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Sind dies Deutschlands neue Top-Cannabisfirmen?
Obwohl es von der Bundesregierung nicht bestätigt wird, scheinen fünf Finalisten für das deutsche Bieterverfahren festzustehen. Die Firmen auf dieser Liste, die den deutschen Markt mit medizinischem Cannabis versorgen sollen, sind alle etabliert und die meisten von ihnen stammen aus Kanada.
Die deutsche Regierung hat offensichtlich zumindest eine Vorentscheidung darüber getroffen, wer in Deutschland medizinisches Cannabis anbauen wird. Es kommen jetzt scheinbar fünf Finalisten in Betracht. Diese Liste wurde von der Regierung jedoch nicht bestätigt.
Dr. Werner Knöss, der Chef der Cannabis-Agentur, antwortete per E-Mail. Er schrieb: "BfArM verfolgt Aufgaben, die durch das Gesetz vorgegeben sind. Das laufende Verfahren ist vertraulich und wir dürfen keinerlei Angaben dazu machen. Die Namen der erfolgreichen Teilnehmer werden veröffentlicht, wenn das Ausschreibungsverfahren vollständig abgeschlossen ist."
Dessen ungeachtet wurde diese Liste von Quellen aus der Industrie bestätigt.
Sollte es sich denn bewahrheiten, wäre das Ganze für Industriebeobachter weltweit in der Tat wenig überraschend. Kanadische Firmen dominieren die Liste. Alle sind leistungsstarke Produzenten, mit funktionsfähigen Geschäften in ihrem kanadischen Heimatmarkt, der derzeit ebenfalls expandiert. Alle sind auf mehreren globalen Märkten präsent. Dazu gehören Deutschland und auch Australien.
Eines wird zudem eindrucksvoll klargestellt: Das Geschäft mit Cannabis ist offiziell zur Cannabisindustrie aufgestiegen. Diese Firmen sind finanzkräftig und agieren in einem explodierenden Markt.
WER SIND DIESE FIRMEN?
Maricann (CSE: MARI): Diese Firma hat reichlich Kapital, um ihre Vision kraftvoll umzusetzen. Man hat eben gerade erst $42,5 Millionen für die Expansion in Deutschland aufgenommen. Mit diesem Geld soll ein altes Cargill-Werk in der ehemaligen DDR umgebaut und umgewidmet werden. Die deprimierende ökonomische Situation vor Ort plus Steuergeschenke lassen dies als einen super cleveren Schachzug im Inland erscheinen. Ein weiterer schlauer Schachzug? Der Firmensitz befindet sich in München, wo viele deutsche Krankenversicherungen ihren Sitz haben. Außerdem sitzen im Vorstand zahlreiche einflussreiche Prominente aus der deutschen Gesundheits- und Versicherungswirtschaft.
Bedrocan: Von allen Firmen auf der Liste kann Bedrocan die bei weitem etablierteste Erfolgsgeschichte vorweisen. Diese niederländische Firma, die als Familienunternehmen gegründet wurde, entwickelte sich zum Regierungslieferanten mit lukrativer Monopolstellung. Sie hatte auch bei medizinischen Exporten die Nase vorn, vor allem in Ländern wie Israel, bevor man dort selbst begann, eigenes Cannabis anzubauen. Man sollte meinen, dass dieses Unternehmen derzeit alle Hände voll zu tun hat. Das System des Anbaus für Coffeeshops wird immer rechtskonformer. Es ist klar, dass die holländische Industrie auf dem lukrativen Weg im Inland und auf dem gesamten europäischen Kontinent voranschreitet. Allerdings läuft auch in Holland nicht alles nach Plan. Die meisten Krankenversicherer setzten in diesem Jahr die Kostenübernahme für medizinisches Cannabis zum Ende des ersten Quartals aus. Folglich haben wir es bei Bedrocan mit einem etablierten, bekannten Produzenten zu tun, der auf der Suche nach einem neuen medizinischen Markt ist. Warum also nicht gleich den nebenan? Das Schengen-Abkommen mal außen vor, ist das natürlich ein faszinierendes Vorhaben.
Spektrum Cannabis: Dies ist der Beginn einer globalen medizinischen Marke, die in Deutschland gegründet wurde. Spektrum Cannabis wird von der größten GMP-zertifizierten kanadischen LP Canopy Growth Corp. (OTC: TWMJF) unterstützt, die auch als "Kanadas erstes Pot-Einhorn" bekannt ist. Das Unternehmen wurde in Deutschland unter der Flagge der MedCann GmbH von einem amerikanischen Auswanderer und einem deutschen Stammzellbiologen gegründet. Es erhielt im Sommer 2016 die ersten Einfuhrlizenzen für kanadisches Cannabis. Über Weihnachten 2016 kaufte Canopy dann MedCann auf, woraufhin eine Umfirmierung stattfand. Derzeit hat Spektrum eine Reichweite von ca. 500 Apotheken in Deutschland, Tendenz steigend. Ebenso wie die anderen Unternehmen auf dieser Liste hat Spektrum auch eine beeindruckende Anzahl von Wissenschaftlern und Forschern gewinnen können, die die Entwicklung des Unternehmens leiten können.
