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Farnesen: Ein wenig bekanntes Cannabis-Terpen
Hast Du von Farnesen gehört? Obwohl die meisten Cannabis-Fans noch nicht mit diesem Terpen vertraut sind, kannst Du davon ausgehen, dass Du bald mehr darüber hören wirst. Einige neue F1-Hybrid-Cannabisgene enthalten viel höhere Konzentrationen dieser fruchtigen und erdigen Verbindung und neue Studien zeigen ein beeindruckendes klinisches Potential.
Inhaltsverzeichnis:
Du hast bereits von Limonen, Myrcen und Pinen gehört, aber was ist mit Farnesen? Dieses wenig bekannte Terpen bleibt bei Diskussionen rund um Cannabisbestandteile häufig auf der Strecke, jedoch trägt es bei zahlreichen Cannabissorten zu ausgeprägten Aromen und Geschmacksrichtungen bei.
Cannabis enthält über 400 interessante Chemikalien[1], so dass man nachvollziehen kann, warum einigen dieser Verbindungen weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird als anderen. Die Superstar-Terpene, die alle Cannabisnutzer kennen und lieben, sind berühmt geworden, weil sie in hoher Konzentration vorkommen. Andere, wie beispielsweise Farnesen, kommen meistens in geringen Mengen vor. Einige Sorten enthalten jedoch derart viel dieses Terpens, dass es einen spürbaren Einfluss auf den Geschmack und das Aroma ausübt.
Wie genau riecht und schmeckt Farnesen also? Und trägt es zum Entourage-Effekt[2] bei? Wie wirkt es im Körper? Die Antworten auf diese und weitere Fragen findest Du nachstehend.
Was sind Terpene?
Terpene sind die größte Gruppe natürlich vorkommender Moleküle; Wissenschaftler haben bisher in der Natur über 30.000 identifiziert. Als flüchtige aromatische Verbindungen sind sie für die einzigartigen Düfte von bestimmten Pflanzen verantwortlich. Sie liegen den wahrnehmbaren Noten von Orangen, Pinien, Hopfen, Rosmarin und natürlich Cannabis zugrunde.
Terpene fallen in die Kategorie sekundärer Metaboliten. Sie sind weder am Pflanzenwachstum, noch an der Fortpflanzung beteiligt, spielen jedoch eine wichtige Rolle bei der Verteidigung. Diese Chemikalien tragen dazu bei, schädliche Insekten und Pflanzenfresser abzuwehren und Pflanzen vor UV-Strahlen zu schützen. Einige Terpene fungieren auch als Signalmoleküle[3] von Pflanze zu Pflanze und helfen dabei, das Immunsystem der benachbarten "Verwandten" zu stimulieren.
Cannabis enthält über 150 Terpene[4]. Diese Chemikalien werden in zwei Hauptgruppen unterteilt: Terpene und Terpenoide. Terpene sind reine Kohlenwasserstoffe (sie werden nur mittels Wasserstoff und Kohlenstoff gebildet), während Terpenoide zusätzliche funktionelle Gruppen aufweisen. Alle Terpenoide sind Terpene, aber nicht alle Terpene sind Terpenoide.
Terpene bestehen aus Untereinheiten, die man Isopren-Einheiten nennt. Die Anzahl an Isopren-Einheiten, aus denen ein Terpen zusammengesetzt ist, bestimmt, in welche chemische Kategorie es fällt. Einzelne Isopren-Einheiten – sogenannte Hemiterpene – enthalten fünf Kohlenstoffatome; Monoterpene bestehen aus zwei Isopren-Einheiten und enthalten 10 Kohlenstoffatome; Diterpene bestehen aus vier Isopren-Einheiten und enthalten daher zwanzig Kohlenstoffatome usw.
