By Luke Sumpter


Pilze und Cannabis haben in vielen Köpfen eine inhärente Verbindung. Genau wie Weed haben gewisse Pilzarten eine psychoaktive Wirkung, die das Gehirn auf einzigartige und tiefgreifende Weise beeinflusst. Ebenso untersuchen Wissenschaftler sowohl Cannabis als auch mehrere Pilzarten auf ihr therapeutisches Potenzial. Abseits dieser eher unspezifischen Ähnlichkeiten zeigen jüngste Studien jedoch, dass Pilze und Cannabis eine chemische Brücke gemeinsam haben, die diese zwei biologischen Reiche stärker annähert, als man es je für möglich gehalten hätte. Denn beide enthalten Komponenten, die das menschliche Endocannabinoid-System beeinflussen – ein Signalnetzwerk, das dafür verantwortlich ist, so ziemlich alles in unserem Körper im Gleichgewicht zu halten und zu regulieren. Willkommen in der Welt der Mykocannabinoide!

Eine Einführung in Mykocannabinoide

Um verstehen zu können, was Mykocannabinoide sind, müssen wir zunächst die Definition von Cannabinoiden im Allgemeinen betrachten.

Nachdem er die Struktur von CBD bestätigt und THC isoliert hatte, definierte[1] der legendäre Cannabiswissenschaftler Dr. Raphael Mechoulam Cannabinoide als eine „Gruppe von C21-Verbindungen, die typisch für Cannabis sativa sind und in ihren Carbonsäuren, Analoga sowie Transformationsprodukten vorkommen“.

Schon der Name dieser chemischen Gruppe impliziert, dass Cannabinoide in Cannabispflanzen vorkommen. Ihre Definition[2] hat sich seitdem jedoch erweitert, um auch Moleküle einzuschließen, die in einer Vielzahl von Pflanzenarten vorkommen, die den Cannabinoiden von Cannabis entweder chemisch ähneln oder direkt mit den Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems interagieren können. Diese als „Phytocannabinoide“ („phyto“ ist griechisch für „Pflanzen“) bezeichneten Verbindungen aktivieren CB1- und/oder CB2-Rezeptoren auf eine ähnliche Weise wie THC und verwandte Moleküle, die in Cannabis vorkommen.

Terpineol Cannabis Terpene

Kürzlich haben Forscher in mehreren Pilzarten Verbindungen entdeckt, die ebenfalls an Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems binden. Da sie jedoch aus einem anderen biologischen Reich stammen, sind diese neuartigen Moleküle per Definition keine Phytocannabinoide. Genau wie pflanzliche Cannabinoide beeinflussen Mykocannabinoide das Endocannabinoid-System direkt, doch ihr Vorkommen in Pilzen deutet auf ein möglicherweise gewaltiges Reservoir an unentdeckten Cannabinoiden in der Natur hin. Auch wenn bislang nur ein Bruchteil erfasst und benannt worden ist, schätzen Studien, dass in der Tat über 600 000 Pilzarten[3] existieren.

Cannabinoide kommen nicht nur in Cannabis vor

Wie gesagt, kommen Cannabinoide nicht nur in Cannabis vor. Bevor wir die bekannten Mykocannabinoide vorstellen, sehen wir uns andere Pflanzen an, die diese faszinierenden Verbindungen produzieren:

  • Brokkoli: Neben anderen Mitglieder der Kohl-Gattung produziert auch Brokkoli ein dietätisches Indol, das als DIM[4] bekannt ist und teilweise den CB2-Rezeptor aktiviert.
  • Kava: Die Kava-Pflanze, die in Polynesien traditionell als Getränk konsumiert wird, um einen entspannenden Zustand hervorzurufen, enthält das Yangonin-Molekül[5], das den CB1-Rezeptor aktiviert – derselbe, der von THC getriggert wird.
  • Karotten: Dieses Gemüse enthält ebenfalls einen CB1-Rezeptor-Agonisten, der als Falcarinol bekannt ist.
  • Schwarzer Pfeffer: Neben Nelken, Rosmarin sowie anderen Kräutern sowie Gewürzen enthält auch dieses Gewürz das Terpen und Cannabinoid β-Caryophyllen, das direkt auf den CB2-Rezeptor wirkt.

