung eine wichtige Rolle.

Mehrere andere Cannabisbestandteile[5] sind ebenfalls vielversprechend, wenn es um die Erforschung von Übelkeit geht, darunter THCA und CBDV.

Auch wenn Übelkeit viele Ursachen hat, könnte der Endocannabinoid-Tonus (die Menge der zirkulierenden Endocannabinoide im Körper) eine Rolle spielen. Eine Studie[6], bei der die Teilnehmer/innen Parabelflugmanövern ausgesetzt wurden, um die Reisekrankheit auszulösen, ergab zum Beispiel, dass die am stärksten betroffenen Teilnehmer/innen niedrigere zirkulierende 2-AG-Spiegel aufwiesen. Dieses Endocannabinoid wirkt sowohl auf die CB1- als auch auf die CB2-Rezeptoren. Phytocannabinoide wie THC und Caryophyllen wirken ebenfalls an dieser Stelle.

Außerdem hemmt CBD das Enzym Fettsäureamidhydrolase (FAAH), das Anandamid und in geringerem Maße auch 2-AG abbaut.

CBD und Übelkeitsvorbeugung

Cannabidiol (CBD) hat sich in den letzten Jahren als nicht-psychotropes Cannabinoid immer mehr durchgesetzt. Aber kann das Molekül auch gegen Übelkeit helfen? Auch hier steht die Forschung noch am Anfang und ist begrenzt.

Tierversuche[7] aus dem Jahr 2011 ergaben, dass CBD durch seine Wirkung auf Serotoninrezeptoren die Übelkeit dämpfen könnte. In einer kleinen Humanstudie aus dem Jahr 2016 wurde Sativex (eine Kombination aus THC und CBD) Patienten verabreicht, die aufgrund einer Chemotherapie unter Übelkeit litten. Trotz interessanter Ergebnisse ist das Medikament noch nicht von der FDA zugelassen. CBD bindet nicht nur an eine Reihe von eCBome-Rezeptoren, sondern ist auch vielversprechend bei der Erhöhung des Endocannabinoid-Spiegels (Moleküle, die Übelkeit bekämpfen können), indem es die Geschwindigkeit verringert, mit der sie von katabolen Enzymen des ECS abgebaut werden.

Die komplexe Beziehung zwischen Cannabis und Übelkeit

Hilft das Grasrauchen gegen Übelkeit? Welches ist die beste Sorte gegen Übelkeit? Auf diese Fragen gibt es keine eindeutigen Antworten – noch nicht. Allerdings gibt es zum Thema Übelkeit und medizinisches Marihuana mehr Forschungsergebnisse als zu vielen anderen Krankheiten. Das hat den Weg für cannabisbasierte Medikamente geebnet, die zur Behandlung von durch Chemotherapie verursachter Übelkeit und Erbrechen zugelassen sind.

In nicht allzu ferner Zukunft sollten wir weitere Studien am Menschen sehen, in denen andere Cannabinoide in diesem Zusammenhang getestet werden. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das ECS und die eCBome bei der Regulierung von Übelkeit werden sich ebenfalls weiterentwickeln und die Argumente für den Einsatz und die Zulassung von Cannabis bei verschiedenen Formen von Übelkeit stärken.

External Resources:
  1. Nausea: a review of pathophysiology and therapeutics - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Regulation of nausea and vomiting by cannabinoids and the endocannabinoid system - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. The role of the endocannabinoid system in the brain-gut axis - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Cannaboinoid Antiemetic Therapy - StatPearls - NCBI Bookshelf https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Cannabis Pharmacology: The Usual Suspects and a Few Promising Leads - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Motion Sickness, Stress and the Endocannabinoid System | PLOS ONE https://journals.plos.org
  7. Regulation of nausea and vomiting by cannabinoids - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
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