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Kann man im Weltraum Weed anbauen?
Die Menschheit entwickelt die Raumfahrt immer weiter, was auch für kosmische Landwirtschaft gilt, die das Überleben im All sichern soll. Derzeit baut die NASA auf der Internationalen Raumstation Gemüse an, doch hat auch Cannabis das Zeug dazu, im Weltraum zu überleben? Erfahre hier, wie der Cannabisanbau im All in Zukunft Realität werden könnte.
Inhaltsverzeichnis:
- Ist es möglich, im Weltraum Cannabis anzubauen?
- Wie würde sich Schwerelosigkeit auf das Wachstum von Cannabispflanzen auswirken?
- Welche weiteren Herausforderungen gibt es beim Cannabisanbau im Weltraum?
- Bietet der Anbau von Cannabis im Weltraum möglicherweise Vorteile?
- Anbauen, wo noch nie ein Mensch angebaut hat
Der Anbau von Weed im Weltraum mag wie Stoff aus einem Science-Fiction-Stonerfilm klingen, doch könnte es bei der Geschwindigkeit, mit der die Weltraumforschung voranschreitet, eines Tages durchaus Realität werden. Während unsere größten Raumfahrtingenieure derzeit an dringlicheren Projekten arbeiten, wie etwa der Ausweitung der Präsenz der Menschheit auf den Mond, den Mars und darüber hinaus, konzentrieren sich die Bemühungen der NASA auch auf den Anbau von Pflanzen im Weltraum. Obwohl die Forschung sich derzeit auf Pflanzen konzentriert, die als Nahrungsmittel verwendet werden, ist es wahrscheinlich, dass mit fortschreitender Weltraumforschung auch Cannabis neben Salatgemüse im Kosmos angebaut werden wird. Lies weiter, um mehr über die Besonderheiten des Cannabisanbaus im Weltraum zu erfahren.
Ist es möglich, im Weltraum Cannabis anzubauen?
Was den Anbau von Weed im Weltraum betrifft, müssen wir zwei Faktoren berücksichtigen: die Physik der Umgebung sowie vom Menschen geschaffene Voraussetzungen. Auf der Erde war Cannabis im Laufe der Menschheitsgeschichte zeitweise verboten, was in vielen Ländern auch heute noch der Fall ist. Im Weltraum hingegen sieht die gesetzliche Situation anders aus: Der 1966 vereinbarte Weltraumvertrag[1] der Vereinten Nationen legt den Grundstein für das Verhalten der Nationen im Weltraum. Während das Dokument nicht nur allen Staaten die Erforschung des Weltraums erlaubt, sondern auch bestätigt, dass der Mond und alle Himmelskörper nur für friedliche Zwecke genutzt werden dürfen sowie insbesondere den Einsatz von Atomwaffen im Weltraum und auf anderen Planeten verbietet, wird Cannabis darin nicht erwähnt.
Darüber hinaus ist es Astronauten verboten, auf der Internationalen Raumstation (ISS) zu rauchen; auch die Astronauten der Apollo-Missionen mussten sich an diese Regel halten. Viele Cannabis-Enthusiasten glaubten, auf der ISS sei das Rauchen von Cannabis erlaubt, nachdem 2018 ein Bild des Astronauten Chris Hadfield veröffentlicht wurde, auf dem er scheinbar eine große Tüte mit Gras in der Hand hielt. Dieses Bild stellte sich jedoch als Fälschung heraus; auf dem Original hielt Hadfield stattdessen eine Tüte mit Ostereiern in den Händen. Mit der Weiterentwicklung der Weltraumforschung werden verschiedene Staaten wahrscheinlich Gesetze erlassen, die den Cannabisanbau auf Reisen in den Weltraum entweder verurteilen oder legalisieren.
Und was ist mit der Umwelt? Im extraterrestrischen Vakuum selbst kann kein Leben existieren. Allerdings hat man in bemannten Raumschiffen eine künstliche Umgebung geschaffen, in der sowohl Menschen als auch Pflanzen überleben können. Das Vegetable Production System, auch „Veggie" genannt, ist ein kleiner Weltraumgarten, der derzeit auf der ISS betrieben wird. Die dort stationierten Astronauten erhalten zwar Lieferungen mit gefriergetrockneten Lebensmitteln, doch werden die Nährstoffe in diesen Produkten mit der Zeit abgebaut, was sie für die Erforschung des Weltraums ungeeignet macht. Um Skorbut und anderen Problemen entgegenzuwirken, die durch einen Mangel an Obst und Gemüse in der Ernährung entstehen, hofft die NASA, dass Veggie die Grundlage für die Weltraumgärten der Zukunft schaffen wird.
