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Medizinisches Cannabis vs. Cannabis als Genussmittel: Was ist der Unterschied?
Manche Cannabissorten behandeln Krankheiten und mit anderen kann man gut high werden, oder? Eigentlich sind die Unterschiede viel nuancierter und haben mehr mit dem Nutzer als der Sorte zu tun. Ob Menschen Cannabis nun aus medizinischen oder Freizeitzwecken verwenden – ein ausgewogeneres Cannabinoidprofil scheint zunehmend beliebter zu werden.
Inhaltsverzeichnis:
Im Cannabisraum wird viel von "medizinischem Cannabis" und "Cannabis als Genussmittel" gesprochen. In den USA und Kanada gibt es verschiedene Fachgeschäfte, um diesen unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden, und manchmal bieten sie sogar unterschiedliche Arten von Cannabis zu unterschiedlichen Preisen an.
Aber was sind denn nun wirklich die Unterschiede? Ist medizinisches Cannabis anders als Cannabis als Genussmittel oder nicht? Sind manche Arten von Cannabis medizinisch bedeutsam, während andere nur high machen? Wenn man bedenkt, wie wenig wir über die Nuancen zwischen Sorten sowie die Art und Weise wissen, auf die Cannabis gewisse Krankheiten behandeln könnte oder nicht, scheint es unwahrscheinlich, dass wir klar definieren können, welche Sorte als "Arzneimittel" und welche als "Genussmittel" eingestuft werden sollte.
Gegenwärtig läuft die Unterscheidung zwischen diesen Cannabisarten auf zwei Dinge hinaus.
Erstens auf die Legalität. In vielen Orten auf der Welt ist medizinisches Cannabis legal, während Cannabis als Freizeitdroge illegal ist. Also gibt es eine eindeutige Unterscheidung hinsichtlich der Zugänglichkeit. Zweitens bezieht sich die Unterscheidung auf Marktunterschiede, die größtenteils auf dem US-Markt und in geringerem Maße auf dem kanadischen Markt basieren.
Was bedeutet medizinisches Cannabis?
Obwohl Menschen die Bezeichnung "medizinisches Cannabis" gerne verwenden, gibt es keinen echten Konsens darüber, was eine bestimmte Art von Cannabis medizinisch wirksam macht. Mit anderen Worten: Medizinisches Cannabis ist letztendlich Cannabis, das für die Linderung von mit medizinischen Leiden assoziierten Symptomen eingesetzt wird. Die Art des Produkts ist für den Zweck nebensächlich.
Außerdem hat sich das allgemeine Verständnis des medizinischen Potenzials von Cannabis gewandelt. In der jüngeren Vergangenheit galt Cannabis als medizinisch wirksamer, wenn es einen höheren THC-Gehalt hatte. Im Grunde war man der Ansicht "je stärker, desto besser". Da jedoch immer mehr Forschung zu Cannabis und seinen potenziellen medizinischen Anwendungsmöglichkeiten durchgeführt wird, zeichnet sich immer deutlicher ab, dass ein gesundes Gleichgewicht von Cannabinoiden die meisten Nutzen für medizinische Anwender zu bieten scheint.
Ganz allgemein gesagt bezieht sich medizinisches Cannabis also wahrscheinlich auf Cannabissorten mit einem ausgewogenen THC-zu-CBD-Verhältnis. Mehr und mehr werden auch andere Cannabinoide wie CBG und CBN beim Anbau und der Zucht von Sorten aktiv in Betracht gezogen.
Der "Entourage-Effekt" ist der Name, der der vorteilhaften Wechselwirkung zwischen verschiedenen Cannabinoiden, Terpenen und Flavonoiden beim gemeinsamen Konsum gegeben wurde. Oft hört man von THC- oder CBD-reichem Cannabis, aber sie allein machen nur einen kleinen Teil des Gesamtbildes aus. Es gibt zunehmend Belege dafür, dass Sorten, die den Entourage-Effekt nutzen, eine ganzheitlichere Wirkung bieten, obwohl wir noch weit davon entfernt sind, die Feinheiten dieses Phänomens voll und ganz zu verstehen.
Was bedeutet Cannabis als Genussmittel?
