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Was versteht man unter der Vermehrung von Cannabis mittels Gewebekultur?
Du hast vielleicht schon davon gehört, doch was genau ist Gewebekultur? Wir meinen keine ausgefallene Kleenex-Sekte. Vielmehr werfen wir einen Blick auf eines der effektivsten Mittel zum Klonen von Cannabispflanzen. Erfahre, wie Gewebekultur funktioniert, warum sie wichtig ist und ob sie für den Indoor-Anbau geeignet ist.
Der Cannabisanbau hat es in den letzten Jahren weit gebracht. Weit entfernt von den Zeiten, als heimliche Grower in ihren Kellern illegale Pflanzen anbauten, klonen heute qualifizierte Labortechniker legal erstklassige Genetik in gigantischem Maßstab. Doch was genau ist Gewebekultur, wie wird sie die Cannabisbranche verändern und was bedeutet sie für Homegrower? Im Folgenden findest Du die Antworten auf all diese Fragen und noch viele mehr!
Inhaltsverzeichnis:
- Was versteht man unter Gewebekulturvermehrung (Mikrovermehrung)?
- So funktioniert die Vermehrung von Cannabis mittels Gewebekultur
- Was sind die Vorteile des Gewebekultur-Klonens von Cannabis?
- Was sind die Herausforderungen der Cannabis-Gewebekultur?
- Kann man eine Gewebekultur zu Hause durchführen?
- Cannabis-Mikrovermehrung: Eine spannende Möglichkeit
Was versteht man unter Gewebekulturvermehrung (Mikrovermehrung)?
Bevor wir uns mit den Einzelheiten der Cannabis-Gewebekultur, auch bekannt als Mikrovermehrung, beschäftigen, ist es hilfreich, ein allgemeines Verständnis des Themas und der Technik zu entwickeln. In der biologischen Forschung bezieht sich Gewebekultur auf eine Methode, bei der das Gewebe einer Pflanze in eine künstliche Umgebung gebracht wird, in der die Probe gedeihen und funktionieren kann. Im Kontext des Cannabisanbaus läuft Gewebekultur im Wesentlichen auf Klonen hinaus.
Kurz gesagt: Bei einer Gewebekultur werden der originalen Pflanze kleine Proben entnommen, mit dem Ziel, eine genetisch identische Pflanze zu erschaffen. Die Techniker sterilisieren die Gewebeproben und lassen sie in einer kontrollierten Umgebung in einem sterilen, nährstoffreichen Nährmedium anwurzeln. Da diese Proben zu Beginn nur zentimetergroß sind, können die Labore auf kleinem Raum eine enorme Anzahl von Klonen produzieren.
Die Gewebekultur unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom Klonen mittels Cannabisstecklingen. Obwohl beide Techniken das Ziel haben, eine genetische Kopie der Pflanze zu erzeugen, von der das Ausgangsmaterial stammt, bietet die Mikrovermehrung eine Reihe einzigartiger Vorteile, darunter weniger Krankheitsfälle.
Gewebekultur vs. Klonen: Besser als Stecklinge?
Die Antwort auf diese Frage hängt von der jeweiligen Person und ihren Umständen ab. Stecklinge stellen eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, die Gene einer Mutterpflanze zu erhalten. Vielleicht hast Du einen Phänotyp mit einer Struktur oder einem Aroma gefunden, die Dir gefallen. Das Schneiden von Stecklingen ist eine effektive Methode, diese Eigenschaften zu bewahren. Obwohl diese Technik altbewährt ist, hat sie auch ihre Schwächen. Sie erfordert mehr Platz und kann die Pflanzen anfällig für die Übertragung von Krankheiten machen.
Im Gegensatz dazu benötigt eine Gewebekultur in großem Maßstab viel weniger Platz. Außerdem verringern die für diese Technik erforderlichen sterilen Arbeitsbedingungen die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Krankheiten und Schädlingen erheblich. Trotz dieser und anderer Vorteile erfordert die Mikrovermehrung einige Investitionen sowie Fertigkeiten und wird von Homegrowern, die bereits mit Stecklingen erfolgreich sind, meist als "zu viel des Guten" angesehen.
So funktioniert die Vermehrung von Cannabis mittels Gewebekultur
Wie genau läuft also der Vorgang der Cannabis-Gewebekultur ab? Es ist erwähnenswert, dass es Variationen der Technik und Ausrüstung gibt, die dazu führen können, dass ein Gewebekulturansatz ganz anders aussieht als ein anderer. Es gibt jedoch vier Hauptphasen, die sich über alle Methoden der Mikrovermehrung erstrecken. Sieh Dir im Folgenden jede Phase im Detail an.