Aurora Cannabis (OTC: ACBFF): Bisher ist dies die einzige Firma unter den Finalisten, die am 12. Juli eine öffentliche Erklärung abgab: Ihrer hundertprozentige Tochtergesellschaft Pedianos war der Sprung auf die Liste der Finalisten gelungen. Zwei Wochen später, am 24. Juli, läutete die Firma die Eröffnungsglocke der Börse in Toronto, um den Handelsbeginn ihrer Aktien einzuläuten. Sehr beeindruckend für ein Unternehmen, das den kommerziellen Betrieb erst vor gerade einmal 18 Monaten aufgenommen hat. Aurora ist auch auf dem australischen Markt präsent.
ABcann (TSXV: ABCN): Diese Firma gehörte in Kanada zu den ersten Lizenzinhabern. Erst kürzlich, und zwar am 12. Juli, demselben Tag also, an dem Aurora das Erreichen des Finales bekanntgab, kündigte dieses Unternehmen seine Börseneinführung an der deutschen und amerikanischen Börse an. Dies könnte als ein subtiler Hinweis gemeint gewesen sein. Unabhängig davon geht es auch ihnen ums Geschäft. Der beeindruckend zusammengesetzte Vorstand verdient ebenfalls Erwähnung, zu dessen Mitgliedern auch Raphael Mechoulam gehört, der israelische Forschungspionier.
WAS BEDEUTET DAS ALLES FÜR DIE INDUSTRIE?
Ohne Zweifel ist dies eine interessante Zeit für die globale Industrie. Allerdings besagt das offensichtliche Aussieben dieser fünf Finalisten noch etwas viel Interessanteres.
Es ist klar, dass die deutsche Regierung versucht sich bedeckt zu halten, bis das Wachstum hier beginnt – vermutlich also bis 2019. Das heißt, sie brauchen starke Export-Import-Partner mit der nötigen Expertise. Aus einer Volumenperspektive bedeutet das, dass man von den kanadische Firmen erwartet, dass sie von nun an bis 2019 den Großteil des deutschen Medizinmarktes versorgen werden. Nur die größten Unternehmen können dies leisten. Darüber hinaus werden sie sich auch strengen internationalen Standards für den Versand und die Regelüberwachung unterwerfen müssen.
Mit diesem Prozess wird jedoch ein wertvoller, eurozentrierter medizinischer Markt geschaffen, der Verbindungen zu allen anderen wichtigen medizinischen Märkten unterhält. Eine Anbauindustrie in Deutschland könnte die bisher gegenüber medizinischen Reformen misstrauischen Nachbarn (einschließlich Frankreich) beliefern. Gleichzeitig wird der Prozess zur weiteren Professionalisierung und Globalisierung der Branche selbst führen.
WAS BEDEUTET DIES FÜR DIE MEDIZINISCHE REFORM?
Zweifellos wird der deutsche Markt dazu beitragen, dass sich in einem weiteren Land ein regulierter Markt etabliert. Dass dies so eng mit den Entwicklungen auf dem kanadischen Markt verknüpft wird, ist ebenfalls interessant. In beiden Märkten verhalten sich die Krankenkassen immer noch zögerlich, was die Kostenübernahme für medizinisches Cannabis angeht. Die Entwicklung zweier medizinischer Märkte, die von denselben Firmen beliefert werden, wird auch dieses Problem klarer definieren. Für jeden sichtbar. Es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Diskussion (zum Beispiel) zu einem amerikanischen Modell für die Krankenversicherung führen wird.
Es ist ebenso sehr wahrscheinlich, dass zumindest der Rest von Europa in irgendeiner Weise ernsthaft auf den fahrenden medizinischen Zug aufspringen wird.
WAS BEDEUTET DIES ALLES FÜR DIE REFORM VON FREIZEITCANNABIS?
Obwohl das deutsche Bieterverfahren eigentlich absolut nichts mit der Reform von Freizeitcannabis zu tun hat, ist dies doch der Fall. Alle in Erwägung gezogenen Unternehmen des kanadischen Marktes sind nämlich sowohl medizinisch als auch auf Freizeitcannabis ausgerichtet. Für den Markt in Kanada bedeutet dies, dass sie im nächsten Jahr ihre Heimat ebenso mit Cannabis zu Genusszwecken beliefern werden.
Ob dies in anderen Ländern zu einer vergleichbaren Entwicklung führen wird, ist sehr unklar.
Das beginnt mit Deutschland. Falls Angela Merkel ein viertes Mal gewählt werden sollte, was allgemein erwartet wird, steht für die nächsten vier Jahre allein die medizinische Reform auf der Tagesordnung. Es könnte auch auf Experimente in einigen Städten hinauslaufen, um im Inland die wachsende Ungeduld an der Front von Freizeitcannabis zu besänftigen. Dies könnte dann auch in Verbindung mit der BfArM erfolgen. Wer weiß das schon zum jetzigen Zeitpunkt? Hier steht vieles noch absolut in den Sternen.
Andere Länder könnten aber auch betroffen sein. Dazu gehören Spanien, die Schweiz, Italien und sogar die Niederlande - die alle mit dem Gedanken spielen, die Vorschriften zu ändern.
Fazit? Unabhängig davon, ob einige oder alle dieser Firmen den nächsten Schnitt machen, ist eine Sache kristallklar:
Der Markt für medizinisches Cannabis ist in Europa angekommen. Und zum größten Teil wird er den deutlichen Geschmack von kanadischem Ahorn verströmen.