Anstatt eine Erkrankung zu behandeln, wird Cannabis als Genussmittel genutzt, um high zu werden.
Oberflächlich betrachtet neigt Cannabis als Genussmittel dazu, höhere THC-Werte und deutlich niedrigere CBD-Werte zu haben. Gleichwohl ist dies eine unglaublich verallgemeinerte Ansicht der Unterscheidung zwischen den beiden Arten.
Cannabis als Genussmittel wird wahrscheinlicher starke Effekte hervorrufen, die aber auch eher unangenehm werden können, wenn zu viel konsumiert wird.
Aber gibt es wirklich einen Unterschied?
Wir befinden uns noch am Anfang des Verständnisses, wie Cannabis verschiedene Krankheiten beeinflussen könnte. Obwohl einige Unterscheidungen zwischen Cannabis als Arznei- und Genussmittel an Orten bestehen, wo beides legal ist, sind diese dürftig und verändern sich ständig.
Falls jemand der Meinung ist, dass THC-reiches Cannabis ihm hilft, erscheint es seltsam, ihn als Freizeitnutzer zu definieren, wenn er es explizit für medizinische Zwecke einsetzt. Während Nutzer in gewissen Ländern oder Bundesstaaten Zugang zu zugelassenem und verschriebenem medizinischem Cannabis haben, müssen Patienten in vielen Nationen ihr Cannabis noch immer illegal beschaffen, da es weiterhin verboten ist. Sie je nach Cannabinoid-Konzentration in ihrem Weed als "medizinische Nutzer" oder "Freizeitnutzer" zu definieren, ist also vermutlich nicht die richtige Herangehensweise.
Ebenso wenden sich mittlerweile auch viele Freizeitkonsumenten ausgeglicheneren Sorten zu, die sanftere Effekte bieten. Doch bloß weil sie nicht so high wie möglich werden wollen, heißt das nicht, dass sie "medizinische Nutzer" sind.
Viele Nutzer fallen zudem in beide Kategorien, was die Feststellung eines konkreten Unterschieds zwischen ihnen noch schwieriger macht.
Medizinisches Cannabis vs. Cannabis als Genussmittel
Im Folgenden werden wir die allgemeinen Unterschiede zwischen medizinischem Cannabis und Cannabis als Genussmittel auf der Grundlage der Verkaufsart in den USA erläutern. Denn dort, wo es einen Markt für beides gibt, besteht eine praktische Unterscheidung.
Potenz
Heutzutage neigt medizinisches Cannabis dazu, weniger potent als Cannabis für Freizeitzwecke zu sein. Die Potenz bezieht sich hierbei ausdrücklich auf den THC-Gehalt und nicht auf den gesamten Cannabinoidgehalt. Genau genommen hat Cannabis als Genussmittel wahrscheinlich niedrigere Konzentrationen von anderen Cannabinoiden als medizinisches Cannabis.
Cannabis als Arzneimittel hingegen bietet oft höhere CBD-Werte. Viele Studien untersuchen die potenziellen medizinischen Effekte von CBD und anderen Cannabinoiden. Auch wenn genaue Antworten noch außer Reichweite liegen mögen, sehen die bisherigen Befunde sehr vielversprechend aus.
Wirkung
THC-reiche Cannabissorten haben verglichen mit ausgeglichenen Sorten eine viel stärkere Wirkung und dies kann sie weniger geeignet für jene Nutzer machen, die eine regelmäßige Behandlung brauchen oder wünschen. Wenn jemand Cannabis den ganzen Tag über nutzt, um ein Leiden zu behandeln, könnte der Konsum von unglaublich starkem Weed seine Fähigkeit beeinträchtigen, ein normales Leben zu führen. Subtileres, ausgewogeneres Cannabis hingegen lässt sich besser in den Alltag integrieren.
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass dies der Punkt ist, an dem Nutzervorlieben im Widerspruch zu allgemein verstandenen Unterscheidungen stehen können.
Obwohl es generell den Anschein hat, dass ausgeglichene, moderate Effekte am ehesten medizinisch wirksam sind, ist dies nicht in Stein gemeißelt. Während ein Nutzer der Meinung ist, dass ein leichtes High und etwas Entspannung helfen, seine Probleme zu erleichtern, könnte ein anderer der Ansicht sein, dass zum Beispiel die potente Wirkung einer THC-reichen Sativa die beste Behandlung bietet.