Sag Hallo zu Farnesen
Wie andere Terpene, die in Cannabis zu finden sind, existieren Farnesene in zahlreichen verschiedenen Formen. In Summe bezieht sich der Begriff auf sechs verschiedene chemische Einheiten, zu denen α-Farnesen und β-Farnesen zählen. Als Isomere haben diese Moleküle dieselbe Anzahl von Atomen der einzelnen Elemente, die aber unterschiedlich angeordnet sind. In diesem Fall unterscheiden sich α-Farnesen und β-Farnesen nur durch den Ort einer Kohlenstoffdoppelbindung. Beide Moleküle sind Sesquiterpene, was bedeutet, dass sie drei Isopren-Einheiten und 15 Kohlenstoffatome haben.
Untersuchungen weisen darauf hin, dass Farnesen eine schützende Rolle gegenüber bestimmten Insekten – insbesondere Blattläusen – spielt. Diese kleinen Tierchen produzieren und verwenden das Terpen selbst als Warnsignal[5], um sich gegenseitig vor Fressfeinden in der Nähe zu warnen. Der Duft von Farnesen vertreibt nicht nur Blattläuse, sondern lockt auch räuberische Insekten an, die von diesem Geruch angezogen werden.
Wie riecht Farnesen?
Denke an Äpfel! Aber nicht irgendwelche Äpfel, sondern reife, knackige, grüne Äpfel. Farnesen kommt in hoher Konzentration insbesondere in der Schale von grünen Äpfeln vor und untermauert den frischen, fruchtigen Geruch, der die Luft durchdringt, wenn man in ein Stück Apfel beißt. Cannabissorten mit hohem Farnesen-Gehalt verströmen subtile, aber wahrnehmbare Aromen von Äpfeln und anderen Früchten.
Farnesen trägt auch zu den komplexen Düften anderer Pflanzen bei, zu denen die folgenden zählen:
- Kurkuma
- Hopfen
- Ingwer
- Zedernholz
- Sandelholz
- Grapefruit
Wie schmeckt Farnesen?
Wie Du Dir sicher vorstellen kannst, verleiht Farnesen Cannabisblüten, die eine relativ hohe Menge dieses Terpens produzieren, apfelähnliche Noten. Den Geschmack auf diese Frucht zu beschränken, kann das Gesamterlebnis jedoch nicht auf akkurate Weise beschreiben. Die Verbindung bietet ein komplexes Geschmacksprofil, das zudem Noten von Zitrus, Holz und Erde in den Mittelpunkt stellt.
Bei welcher Temperatur sollte man Farnesen verdampfen?
Moderne Vaporizer bieten flexible Temperatureinstellungen, wobei viele Geräte eine Anpassung in Schritten von 1°C erlauben. Dies verleiht Dir die Freiheit, die Siedegrade bestimmter Phytochemikalien – einschließlich Cannabinoide und Terpene – anzuvisieren. Die Möglichkeit, jeden Zug individuell anzupassen, sorgt für ein maßgeschneidertes Erlebnis im Vergleich zu Joints oder Bongs (obwohl viele Cannabisliebhaber diese älteren Methoden nach wie vor bevorzugen).
Um Farnesen verdampfen zu können, musst Du Dein Gerät auf mindestens 124°C einstellen. Bei dieser Temperatur verdampfst Du auch THCA, Beta-Caryophyllen und CBDA.
Welche Cannabissorten enthalten am meisten Farnesen?
Falls Du auf der Suche nach Sorten mit hohem Farnesen-Gehalt bist, solltest Du einige der folgenden Sorten rauchen:
- Titan F1: Dieser neue F1-Hybrid enthält neben Ocimen und Myrcen einen hohen Anteil an Farnesen. Genieße Aromen von Zitronengras, Früchten und Bonbons.
- Milky Way F1: Erlebe den fruchtigen Geschmack von Farnesen in Kombination mit einem warmen und kuscheligen Körper-High.
- White Rhino: Dieser Nachkomme von White Widow und North American Indica enthält genug Farnesen, um den Geschmack eines frischen grünen Apfels zu vermitteln.
