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Die Beziehung zwischen Cannabis und Diabetes
Cannabis und Diabetes. Diese Termini tauchen nicht oft zusammen auf. Doch das scheint sich zu ändern. Die Forschung hat begonnen zu untersuchen, wie Cannabisbestandteile Marker von Diabetes beeinflussen. Studien untersuchten auch den Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem Risiko, an Diabetes zu erkranken. Also, wie lautet das Urteil?
Inhaltsverzeichnis:
Was musst Du bezüglich Marihuana und Diabetes wissen? Senkt Kiffen den Blutzucker? Können Diabetiker Gras rauchen? Sind zuckerfreie Edibles eine bessere Option? Diesen und anderen Fragen gehen wir im Folgenden auf den Grund. Zuerst werden wir uns Diabetes als Ganzes anschauen und erkunden, wie es den Körper beeinflusst. Dann werden wir uns damit beschäftigen, wie sich Cannabis auf die Krankheit auswirken könnte.
Was ist Diabetes?
Ohne Treibstoff würde Dein Auto nicht aus der Einfahrt fahren, und ohne Kohlenhydrate würde Dein Körper morgens nicht aus dem Bett kommen (der Körper kann auch gut mit Fett und Ketonkörpern funktionieren, aber das ist eine ganz andere Geschichte). Wann immer wir kohlenhydrathaltige Lebensmittel zu uns nehmen, spaltet unser Körper sie fleißig in einfache Glukosemoleküle auf und transportiert sie als lebenswichtige Energiequelle in unsere Zellen.
Bei diesem Prozess verlässt sich unser Körper auf die Bauchspeicheldrüse – ein Organ, das sich direkt hinter dem Magen befindet. Diese Drüse schüttet als Reaktion auf Glukose das Hormon Insulin aus. Dieses Molekül wirkt wie ein "Schlüssel" zu den Zellen; es zieht die Glukose aus dem Blutkreislauf und transportiert sie in die verschiedenen Zellen des Körpers.
Unter normalen Umständen versorgt dieser Prozess unsere Zellen konstant mit Energie und reguliert unseren Blutzuckerspiegel. Bei Diabetes – einer Krankheit, bei der der Körper nicht genug Insulin produziert oder das produzierte Insulin nicht richtig verwenden kann – läuft die Sache jedoch schief. Infolgedessen bleiben hohe Glukosespiegel in der Blutbahn hängen. Dies führt zu kurzfristigen Symptomen wie häufigem Wasserlassen und erhöhtem Durst, aber mit der Zeit kann Diabetes ernsthaftere Gesundheitszustände wie Herzerkrankungen und Nierenschäden fördern.
Weltweit leben mehr als 500 Millionen Erwachsene[1] mit Diabetes, und Schätzungen zufolge wird diese Zahl bis zum Jahr 2045 auf fast 800 Millionen ansteigen; die Krankheit stellt ein bedeutendes globales Gesundheitsproblem dar. Es gibt zwei Arten von Diabetes, die diese Bevölkerungsgruppe betreffen. Im Folgenden erfährst Du mehr über ihre Unterschiede.
Typ-1-Diabetes
Typ-1-Diabetes hat seine Wurzeln in einer genetischen Erkrankung und nicht in Lebensstilfaktoren. Aus diesem Grund tritt Typ 1 in der Regel früher im Leben auf. Als eine Art Autoimmunerkrankung wird er durch Komponenten des Immunsystems verursacht, die die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse angreifen.