Qualität
Es gibt einige Fälle, in denen sich für medizinische Zwecke angebautes Cannabis als von besserer Qualität erweist. Unabhängig davon, ob dies bedeutet, dass es weniger Pestiziden ausgesetzt ist, unter strengeren Bedingungen angebaut wird, mehr Qualitätskontrollen unterliegt oder einfach sorgfältiger angebaut wird, ist für medizinische Zwecke angebautes Cannabis wahrscheinlich von höherer Qualität, da es stark reguliert wird.
Aber auch gutes Cannabis für Freizeitzwecke wird stark reguliert. Natürlich gibt es auch Züchter und Fachgeschäfte, die von minderwertigem Weed profitieren, da sie aufgrund lascherer Regularien damit durchkommen – auch wenn diese nicht ganz so lasch sind. Doch es gibt auch minderwertigen und hochwertigen Alkohol, dessen Kauf kein Ratespiel ist. Falls Du es also auf hochwertiges Cannabis für Genusszwecke abgesehen hast, ist es vollkommen zugänglich, nur vielleicht etwas teurer.
Genau genommen bedeutet die Rentabilität von hochwertigem Cannabis, dass das gute Zeug oftmals von außergewöhnlich guter Qualität ist. Ein medizinischer Nutzer, der weiß, was er will, wird nicht enttäuscht sein, wenn er Cannabis in einem guten Fachgeschäft für Cannabis als Genussmittel kauft – und er wird wahrscheinlich mehr Auswahl haben.
Vielfalt
Aufgrund der begrenzten Marktdefinitionen von medizinischem Cannabis werden Nutzer in medizinischen Abgabestellen vermutlich weniger Abwechslung als in Verkaufsstellen von Cannabis als Genussmittel finden. In einer medizinischen Umgebung werden Dir zum Beispiel wahrscheinlich weniger "Kraftpakete mit 33% THC und erhebenden Effekten, die Dich ins Weltall befördern", begegnen.
Allerdings wirst Du in Fachgeschäften für Freizeitcannabis vermutlich auf chillige Sorten mit ausgewogenen Verhältnissen und ganzheitlichen Effekten stoßen. Durch den Aufstieg von CBD-Ergänzungsmitteln werden diese Arten von Cannabissorten auch außerhalb ausschließlich medizinischer Umgebungen begehrter und ihre Zugänglichkeit wird wahrscheinlich weiter zunehmen.
Konsum
Die Konsummethode ist ein Bereich, in dem es eine klare Unterscheidung zwischen medizinischem Cannabisgebrauch und Freizeitnutzung zu geben scheint. Auch wenn jeder Nutzer Cannabis auf die Weise konsumieren kann, die er am geeignetsten findet, verwenden medizinische Anwender eher weniger traditionelle Methoden. Während das Rauchen von Blüten und Haschisch in Joints, Spliffs und Bong- oder Pfeifenköpfen bei Freizeitnutzern noch immer am beliebtesten ist, entscheiden sich medizinische Anwender eher für Konzentrate, Tinkturen und Edibles.
Ein Grund dafür ist, dass viele medizinische Nutzer keine Rauchervergangenheit haben und deshalb keine Verbindung zu der Zeremonie dieser eher traditionellen Methoden verspüren. Außerdem wissen wir alle, dass Rauchen schlecht für unsere Körper ist, also könnte das Inhalieren von verbranntem Materialien je nach individueller Erkrankung kontraproduktiv sein!
Anbau
Es gibt nicht wirklich konkrete Unterschiede zwischen dem Anbau von medizinischem Cannabis und Cannabis für Genusszwecke. Oder besser: Es gibt keine Unterschiede zwischen dem Anbau von medizinischem Cannabis und hochwertigem Cannabis für Genusszwecke.
