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Cannabis und Melanome: Was wir bisher wissen
In Cannabis enthaltene Moleküle wirken sich auf das Endocannabinoid-System aus – ein universeller Regulator, der alle Körpersysteme überwacht. Forscher untersuchen dieses auch in der Haut vorkommende Netzwerk als therapeutisches Ziel bei Krebs. Basierend auf diesen Erkenntnisse werden Cannabinoide wie THC und CBD nun an Melanom-Modellen getestet.
Inhaltsverzeichnis:
Das Melanom ist nach wie vor die tödlichste Form von Hautkrebs. Jedes Jahr wird bei hunderttausenden von Menschen diese Krankheit diagnostiziert – und die Zahlen werden voraussichtlich weiter steigen. Chirurgen sind in der Lage, Melanome zu entfernen, wenn sie früh genug entdeckt werden, aber sie breiten sich schnell auf die Lymphknoten und darüber hinaus aus, wenn sie nicht erkannt werden. Jetzt untersuchen Forscher die Rolle des Endocannabinoid-Systems bei Krebs und testen in Studien THC und CBD an Modellen der Krankheit.
Was ist ein Melanom?
Das Melanom ist eine ernste Form von Hautkrebs, von dem es zahlreiche Arten gibt. Diese Erkrankungen sind nach den Arten von Hautzellen benannt, in denen sie auftreten. Während das Basalzellkarzinom (BZK) seinen Ursprung in den Basalzellen der Haut hat, bildet sich das Melanom in den Melanozyten – den spezialisierten Zellen, die als Reaktion auf UV-Strahlung das dunkle Hautpigment Melanin produzieren.
Obwohl es weniger häufig auftritt als andere Hautkrebsarten, ist das Melanom nach wie vor die tödlichste. Die Krankheit ist in Deutschland bei Frauen die viert- und bei Männern die fünfthäufigste Krebserkrankung, mit über 22.000 neuen Fällen pro Jahr. Das mittlere Erkrankungsalter ist mit 62 Jahren bei Frauen und 68 Jahren bei Männern relativ gering. Obwohl es von allen Hautkrebsarten die meisten Todesopfer fordert, hat sich die Überlebensrate in den letzten 40 Jahren verdoppelt, und heute überleben über 93% der Patienten, bei denen ein Melanom diagnostiziert wird, die Krankheit in den ersten 10 Jahren oder länger.
Obwohl das Melanom im Vergleich zu anderen Krebsarten eine bessere Heilungschance hat, wird beispielsweise allein für das Vereinigte Königreich bis 2035 ein Anstieg der Melanomraten um 7% prognostiziert. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, was genau ein Melanom verursacht?
Ursachen des Melanoms
Alle Krebsarten haben eine genetische Wurzel. Unter normalen Umständen werden geschädigte oder abnorme Zellen zerstört und durch gesunde Zellen ersetzt. Bei Krebs jedoch beginnen sich diese störenden Zellen zu teilen, zu vermehren und manchmal im ganzen Körper auszubreiten (ein Prozess, der als Metastasierung bekannt ist). Dem Krebs liegen Veränderungen in bestimmten Genen zugrunde, die die Teilung und das Wachstum der Zellen steuern. Einige dieser Veränderungen werden vererbt, während andere eine direkte Folge von Umwelt- oder Lebensstilfaktoren sind.
Wenn es um Melanome geht, trägt die Sonne die Hauptschuld. Aber nicht falsch verstehen – auch wir brauchen die Sonne für eine optimale Gesundheit. Wenn wir uns den Strahlen dieses riesigen Gasballs aussetzen, können unsere Hautzellen Vitamin D synthetisieren, ein wichtiges Hormon, das Entzündungen hemmt und das Wachstum von Krebszellen verringert.
Die Sonnenstrahlen enthalten jedoch ultraviolette Strahlung (UV). Eine übermäßige UV-Bestrahlung kann die DNA in den Hautzellen schädigen. Dies verändert die Funktionsweise der Hautzellen und veranlasst sie, sich abnormal zu teilen, was schließlich zu Hautkrebs führt.
Melanom-Risikofaktoren
Es gibt mehrere Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass eine Person an einem Melanom erkrankt. Zu diesen Variablen gehören:
übermäßige UV-Exposition | familiäre Vorbelastung mit Melanomen | Vorhandensein von Muttermalen auf der Haut | helle Haut, Sommersprossen und helles Haar |
andere Hautkrebserkrankungen in der Vorgeschichte | hohes Alter | männlich sein | geschwächtes Immunsystem |
übermäßige UV-Exposition | familiäre Vorbelastung mit Melanomen |
Vorhandensein von Muttermalen auf der Haut | helle Haut, Sommersprossen und helles Haar |
andere Hautkrebserkrankungen in der Vorgeschichte | hohes Alter |
männlich sein | geschwächtes Immunsystem |
Symptome eines Melanoms
Melanome haben ein ähnliches Aussehen wie normale Muttermale. Ärzte können sie jedoch anhand einiger wichtiger visueller Unterschiede unterscheiden. Dazu gehören:
- Sie werden allmählich größer
- Sie verändern ihre Form und Farbe
- Sie jucken und schmerzen
- Sie bluten oder haben ein krustiges Aussehen
- Sie sind asymmetrisch und haben einen ausgefransten Rand
Aktuelle Behandlungen für Melanome
Die für das Melanom zur Verfügung stehenden Behandlungen hängen vom Stadium der Erkrankung ab. Beim Melanom im Stadium 1 und 2 handelt es sich um Krebsgeschwüre, die noch nicht gestreut haben. Die konventionelle Behandlung in diesem Stadium besteht in einem chirurgischen Eingriff unter örtlicher Betäubung, um die abnormen Zellen zu entfernen.