Nach dieser selbstverursachten Schädigung ist die Bauchspeicheldrüse nicht mehr zur Produktion von Insulin in der Lage und kann nicht mehr angemessen auf die Glukose im Blutkreislauf reagieren. Wissenschaftler verstehen immer noch nicht ganz, was den Körper zu diesem physiologischen Angriff auf sich selbst veranlasst, und es gibt derzeit keine Heilung. Menschen mit Typ-1-Diabetes nehmen Insulin ein, um ihren Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
Typ-2-Diabetes
Während nur 8% der Diabetespatienten von Typ 1 betroffen sind, ist die große Mehrheit von Typ 2 betroffen[2]. Obwohl genetische Faktoren das Risiko erhöhen können, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, können Lebensstilfaktoren wie Fettleibigkeit die Chancen drastisch erhöhen; adipöses Fettgewebe führt dazu, dass die Körperzellen weniger empfindlich auf Insulin reagieren.
Diese Art von Diabetes beginnt mit einem Zustand, der als Insulinresistenz bekannt ist. Dabei reagieren die Muskeln, die Leber und die Fettzellen nicht gut auf Insulin, wodurch ein hoher Glukosespiegel im Blutstrom verbleibt. Dies veranlasst die Bauchspeicheldrüse, die Insulinproduktion zu erhöhen, um die überschüssige Glukose zu speichern. Mit der Zeit erschöpft die erhöhte Aktivität die Bauchspeicheldrüse und sie hat Schwierigkeiten, das wichtige Hormon zu produzieren. Es gibt zwar keine Heilung, aber Medikamente, Bewegung, Ernährung und Insulin werden eingesetzt, um diese Form der Krankheit in den Griff zu bekommen.
Wie sich Diabetes auf den Körper auswirkt
Diabetes beeinträchtigt den Körper auf viele verschiedene Weisen. Die Symptome lassen sich in akute (kurzfristige) und chronische (langfristige) einteilen. Schauen wir uns zunächst die akuten Symptome von Diabetes an:
Erhöhter Durst | Extremer Hunger |
Häufiges Wasserlassen | Ungeklärte Gewichtsabnahme |
Gereiztheit | Müdigkeit |
Verschwommenes Sehen |
Erhöhter Durst | Extremer Hunger |
Häufiges Wasserlassen | Ungeklärte Gewichtsabnahme |
Gereiztheit | Müdigkeit |
Verschwommenes Sehen |
Mit der Zeit kann Diabetes zu chronischen Symptomen und Komplikationen führen, wie z. B:
Herzkrankheiten | Nervenschäden |
Nierenschäden | Augenschäden |
Schäden an den Beinen, die zu Amputationen führen können | Hautprobleme |
Probleme mit dem Gehör | Alzheimer |
Depressionen |
Herzkrankheiten | Nervenschäden |
Nierenschäden | Augenschäden |
Schäden an den Beinen, die zu Amputationen führen können | Hautprobleme |
Probleme mit dem Gehör | Alzheimer |
Depressionen |
Cannabis und Diabetes
In den letzten Jahren hat Cannabis begonnen, sich von seinem Status als verpönte Substanz zu befreien, und ist zu einem hochinteressanten Gegenstand für Forscher im medizinischen Bereich geworden. Vor einigen Jahrzehnten entdeckten Forscher bei der Untersuchung der Inhaltsstoffe dieses faszinierenden Krauts das Endocannabinoid-System (ECS). Damit haben sie den spezifischen Weg, über den bestimmte Inhaltsstoffe der Pflanze die menschliche Physiologie beeinflussen können, teilweise aufgedeckt.
Derzeit testen Forscher Cannabinoide (Moleküle, die mit dem ECS interagieren) hinsichtlich einer Reihe verschiedener Krankheiten, darunter auch Diabetes. Bevor wir uns einige Forschungsergebnisse zu diesem Thema ansehen, müssen wir das ECS verstehen. Etwas mehr über dieses System zu wissen, wird Dir zu einem besseren Verständnis des Zusammenhangs zwischen Marihuana und Diabetes verhelfen.