Pilze vs. Pflanzen: Eine wichtige Unterscheidung

Cannabinoide kommen also nicht nur in Cannabis vor, sondern auch in anderen Pflanzen und sogar Pilzen. Bevor wir uns damit befassen, was die Wissenschaft bislang über Mykocannabinoide herausgefunden hat, sollten wir uns eine Sekunde Zeit nehmen, um Pilze wirklich zu würdigen. Wir könnten natürlich auch alle Cannabinoide unter demselben Oberbegriff zusammenfassen. Da sich unser Verständnis des Pilzreiches jedoch ständig erweitert, ist es wichtig, Anerkennung zu zollen, wenn es angebracht ist.

In der Vergangenheit fassten Taxonomen Pilze und Pflanzen in einer Gruppe zusammen. Als sich das Verständnis weiterentwickelte, wurden sie ihrem eigenen biologischem Reich zugeordnet. Trotzdem blieben Pilze bis vor Kurzem unter dem Radar des Mainstreams. Nun erhalten Pilze endlich mehr Aufmerksamkeit, da wir immer mehr über ihre entscheidende Rolle in Ökosystemen und der Landwirtschaft sowie darüber erfahren, wie sie der Menschheit als Ganzes nutzen können.

Es wird jedoch noch lange dauern, bis sie die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Da Pilze nur 0,2 % unserer globalen Schutzprioritäten ausmachen, arbeiten Gruppen wie die Initiative Fauna Flora Funga (FFF)[6] daran, Fürsprecher zu gewinnen, die Forschung voranzutreiben und Pilze besser zu schützen. Durchbrüche in der Pilzforschug, darunter die Entdeckung von Cannabinoiden, die es nur in diesem biologischen Reich gibt, halfen dabei, Interesse und eine allgemeine Neugier auf Pilzarten zu wecken, von denen wir noch nicht einmal wussten, dass sie existieren!

Marihuana and Mushrooms

Medizinische Pilze: Tragen Mykocannabinoide zu ihren Nutzen bei?

Von den vielen bekannten Pilzarten nutzen Menschen seit Tausenden von Jahren eine Handvoll medizinischer Pilze wegen ihrer vermuteten therapeutischen Wirkung. Zu diesen gehören Adaptogene[7] wie der legendäre Reishi-Pilz, die dabei helfen, Anspannung zu lösen. In der Antike schrieben die Ärzte jener Zeit ihre Wirkung spirituellen Fähigkeiten zu; die moderne Wissenschaft versteht jedoch, dass diese Pilze viele verschiedene Bestandteile enthalten, die auf spezifische Weise auf unsere Physiologie wirken. Nun stellt sich heraus, dass ihre Wirkung auf das Endocannabinoid-System einige der begehrten Effekte auf Geist und Körper verstärken könnten.

Welche medizinischen Pilze enthalten Mykocannabinoide?

Lass uns also die drei mächtigen Pilze erkunden, die bekanntlich Mykocannabinoide enthalten. Du bist vermutlich mit mindestens einer dieser Arten vertraut und nun wirst du sie in einem ganz neuen Licht sehen!

Reishi

Mehrere Reishi-Arten, die auch unter dem traditionellen chinesischen Namen Lingzhi bekannt sind, werden im globalen Osten seit Jahrtausenden als Quelle der Langlebigkeit geschätzt. Die moderne Wissenschaft zeigt, dass Reishi eine Reihe von bioaktiven Komponenten enthält, und er war der Gegenstand früher Forschung[8], die sich auf Tumore sowie bakterielle und virale Infektionen konzentriert. Die Belege deuten außerdem darauf hin, dass er helfen könnte, das Immunsystem zu modulieren. Was Mykocannabinoide betrifft, wurden in einer 2020 im „Journal of Ethnopharmacology“ publizierten wissenschaftlichen Arbeit[9] eine Reihe neuartiger Verbindungen in zwei Reishi-Spezies identifiziert. Es wurde festgestellt, dass Ganoderma cochlear drei Moleküle enthält, die sowohl an CB1- als auch an CB2-Rezeptoren binden. Ebenso fand man heraus, dass Ganoderma hainanense eine Verbindung produziert, die den CB1-Rezpeptor blockiert.