In beiden Situationen sollte Folgendes vorhanden sein:
- Hochwertige Samen
- Biologische Methoden (um die Verwendung von Chemikalien auf einem Minimum zu halten)
- Kontrollierte Indoor-Umgebung oder optimales Outdoor-Set-up
Ein wichtiger Unterschied ist, dass medizinisches Cannabis fast immer indoor angebaut wird, da dies viel größere Kontrolle über das Endprodukt bietet. Mit sorgfältiger Kontrolle über Licht und Temperatur können verschiedene Profile von Cannabinoiden und Terpenen erzielt werden. Wenn Du weißt, was Du suchst, kann dies sehr hilfreich sein.
Falls Du ein Freizeitnutzer bist, kann man aber im Grunde dasselbe sagen. Wenn Du jedoch in einer geeigneten Umgebung arbeitest, wird es vermutlich eher Freizeitkonsumenten ansprechen, im Sommer draußen Samen zu pflanzen und eine riesige Ernte von potenten (aber weniger vorhersehbaren) Buds zu ernten.
Letztendlich ist der Hauptunterschied beim Anbau die Legalität. In manchen Orten können jene, die offiziell als medizinische Cannabisnutzer eingestuft sind, legal ihr eigenes Cannabis anbauen, während es für andere immer noch verboten ist. Obwohl sich die Anbaumethoden nicht unterscheiden mögen, könnten die Realitäten von medizinischen versus Freizeit-Growern krass voneinander abweichen.
Zugänglichkeit
Allgemein ist medizinisches Cannabis viel zugänglicher als Freizeitcannabis. In den USA haben zum Beispiel mehr Bundesstaaten medizinisches Cannabis legalisiert als Cannabis für Freizeitzwecke und man muss lediglich 18 und nicht 21 Jahre alt sein, um sich zu qualifizieren. Gleichwohl benötigt man für den Zugang zu medizinischem Cannabis die Verschreibung eines Arztes, wohingegen jeder Volljährige Cannabis als Genussmittel kaufen kann (wo es legal ist).
Im Großen und Ganzen neigt medizinisches Cannabis dazu, preiswerter zu sein, da es steuerfrei ist. Für geringere Einkommen kann dies den Zugang zu Cannabis also zu einer erschwinglicheren Option machen. Bei Nutzern, denen medizinisches Cannabis wirklich hilft, sollte diese rechtliche Unterscheidung nicht übersehen werden.
In manchen Ländern ist medizinisches Cannabis legal und Cannabis als Genussmittel nicht. In diesem Fall wird medizinisches Cannabis selbstverständlich (legal) zugänglicher sein. Die Wirklichkeit könnte jedoch etwas anders aussehen. Falls es stark reguliert wird, sieht die Wahrheit so aus, dass es einfacher sein könnte, Cannabis illegal zu erwerben, als es von einem Arzt verschrieben zu bekommen.
Kennt mein Körper den Unterschied zwischen medizinischem Cannabis und Cannabis für Genusszwecke?
Da es keinen konkreten Unterschied zwischen Cannabis als Arznei- und Genussmittel gibt, kennt ihn auch Dein Körper nicht. Dein Körper spürt jedoch die unterschiedlichen Effekte von verschiedenen Arten von Cannabis und Konsummethoden; einzelne Nutzer könnte einige von diesen medizinisch brauchbar finden und andere nicht.
Was ist besser: Cannabis als Genussmittel oder medizinisches Cannabis?
Das hängt vom Nutzer ab. Wenn Dein Ziel darin besteht, wirklich high zu werden, dann wird wahrscheinlich THC-reiches "Freizeitcannabis" Deine Anforderungen erfüllen. Falls Du hingegen versuchst, irgendein Leiden zu bändigen und dabei trotzdem noch zu funktionieren, dann könnte eine THC-arme, "medizinische" CBD-Sorte Deine Bedürfnisse eher erfüllen.
Bei der Einschätzung, ob Cannabis aus medizinischen oder Genussgründen konsumiert wird, ist es wichtig, sich die Intention des Nutzers statt die Sorte oder das Produkt an sich anzusehen. Hänge Dich nicht zu sehr an vorgefassten Meinungen und Unterscheidungen auf. Im Ganzen gesehen sind sie schlecht verstandene Marktbegriffe.
- The "Entourage Effect": Terpenes Coupled with Cannabinoids for the Treatment of Mood Disorders and Anxiety Disorders - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Use of cannabidiol in anxiety and anxiety-related disorders - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780128007563001150