- Cherry Punch: Diese sativadominierte Sorte stammt von Cherry AK-47 und Purple Punch F2 ab. Ihre dichten violetten Buds liefern reichlich Farnesen.
Farnesen und der Entourage-Effekt
Die meisten Cannabisliebhaber haben bereits vom Entourage Effekt gehört. Diese Theorie besagt, dass viele der Cannabisbestandteile – nicht nur die Cannabinoide – zusammenwirken, um die einzigartigen Effekte jeder Sorte hervorzurufen. Bisher wurden in keinen Studien die synergistischen Effekte von Farnesen und anderen Cannabinoiden, Terpenen und Phytochemikalien von Cannabis untersucht.
Mehrere Terpene und Cannabinoide zeigen einige Anzeichen[6] für einen Entourage-Effekt. Je mehr Untersuchungsergebnisse vorliegen, desto mehr könnte sich herausstellen, dass Farnesen die Wirkung anderer Cannabisverbindungen verstärkt.
Was sagt die Forschung über Farnesen?
Wie genau wirkt Farnesen im Körper? Bietet das Molekül Nutzen für Konsumenten, die Cannabis als Genussmittel oder ganzheitlich verwenden wollen? Aktuell steckt die Forschung noch in den Kinderschuhen und ist nicht beweiskräftig. Zell- und Tierstudien bieten jedoch einen Hinweis darauf, was künftige Untersuchungen ans Licht bringen könnten. Diese Ergebnisse umfassen:
- Neuroprotektion: Ein 2021 im International Journal of Neuroscience veröffentlichtes Paper[7] dokumentiert eine Studie, in der Farnesen in einem Zellmodell zur Alzheimer-Krankheit getestet wurde. Die Wissenschaftler suchten nach Belegen für eine neuroprotektive Wirkung gegen β-Amyloid-Toxizität – ein Protein, das mit der Pathophysiologie der Alzheimer-Krankheit assoziiert wird.
- Antimykotisch: Ein gemeinschaftlich arbeitendes Team von Forschern aus den USA und Indien testete Farnesen[8] und andere Terpene gegen Candida albicans. Dieser pathogene Hefepilz ist Teil des Mikrobioms, kann aber mitunter außer Kontrolle geraten und Symptome wie Verdauungsprobleme und Müdigkeit hervorrufen. Das Forscherteam untersuchte, ob die Terpene das Wachstum und die Morphogenese des Biofilms unterdrücken können.
- Entzündungshemmend: Chronische Entzündungen tragen zu einer Vielzahl von Erkrankungen bei. Eine Studie[9], die im Journal of Essential Oil Bearing Plants veröffentlicht wurde, untersuchte die entzündungshemmenden Eigenschaften des ätherischen Öls von Valeriana jatamansi, in dem Farnesen einen großen Anteil ausmacht.
Wenn Du Äpfel und Erde schmeckst, denke an Farnesen
Du kannst Farnesen nun auf die Liste mit Terpenen setzen, die Du bereits kennst. Obwohl diesem Terpen zur Zeit nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wird, kannst Du davon ausgehen, dass Du zukünftig mehr darüber hören wirst. Neue F1-Hybridsorten, die gerade besonders beliebt werden, enthalten eine große Menge dieser Chemikalie, und die sich abzeichnenden Untersuchungen zu ihren möglichen klinischen Anwendungsmöglichkeiten wird Cannabisnutzer ansprechen, die sich eine ganzheitlichere Erfahrung wünschen.
- Cannabis, a complex plant: different compounds and different effects on individuals - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/tpj.15453
- https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0168945219301190
- Insect alarm pheromones in response to predators: Ecological trade-offs and molecular mechanisms - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- https://www.researchgate.net/publication/51485891_Taming_THC_Potential_cannabis_synergy_and_phytocannabinoid-terpenoid_entourage_effects
- https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/00207454.2020.1754211","ttps://www.scirp.org/journal/paperinformation.aspx?paperid=69427
- https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/0972060X.2011.10643596