Probenentnahme und Sterilisation
Zuerst müssen die Techniker eine Gewebeprobe von einer Spenderpflanze entnehmen. Die Spenderproben werden basierend auf einer Reihe von Kriterien ausgewählt, darunter Cannabinoidgehalt, Terpenprofil und Wachstumsmerkmale. Normalerweise nehmen die Laboranten eine Probe von einem Blatt oder einer Triebspitze. Diese Teile der Anatomie einer Cannabispflanze beherbergen lebende Mikroben, darunter Krankheitserreger und Symbionten. Aus diesem Grund werden sie in einer Isopropyl-Lösung gewaschen, um die Gewebeoberfläche zu sterilisieren und das Wachstum unerwünschter Bakterien sowie Pilze zu verhindern.
Triebvermehrung
Nach der Reinigung geben die Techniker die Proben in ein steriles In-vitro-Nährmedium (in einem Glasbehälter wie einem Reagenzglas). Dieses Medium enthält alles, was die Proben für das Wachstum und Anwurzeln während der nächsten Phase des Vorgangs brauchen, einschließlich Nährstoffen und Pflanzenhormonen. Sie werden normalerweise in eine beleuchtete Umgebung mit einer Temperatur von 25°C und 60% relativer Luftfeuchtigkeit gestellt.
Anwurzeln
Anschließend entwickeln die Proben ein größeres Wurzelsystem. Während dieser Zeit werden die Proben den erforderlichen Nährstoffen und Phytohormonen ausgesetzt, damit sie gesunde Wurzeln entwickeln können, die ihnen helfen werden, sich an ihre zukünftige Anbauumgebung zu gewöhnen.
Akklimatisierung
Bevor Grower die Gewebekulturproben an ihren endgültigen Bestimmungsort umpflanzen, akklimatisieren sie diese an eine ganze Reihe von Umweltvariablen. In den vorangegangenen Wochen wurden die Proben mit konstanten Anbaubedingungen verwöhnt. Nun müssen sie unterschiedlichen Temperaturen und anderen äußeren Faktoren ausgesetzt werden, um sie abzuhärten, ähnlich wie beim "Abhärten" von Gemüse vor dem Auspflanzen im Frühjahr.
Was sind die Vorteile des Gewebekultur-Klonens von Cannabis?
Da Du jetzt weißt, wie sich eine Gewebekultur vom Schneiden von Stecklingen unterscheidet, und die wichtigsten Phasen des Vorgangs kennst, werden wir uns mit den Vorteilen der Mikrovermehrung zur Erzeugung von Klonen auseinandersetzen.
Erfordert nur eine geringe Menge an Pflanzenmaterial
Für eine Cannabis-Gewebekultur wird nur eine kleine Menge an Gewebe pro Probe benötigt. Außerdem kann man als Grower eine Reihe von Pflanzenteilen (von den Buds bis zu den Trieben) zur Herstellung von Proben verwenden. Das bedeutet, dass eine einzige Mutterpflanze zur Herstellung einer Vielzahl von Klonen genutzt werden kann.
Benötigt nicht viel Platz
Die Vermehrung einer Mutterpflanze mithilfe von Gewebekultur spart Platz. Wegen der geringen Größe der Reagenzgläser können Grower auf kleinstem Raum Ausgangsmaterial für unzählige Pflanzen produzieren. Dies hat wichtige Auswirkungen, vor allem auf den kommerziellen Anbau.
Bewahrung der Genetik
Ähnlich wie bei Stecklingen können Gärtner und Züchter mithilfe von Gewebekultur die Genetik eines bestimmten Exemplars bewahren. Im Gegensatz zur Zucht von Samen einer gewünschten Pflanze gewährleistet das Klonen die Erhaltung aller Merkmale – vom phytochemischen Komplex bis hin zur Struktur, Größe und Farbe.
Massenklonen
Mikrovermehrung ermöglicht sowohl kommerziellen Züchtern als auch passionierten Homegrowern, auf engstem Raum eine große Anzahl von Klonen zu entwickeln. So entsteht nicht nur eine riesige Gendatenbank zur Erhaltung einer bestimmten Mutterpflanze, sondern sie hat auch einen beeindruckenden kommerziellen Wert.
Ganzjährige Produktion
Gewebekultur wird aufgrund der klimatischen Kontrolle und Sterilisationsanforderungen ausschließlich in geschlossenen Räumen durchgeführt. Das bedeutet, dass die Hersteller das ganze Jahr über Klone produzieren können, sei es für den persönlichen Bedarf oder für den Verkauf.
Krankheits- und schädlingsfreie Pflanzen
Die komplizierten Sterilisationsverfahren, die beim Klonen von Cannabis-Gewebekulturen angewandt werden, schließen das Auftreten von Schädlingen und Krankheiten fast gänzlich aus – Faktoren, die das Klonen von Pflanzen mittels Stecklingen ernsthaft beeinträchtigen können.