Ein Melanom im Stadium 3 tritt auf, wenn sich die Krebszellen auf nahe gelegene Lymphknoten ausbreiten. In diesem Fall führen die Chirurgen eine Lymphadenektomie unter Vollnarkose durch. Dieses Verfahren kann jedoch zu Komplikationen im Lymphsystem führen, die eine Flüssigkeitsansammlung in den Gliedmaßen verursachen.
Ein Wort zu Cannabis und Hautkrebs
Wo passt nun Cannabis in all das hinein? Während sich viele Patienten für die konventionelle Behandlung entscheiden, suchen andere nach Alternativen. In Anbetracht der Popularität von CBD findet man online alle möglichen Artikel über die Untersuchung von CBD und Hautkrebs. Während im Internet zahlreiche Anekdoten zu finden sind, macht das Fehlen eindeutiger wissenschaftlicher Erkenntnisse die Sache zu einem Glücksspiel.
Es gibt keine Studien am Menschen, die CBD oder Cannabisöl bei Hautkrebs untersucht haben. Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Humanstudien, in denen Cannabis gegen menschliche Krankheiten im Allgemeinen getestet wurde. Die jahrzehntelange Prohibition und der derzeitige rechtliche Status von Cannabis in vielen Ländern machen diese Untersuchungen schwierig, wenn nicht gar unmöglich.
Diese Einschränkungen haben die Forscher jedoch nicht davon abgehalten, Cannabinoide an Hautkrebszellen und Tierversuchen zu testen. Diese frühen Studien geben einen Einblick in das, was die Forscher herausfinden könnten, wenn schließlich Versuche am Menschen durchgeführt werden. Im Folgenden stellen wir diese Forschungsergebnisse vor. Doch zunächst wollen wir kurz darauf eingehen, wie Cannabinoide im Körper wirken.
Das Endocannabinoid-System und Krebs
Wahrscheinlich hast Du schon einmal vom Endocannabinoid-System (ECS) gehört. Dieses körpereigene Netzwerk, das als universeller Regulator des menschlichen Körpers bezeichnet wird, trägt dazu bei, all unsere anderen physiologischen Systeme im Gleichgewicht zu halten (ein Zustand, der als Homöostase bezeichnet wird). Die Forscher entdeckten das ECS dank Cannabis. Sie stießen darauf, als sie untersuchten, wie Verbindungen in der Pflanze, nämlich Cannabinoide wie THC, den Körper beeinflussen. Schließlich entdeckten sie ein großes Netzwerk von Rezeptoren, Signalmolekülen und Enzymen in vielen Geweben des Körpers, vom Gehirn und den Knochen bis hin zum Immunsystem und dem Verdauungssystem.
Aber Cannabinoide sind nicht nur in der Cannabispflanze enthalten; unser Körper produziert seine eigene Version: die sogenannten Endocannabinoide ("endo" bedeutet "innerhalb"). ECS-Enzyme bauen Endocannabinoide nach Bedarf auf und ab, und diese Signalmoleküle binden an ECS-Rezeptoren, um die notwendigen Veränderungen in einer Vielzahl verschiedener Zelltypen zu bewirken.
Zunächst entdeckten die Wissenschaftler zwei ECS-Rezeptoren: CB1 und CB2. Mit zunehmender Forschung wurden die Komponenten jedoch auf das Endocannabinoidom ausgeweitet – ein riesiges System, das unzählige Rezeptoren, Enzyme und Signalmoleküle umfasst.
Da Cannabinoide wie THC eine ähnliche Struktur wie unsere eigenen Endocannabinoide aufweisen, können sie an dieselben Rezeptoren binden und so das System beeinflussen, das für die Kontrolle anderer Körpersysteme verantwortlich ist.
Da ECS-Komponenten überall vorkommen, ist es nur logisch, dass Forscher untersucht haben, wie sich dieses System auf Krebs auswirkt. Dank dieser Bemühungen entdeckten die Wissenschaftler, dass das ECS eine Rolle bei der Tumorigenese (der Zunahme bösartiger Eigenschaften normaler Zellen) und der Hemmung des Tumorwachstums spielt. Diese Erkenntnisse haben einige Forscher dazu veranlasst, ECS-Rezeptoren als potenzielle therapeutische Ziele bei Krebserkrankungen zu betrachten.