Bisher hat man im Rahmen von Veggie erfolgreich Salat, Kohl, Senf, Grünkohl und Zinnien im Weltraum angebaut. Da diese Pflanzen dieselben Grundstoffe wie Cannabis benötigen, um zu überleben und zu gedeihen, ist es grundsätzlich möglich, an Bord von Raumschiffen auch Pot anzubauen.
Wie würde sich Schwerelosigkeit auf das Wachstum von Cannabispflanzen auswirken?
Streng genommen ist die ISS aufgrund ihrer Größe und der Tatsache, dass sie rotiert und in einer niedrigen Erdumlaufbahn bleibt, eine Mikrogravitationsumgebung – und keine Schwerelosigkeitsumgebung. Dasselbe gilt auch für Raumschiffe im Weltraum, weil manche Gravitationskräfte trotzdem noch wirken, aber nur eine weitaus weniger ausgeprägte Wirkung auf Organismen haben als auf der Erde oder anderen Himmelskörpern. In diesem Sinne sind Pflanzen gravitropische Lebensformen, und die Schwerkraft auf der Erde spielt eine wichtige Rolle bei ihrem Wachstum.
Pflanzenwurzeln weisen einen positiven Gravitropismus auf, was bedeutet, dass sie nach unten wachsen, wenn sie die Schwerkraft spüren. Umgekehrt weisen Pflanzentriebe einen negativen Gravitropismus auf, weshalb sie in Gegenwart der Schwerkraft der Erde nach oben wachsen. Die fehlende Schwerkraft an Bord der ISS und auf anderen Raumschiffen könnte zwar den Anbau von Cannabis erschweren, doch zeigt der Erfolg von Veggie, dass es durchaus möglich ist. Obwohl die derzeit im Rahmen des Programms angebauten Pflanzen weniger Verzweigungen aufweisen als Cannabispflanzen, sind das Trainieren der oberirdischen Pflanzenteile und das Manipulieren des Wurzelwachstums praktikable Optionen.
Welche weiteren Herausforderungen gibt es beim Cannabisanbau im Weltraum?
Mit Blick auf den Pflanzen-Gravitropismus: Auf welche weiteren großen Probleme könnten botanisch tätige Astronauten beim Anbau von Cannabis jenseits der Erde stoßen?
Setups für den Cannabisanbau im Weltraum
Pflanzen benötigen beim Anbau im Weltraum eine ganz andere Pflege. Bei geringer Schwerkraft würde die Erde von Pflanzen, die in herkömmlichen Töpfen gepflanzt sind, überall herumschweben. Um dem entgegenzuwirken, werden Pflanzen im Rahmen des Veggie-Programms generell in einer geschlossenen kissenartigen Struktur angebaut, die mit einem tonbasierten Wachstumsmedium gefüllt ist. Eine Lösung, die die Pflanzen mit Feuchtigkeit versorgt und nährt, zirkuliert in diesem System, hält alles an Ort und Stelle und verhindert, dass sie verschmutzt wird. Außerdem verteilt dieses System das Wasser so, dass die Wurzeln nicht von Luft umschlossen werden und dass es in der Mikrogravitationsumgebung keine Blasen bildet.
Das Problem des Gravitropismus für Pflanzen im Weltraum
Das Gravitropismus-Problem verhindert auch, dass herkömmliche irdische Setups im Weltraum funktionieren. Allerdings löst das Veggie-Kissensystem auch dieses Problem, indem es die Pflanzenwurzeln umhüllt. Unabhängig von der Richtung, in die sie wachsen, sind sie in das Kissen eingebettet. Während die Pflanzen reifen, breiten sie sich über das gesamte Wachstumsmedium aus, wenn auch auf eine willkürlichere Art und Weise, als dies unter der Schwerkraft der Erde der Fall wäre.
Beleuchtung für Pflanzen, die im All wachsen
Da direkte Sonneneinstrahlung fehlt, benötigen Cannabispflanzen in den Raumfahrzeugen der Zukunft künstliche Beleuchtung. Solarmodule sind heute die Hauptquelle für die Energieversorgung moderner Raumfahrzeuge. Seit die Vereinigten Staaten 1958 den Satelliten Vanguard 1 gestartet haben, hat sich die Effizienz von Solarmodulen von 9 % auf 18 % verdoppelt, während die Herstellungskosten stark gesunken sind. Institutionen wie die Europäische Weltraumorganisation spielen derzeit mit der Idee, mit Solarzellen ausgestattete Satelliten zu nutzen, um Sonnenenergie zu „ernten" und zur Erde zurückzustrahlen. Innovatoren versuchen, die Effizienz mit neuen Technologien weiter zu steigern. Ein in Australien entwickelter Prototyp, der Infrarotstrahlung anstelle von Sonnenlicht einfängt, hat sich als rund 10.000-mal leistungsstärker[2] als herkömmliche Solarsysteme erwiesen. Mit diesen Fortschritten im Hinterkopf werden zukünftige Raumfahrzeuge keine Probleme haben, LEDs – eine der effizientesten Beleuchtungsarten für den Pflanzenanbau – in ihren integrierten Gärten zu betreiben.