Schnelle Vermehrung
Ähnlich wie beim traditionellen Klonen mithilfe von Stecklingen erzeugt eine Gewebekultur viel schneller reife Pflanzen als das Aussäen von Samen. Bei dieser Methode entfällt auch die Zeit für die Selektion der gewünschten Phänotypen nach der Keimung beim Anbau mit Samen.
Forschung und Entwicklung
Die Cannabis-Gewebekultur hat wichtige Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Genetik und Erforschung der phytochemischen sowie morphologischen Eigenschaften ausgewählter Sorten unter streng kontrollierten Bedingungen. Große Unternehmen werden diese Methode nutzen (viele tun dies bereits), um neue Sorten zu entwickeln.
Was sind die Herausforderungen der Cannabis-Gewebekultur?
Gewebekultur und Klonen besitzen unglaubliches Potenzial für den kommerziellen Anbau ebenso wie für kleine Grower. Alles hat jedoch auch seine Schattenseiten! Informiere Dich im Folgenden über die Nachteile der Mikrovermehrung.
- Kosten
- Die Einrichtung eines richtigen Gewebekulturlabors kann schnell kostspielig werden. Die für den Beginn und die Vergrößerung erforderliche Ausrüstung, einschließlich Sterilisationsanlagen und Glasgefäßen, hat ihren Preis.
- Expertise
- Im Informationszeitalter kann sich praktisch jeder online über die Vor- und Nachteile der Mikrovermehrung informieren. Große Unternehmen brauchen jedoch Leute, die nachweisen können, dass sie wissen, was sie tun, oder die Mittel, um sie in einer offiziellen Funktion zu schulen.
- Arbeitsintensiv
- Trotz der schnellen Produktion genetischer Kopien von Mutterpflanzen erfordert eine Cannabis-Gewebekultur von der Überprüfung der Eigenschaften der Mutterpflanzen bis hin zur Sterilisierung und dem identifizieren von Krankheits- sowie Befallsymptomen eine unglaubliche Liebe zum Detail.
- Aufrechterhaltung einer sterilen Umgebung
- Der Erfolg jeder Gewebekultur hängt von der Aufrechterhaltung einer sterilen Umgebung ab. Dies erfordert ständige Arbeit und Aufmerksamkeit. Wenn man hier versagt, verliert man viel Zeit, Arbeit und möglicherweise auch Geld.
- Gendrift
- Eine Cannabis-Gewebekultur führt zu erstaunlich konsistenten Ergebnissen. Allerdings ist diese Technik nicht völlig sicher im Hinblick auf die genetische Vielfalt. Selbst in derart streng kontrollierten Klon-Populationen kann sich mit der Zeit ein gewisses Maß an Gendrift manifestieren, was zu Pflanzen mit leicht unterschiedlichen Eigenschaften führt.
Kann man eine Gewebekultur zu Hause durchführen?
Auf jeden Fall. Auch wenn die Cannabis-Gewebekultur wie eine Technik erscheinen mag, die nur in Hightech-Laboren eingesetzt werden kann, ist es möglich, diese Methode zu Hause in kleinerem Maßstab durchzuführen.
Wenn Du Dich schon einmal an der Zucht von Pilzen versucht hast, wirst Du Dich wahrscheinlich mit einer Still Air Box (SAB) auskennen. Mit diesem kostengünstigen DIY-Produkt kannst Du relativ sterile Arbeitsbedingungen schaffen. Kaufe Dir ein paar Glasgefäße sowie ein gutes Nährmedium und schon kannst Du zu Hause ein Gewebekulturprojekt starten. Viele Liebhaber von Zimmerpflanzen klonen auf diese Weise alles von Fensterblättern bis hin zu Bogenhanf-Pflanzen. Man kann sich sogar ein spezielles Gewebekultur-Set für Cannabis zulegen, diese sind in der Regel aber relativ teuer.
Cannabis-Mikrovermehrung: Eine spannende Möglichkeit
Bei der Mikrovermehrung von Cannabis kommt der Einfallsreichtum der Botanik voll zur Geltung! Man kann diese Methode als eine weiterentwickelte Version der Stecklingsvermehrung zum Klonen einer Pflanze betrachten. Sicher, die meisten Homegrower haben einfach nicht den Bedarf an Gewebekultur. Dennoch hat diese Methode bereits begonnen, den kommerziellen Anbau und den Markt für Homegrower zu revolutionieren. Außerdem haben abenteuerlustige und obsessive Homegrower mit Gewebekultur bereits gute Ergebnisse erzielt. Wirst Du diese Technik auch einmal ausprobieren?