Interessanterweise spielt das ECS auch eine grundlegende Rolle in der Hautphysiologie. Hier hilft es bei der Kontrolle von Proliferation, Wachstum, Differenzierung, Apoptose (programmierter Zelltod) und Hormonproduktion. Das Vorhandensein des ECS in der Haut und das Potenzial des ECS als therapeutisches Ziel bei Krebs treiben die Forscher dazu an, Cannabinoide in Hautkrebsmodellen zu untersuchen.
Was sagt die Forschung über Cannabinoide und Melanome?
Die Rolle der Cannabinoide bei Melanomen bleibt ungewiss. Im Folgenden werden die verfügbaren Erkenntnisse über THC und CBD in Bezug auf die Krankheit betrachtet.
THC und Melanome
Du hast bestimmt schon von THC gehört. Es ist das wichtigste psychoaktive Cannabinoid, das das Cannabis-High hervorruft. Dieses Molekül erzeugt die beliebten Wirkungen, indem es direkt an den CB1-Rezeptor bindet. THC bindet jedoch auch an andere ECS-Rezeptorstellen, darunter CB2.
Die Forscher wollen herausfinden, wie THC auf Melanomzellen wirkt, insbesondere im Hinblick auf die Autophagie – den Prozess, bei dem sich Zellen selbst auflösen, wenn sie geschädigt sind. In einer im Journal of Investigative Dermatology veröffentlichten Studie wurde THC an Melanomzellen getestet, und die Forscher untersuchten mehrere Ergebnisse, darunter die Aktivierung der Autophagie, den Verlust der Lebensfähigkeit der Zellen und die Aktivierung der Apoptose.
Bei weiteren Untersuchungen wurde festgestellt, dass sowohl CB1 als auch CB2 auf Melanomzellen vorhanden sind. Dies veranlasste die Wissenschaftler, THC an Mäusen mit dieser Krankheit zu testen. Sie wollten die durch das Cannabinoid verursachte Tumorverkleinerung messen und verabreichten auch Mäusen ohne Cannabinoidrezeptoren THC, um den Unterschied in den Ergebnissen zu vergleichen.
CBD und Melanome
CBD beeinflusst das ECS auf eine ganz andere Weise als THC. Es hat eine geringe Bindungsaffinität zu CB1 und CB2, aber es bindet an eine Stelle, die als TRPV1 bekannt ist und vermutlich einen dritten Cannabinoid-Rezeptor darstellt. CBD greift auch in die Enzyme des ECS ein, insbesondere in die Fettsäureamidhydrolase (FAAH), die unsere Endocannabinoide abbaut.
Da CBD in den meisten Sorten das am zweithäufigsten vorkommende Cannabinoid ist, haben Forscher auch Studien durchgeführt, um herauszufinden, wie das Molekül das Melanom beeinflusst. In einer 2021 im Journal of Immunoassay and Immunochemistry veröffentlichten Arbeit wurden vier verschiedene Konzentrationen von 99%igem CBD-Öl an Melanomzellen von Mäusen getestet. Während des Experiments wurde nach Anzeichen dafür gesucht, ob CBD das Wachstum von Melanomzellen hemmt.
In einer weiteren Studie aus dem Jahr 2021 wurden verschiedene CBD-Rezepturen an Melanomzellen getestet. Die Forscher verabreichten einigen Zellen Charlotte's Web CBD-Öl und anderen gereinigtes CBD. Während der gesamten Studie wurden die Auswirkungen auf die Zellmigration und -invasion gemessen.
Die Geschichte von Rick Simpson
Viele Menschen wurden neugierig auf das Thema Cannabis und Hautkrebs, nachdem sie von Rick Simpson gehört hatten. Nachdem er die Diagnose Basalzellkarzinom erhalten hatte, beschloss der inzwischen berühmte Kanadier, Rick Simpson Öl (RSO) anzuwenden – ein hochwirksames Cannabis-Rohextrakt. Der Film "Run From the Cure" dokumentiert seine Reise. RSO erfreute sich großer Beliebtheit, und Tausende von Menschen haben ihre Erfahrungen mit dem Präparat online geteilt.
Die Forschung zu Marihuana und Melanomen steht noch am Anfang
Leider ist es aufgrund fehlender Humanstudien noch viel zu früh, um zu wissen, wie sich Cannabis auf Melanome und Hautkrebs insgesamt auswirkt. Die ersten Studien, die sich auf die Rolle des ECS bei Krebs und die Anwendung von Cannabinoiden in Zell- und Tiermodellen konzentrieren, rechtfertigen jedoch weitere Untersuchungen. Die Verwendung von Cannabis für die meisten menschlichen Krankheiten steckt noch in den Kinderschuhen. Die sich ändernde Gesetzeslage und das wachsende wirtschaftliche Interesse werden dies jedoch ändern.
Wenn Du neugierig bist, ob Du Cannabis für ein medizinisches Problem verwenden kannst, solltest Du immer Deinen Arzt um Rat fragen.