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In polnischen Apotheken wird endlich medizinisches Cannabis erhältlich sein
Im November 2017 wurde in Polen ein Gesetz zur Legalisierung von medizinischem Cannabis beschlossen. Allerdings war die therapeutische Pflanze im Land nicht zugänglich. Seit Januar 2019 ist Weed zur Freude der Patienten und Unterstützer endlich landesweit in den Apotheken erhältlich. Wie ist Polen dahin gekommen, wo es heute ist?
Nun ist es offiziell: Medizinisches Marihuana ist im Trend. Dank zahlreicher Länder wie der Tschechischen Republik, Finnland und Thailand, die es gesellschaftsfähig machen, ist Weed auf dem besten Weg, weltweit legalisiert zu werden.
Polen hat sich bereits im November 2017 dafür entschieden, medizinisches Weed zu legalisieren. Am 16. Januar 2019, also mehr als ein Jahr später, ist medizinisches Cannabis nun endlich in den Apotheken erhältlich.
Der Anästhesiologe Dr. Jerzy Jarosz sagt: "Bis jetzt gab es ein Gesetz, dass den Gebrauch von medizinischem Cannabis erlaubte, aber uns fehlte die Medizin. Für die Patienten ist dies der Anfang einer neuen Ära."
Bis jetzt mussten den Patienten den langen und nervenaufreibenden Weg in Kauf nehmen, ihr medizinisches Cannabis von außerhalb zu importieren. Nun ist es für die Patienten möglich, ihr medizinisches Cannabis von der Mehrheit der 15.000 polnischen Apotheken zu beziehen. Die polnische Ärztekammer schätzt, dass ungefähr 300.000 Patienten berechtigt sein könnten, medizinisches Cannabis zu nutzen.
Ein Teil der Begründung für die Verspätung ist der rigorose Regulierungsvorgang, den die polnische Regierung erforderlich macht, bevor die Konzerne medizinisches Cannabis anbieten können. Spectrum Cannabis, eine Tochterfirma von Canopy Growth, ist die erste Firma, die eine Zulassung erhielt.
Um die momentane Situation zu verstehen, müssen wir einen Blick auf die Geschichte von Cannabis in Polen und den Vorgang der medizinischen Legalisierung werfen.
DIE GESCHICHTE VON CANNABIS IN POLEN
Polen war wahrscheinlich eines der ersten europäischen Länder, die Cannabis sativa kultivierten. Studien an Pollenrückständen legen nahe, dass Cannabis möglicherweise schon vor 5.500 Jahren, also schon während der Jungsteinzeit, und wahrscheinlich auch vor 1.800 Jahren, während der römischen Kaiserzeit, angebaut wurde. Cannabis wurde mit Sicherheit vor 1.000 Jahren im Mittelalter kultiviert, wahrscheinlich wegen der Fasern und möglicherweise für den medizinischen Gebrauch.
Im 20. Jahrhundert sprang Polen auf den Zug der Kriminalisierung von Cannabis auf. Sie nahmen an der Internationalen Opium-Konferenz 1925 teil und 1930 wurde Cannabis per Gesetz als gesundheitsschädlich eingestuft. Im Jahr 1951, während der Ostblock-Ära, wurde Cannabis in Polen als Narkotikum klassifiziert und in den folgenden Jahren wurde die Produktion und der Vertrieb dieser schicksalhaften Pflanze kriminalisiert. Im Jahr 2011 erließ die Regierung ein Gesetz, dass den Staatsanwälten die Möglichkeit gab, kleinere Mengen von Cannabis für den persönlichen Gebrauch nicht verfolgen zu lassen. Allerdings war dieses Gesetz mit höheren Gefängnisstrafen für den Besitz von großen Mengen Cannabis oder für den Verkauf großer Mengen verbunden.
Wie so oft waren die Gesetze in Polen der öffentlichen Realität und Meinung völlig fern. Eine Studie aus dem Jahr 2013 zeigte, dass 17,3% der erwachsenen Polen Cannabis bereits probiert und 17,1% innerhalb des letzten Jahres geraucht hatten. Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte, dass 78% die Legalisierung von medizinischem Cannabis befürworten.
Glücklicherweise entwickelte sich die Gesetzeslage bald in eine andere Richtung.
DIE ENTSCHEIDUNG AUS 2017
Der polnische Politiker Piotr Krzysztof Liroy-Marzec – der frühere Rapper Liroy (Leeroy) – hatte sich, seit er 2015 ins Parlament gewählt wurde, für die Legalisierung von medizinischem Cannabis eingesetzt. Liroy wurde vor kurzem mit der umstrittenen **Kukiz'15-Bewegung in Verbindung gebracht und ist nun unabhängig. Liroy stellte im Jahr 2016 erstmals einen Gesetzesvorschlag zur Legalisierung von medizinischem Cannabis vor, welcher über die Jahre einige schwerwiegende Änderungen erfuhr; Liroys ursprünglicher Gesetzesvorschlag hätte unter Anderem den Anbau von Cannabis in Polen erlaubt, während nach der neuen Version das Cannabis außerhalb des Landes kultiviert und importiert werden muss.
In seinem Kampf um das Gesetz sah sich Liroy einer harten Schlacht konfrontiert. Minister Krzysztof Landa argumentierte, dass die Legalisierung unnötig wäre, da Patienten bereits Zugang zu Sativex hätten, einem cannabishaltigen Spray für die sublinguale Anwendung. Liroy entgegnete mit einem emotionalen Appell: "Menschen sterben jeden Tag aufgrund der momentanen Gesetzeslage. Ich nehme Anteil an ihren Beerdigungen und Sie sollten das auch tun. Sprechen Sie mit ihren Familien und erzählen Sie ihnen von Angesicht zu Angesicht, was sie immer wieder in den Medien von sich geben".
Der Gesetzesvorschlag zur Legalisierung von medizinischem Marihuana durchlief die unteren Ebenen des Parlaments im Juli 2017, während 440 Gesetzgeber dafür und 2 dagegen stimmten. Das Gesetz trat im November in Kraft. Demgemäß ist für die Patienten sowohl eine Genehmigung eines regionalen Apothekers als auch die eines Arztes erforderlich. Die Anwendungsgebiete sind unter Anderem MS, Epilepsie, chronische Schmerzen und Übelkeit durch Chemotherapie. Mit der neuen Gesetzeslage schätzen Pharmazeuten die Kosten von einem Gramm Gras auf 11–14€.
Während medizinisches Marihuana die Apotheken landesweit erreicht, freuen sich die Patienten darüber, dass die Medizin endlich weiträumig erhältlich ist. Nur die Zeit wird zeigen, wie sich die polnische Gesetzgebung entwickeln wird.