Wasser und Nährstoffe für im Weltraum angebaute Pflanzen
Die ISS verfügt über ein regeneratives Wassersystem, das sich in Zukunft auch für Weltraumgärten als praktikabel erweisen könnte. Um Wasser zu produzieren, recycelt das System Urin, Schweiß und Kondensation. Im Kontext eines Weltraumgartens würde das durch die Transpiration der Pflanzen verlorene Wasser wieder in das Wachstumsmedium gelangen. Eine größere Herausforderung würde hingegen die Nährstoffversorgung darstellen, weshalb Wissenschaftler eine Methode für einen geschlossenen Kreislauf der Weltraumlandwirtschaft entwickeln müssen, um dieses Problem zu lösen.
Bietet der Anbau von Cannabis im Weltraum möglicherweise Vorteile?
Es gibt sicherlich viele wichtige Fragen, die vor dem Anbau von Gras im Weltraum geklärt werden müssen. Doch hält der Anbau von Cannabis zwischen den Sternen auch Nutzen bereit?
Erhöhter Gehalt an Phytochemikalien
Cannabis produziert eine breite Palette wünschenswerter Phytochemikalien. Unter ihnen sind Cannabinoide und Terpene die wirtschaftlich wichtigsten. Auf der Erde steigern Cannabispflanzen die Produktion dieser Verbindungen meist als Reaktion auf Stress, wie z. B. durch UV-Strahlung. Manche Forscher spekulieren, die Kombination aus erhöhter Strahlenbelastung im Weltraum und einer Mikrogravitationsumgebung könne die Pflanzen so sehr stressen, dass sie diese Chemikalien in größerem Umfang produzieren, was möglicherweise stärkeres und schmackhafteres Cannabis zur Folge hat.
Förderung der Weltraumlandwirtschaft
Obwohl Veggie bisher nur eine Handvoll Nutzpflanzen hervorgebracht hat, zielt das Programm zukünftig darauf ab, Tomaten, Bohnen, Paprika und Beeren anzubauen. Später werden wahrscheinlich auch kultivierte Proteine und 3D-gedruckte Lebensmittel in Raumschiffen auftauchen. Nährstoffreiche Lebensmittel haben bei der Weiterentwicklung der Weltraumlandwirtschaft sicherlich Priorität. Während Cannabis deshalb für einige Zeit keine Berücksichtigung finden dürfte, werden die Innovationen in anderen Bereichen des Weltraumanbaus den Anbau von Weed im Weltraum wahrscheinlich viel einfacher und effizienter machen, falls er denn jemals als lohnenswert erachtet werden sollte.
Wirtschaftliche Chancen
Die Entwicklung erfolgreicher Weltraum-Cannabisprogramme würde spannende neue wirtschaftliche Chancen eröffnen. Diese Möglichkeit könnte Investoren anziehen, die indirekte Auswirkungen auf die Entwicklung der Raumfahrt als Ganzes hätten. Die Neuheit des im Weltraum angebauten Cannabis könnte, obwohl es wahrscheinlich extrem teuer ist, auch Käufer auf der Erde anlocken. Die ersten im Weltraum angebauten Blüten würden sicherlich in die Cannabis-Geschichtsbücher eingehen.
Anbauen, wo noch nie ein Mensch angebaut hat
Auf den ersten Blick klingt es wie Gesprächsstoff von naiven Stonern, wenn vom Cannabisanbau im Weltraum die Rede ist. Allerdings könnte Weltraumcannabis irgendwann in der Zukunft tatsächlich Realität werden. Obwohl die Weltraumlandwirtschaft sich in absehbarer Zukunft zwangsläufig auf Nahrungsmittelpflanzen konzentrieren wird, könnte die Weiterentwicklung kosmischer Gärten dazu führen, dass an Bord zukünftiger Raumschiffe auch Cannabis produziert werden kann. Wer weiß, vielleicht entwickeln die Cannabisliebhaber der Zukunft eine Vorliebe für im Weltraum angebaute Buds!
- The Outer Space Treaty https://www.unoosa.org
- Beam me down: can solar power from space help solve our energy needs? | Science | The Guardian https://www.theguardian.com