mycocannabinoids - reishi

Cordyceps

Mehrere Spezies der Cordyceps-Gattung, die wegen ihrer Fähigkeit, lebende Insekten zu infizieren, auch als „Zombiepilze“ bekannt sind, haben ebenfalls eine lange holistische Nutzungsgeschichte. Cordyceps sinensis sind zum Beispiel mittlerweile richtig teuer, da ihnen zugeschrieben wird, Energie und Ausdauer zu steigern[10], Langlebigkeit zu fördern und das Immunsystem zu unterstützen. Eine Vielzahl von Verbindungen soll die Wirkung der Pilze verstärken und es stellte sich heraus, dass Cordyceps auch eine Quelle von Mykocannabinoiden sein könnten. Durch die Verbesserung der Fähigkeit von Cordyceps annulata, sekundäre Metaboliten zu produzieren, entdeckte ein japanisches Forscherteam vier neue Verbindungen namens Annullatine[11], die an Cannabinoidrezeptoren binden können. Annullatin A aktiviert sowohl CB1- als auch CB2-Rezeptoren, wohingegen Annullatin B und D den CB1-Rezeptor aktivieren sowie die Signalübertragung des Endocannabinoid-Systems verringern, wenn sie an den CB2-Rezeptor binden.

mycocannabinoids - cordyceps

Schmetterlings-Tramete

Schmetterlings-Trameten wachsen in den Wäldern Nordamerikas, Europas und Asiens, wo sie gewöhnlich auf verfaulenden Baumstämmen und -stümpfen zu finden sind. Diese Pilze sind aufgrund von Humanstudien[12] berühmt geworden, die ihr holistisches Potenzial wissenschaftlich untermauert haben. Von allen Bestandteilen in dem Pilz hat vor allem Polysaccharidpeptid (PSP) beeindruckendes Potenzial gezeigt, Immunzellen zu aktivieren und Apoptose[13] in Krebszellen zu bewirken. Interessanterweise zeigt eine*Studie[14] aus dem Jahr 2019, dass dasselbe Molekül an den CB2-Rezeptor bindet, eine Stelle, die als neuartiges Ziel[15] bei der Behandlung von manchen Krebsarten betrachtet wird.

mycocannabinoids - turkey tail

Die Zukunft von Mykocannabinoiden in der Welt des Weeds

Genau wie Cannabis enthalten auch Pilze Cannabinoide, die das Endocannabinoid-System beeinflussen. Während dies bereits extrem aufregend ist, stellen die oben genannten Erkenntnisse womöglich nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs dar. Wenn man bedenkt, dass die meisten Pilzarten wahrscheinlich sogar unentdeckt bleiben, kann man eine Vorstellung davon bekommen, welches enormes Potential an neuartigen Verbindungen in ihnen schlummert, die an Cannabinoidrezeptoren binden und möglicherweise holistische Wirkungen bieten können. Darüber hinaus deutet die Forschung zum Entourage-Effekt darauf hin, dass Cannabinoide und andere Cannabisbestandteile auf synergetische Weise zusammenarbeiten. Dies legt nahe, dass wir irgendwann in der Zukunft Rezepturen nutzen könnten, die Phytocannabinoide, Mykocannabinoide, Terpene und andere Komponenten kombinieren, um maßgeschneiderte, wünschenswerte Ergebnisse zu erzielen. Die Zukunft sieht pilzartig aus!

External Resources:
  1. Cannabinoids: Definitional ambiguities and a proposal https://www.sciencedirect.com
  2. Download Cite Share Favorites Permissions Perspective A closer look at cannabimimetic terpenes, polyphenols, and flavonoids https://journals.lww.com
  3. State of the World's Plants and Fungi 2023 https://www.kew.org
  4. Lipid G protein-coupled receptor ligand identification using beta-arrestin PathHunter assay - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Beyond Cannabis: Plants and the Endocannabinoid System http://ethanrusso.org
  6. FFF – Fauna Flora Funga https://faunaflorafunga.org
  7. A current status of adaptogens: natural remedy to stress https://www.sciencedirect.com
  8. Ganoderma lucidum (Lingzhi or Reishi) - Herbal Medicine - NCBI Bookshelf https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Identification of novel phytocannabinoids from Ganoderma https://www.sciencedirect.com
  10. Rhodiola crenulata- and Cordyceps sinensis https://www.liebertpub.com
  11. Dihydrobenzofurans as cannabinoid receptor ligands from Cordyceps annullata https://www.sciencedirect.com
  12. FDA Approves Bastyr Turkey Tail Trial for Cancer Patients | Bastyr University https://bastyr.edu
  13. Identifying the mechanism of polysaccharopeptide against breast cancer https://bmccancer.biomedcentral.com
  14. Polysaccharopeptide from Trametes versicolor https://www.sciencedirect.com
  15. Overexpression of cannabinoid receptor https://onlinelibrary.wiley.com
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