Die Rolle des Endocannabinoid-Systems bei Diabetes
Das Endocannabinoid-System (ECS) ist als "Universalregulator" des menschlichen Körpers bekannt und hilft, alle unsere physiologischen Systeme im Gleichgewicht zu halten. Dieses System steuert das neurochemische Feuern im Gehirn, überwacht das Wachstum und den Abbau der Knochen, unterstützt den Energiehaushalt und sorgt sogar in der Haut für einen angemessenen Zellumsatz. Das ECS besteht aus einer Reihe von Rezeptoren, Signalmolekülen, die an diese Rezeptoren binden, und Enzymen, die die Signalmoleküle herstellen und zerstören. Wo immer Du im Körper hinsiehst, wirst Du das ECS als eine Art Verkehrsregler vorfinden, der für reibungslose Abläufe sorgt.
Allerdings funktioniert das ECS nicht immer perfekt. Verschiedene Faktoren wie die Genetik und die Ernährung können dazu führen, dass dieses System nicht richtig funktioniert. Da es eine so zentrale Vermittlerrolle bei anderen Systemen und Prozessen spielt, kann es ziemlich ernst werden, wenn es schwächelt. Eine neue Theorie, die einen klinischen Endocannabinoid-Mangel beschreibt, besagt, dass eine Funktionsstörung des ECS zu Krankheiten wie Migräne, Reizdarmsyndrom und Fibromyalgie führen kann.
Es scheint, dass das ECS auch eine Rolle bei der Steuerung von Prozessen spielt, die die Pathophysiologie von Diabetes beeinflussen. Es ist an der Regulierung des Körpergewichts, der Nahrungsaufnahme, der Hyperglykämie (hoher Blutzucker), der Insulinresistenz und der Dyslipidämie (das Ungleichgewicht von Lipiden wie Cholesterin) beteiligt[3].
Die Beteiligung des ECS an diesen Prozessen macht es zu einem potenziellen Ziel bei der Behandlung und Prävention von Diabetes. Zufälligerweise haben die in Cannabis enthaltenen Cannabinoide (Phytocannabinoide) eine ähnliche Struktur wie die in unserem Körper vorkommenden Endocannabinoide, weshalb sie potenziell zur Beeinflussung dieses Systems eingesetzt werden könnten.
Werfen wir also einen Blick darauf, was die Forschung über Cannabis, Cannabinoide und Diabetes sagt.
Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und Diabetes
Kann Cannabis helfen, Diabetes zu behandeln oder sogar zu verhindern? Wir haben noch keine Antworten auf diese wichtigen Fragen, da es keine kontrollierten Studien am Menschen gibt. Allerdings haben epidemiologische Daten dazu beigetragen, ein Bild davon zu zeichnen, was Cannabis für Menschen mit Diabetes tun könnte.
Eine Studie aus dem Jahr 2013[4], die im American Journal of Medicine veröffentlicht wurde, untersucht die Auswirkungen regelmäßigen Cannabiskonsums auf einige Gesundheitsvariablen, die mit der Diabeteskontrolle zusammenhängen. Selbstberichtete Daten aus einer Umfrage mit 4.657 Patienten zeigen, dass Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten deutlich niedrigere Nüchterninsulinwerte und eine geringere Wahrscheinlichkeit für eine Insulinresistenz aufwiesen. Die Forscher stellten auch niedrigere Glukosewerte und einen geringeren Taillenumfang bei ehemaligen und aktuellen Konsumenten fest.
In derselben Studie wird hervorgehoben, dass frühere Studien auch niedrigere Raten von Fettleibigkeit und Diabetes bei Cannabiskonsumenten festgestellt haben, was darauf hindeutet, dass Cannabinoide die Stoffwechselprozesse günstig beeinflussen könnten.
Auch wenn diese Ergebnisse noch nicht durch kontrollierte Studien am Menschen bestätigt wurden, hat man in präklinischen Studien untersucht, ob Cannabisbestandteile dazu beitragen können, die Symptome von Diabetes zu lindern und die Krankheit von vornherein zu verhindern. Die Cannabispflanze enthält über 100 Cannabinoide, von denen in der Diabetesforschung zwei in den Vordergrund gerückt sind.
Als Homolog von THC hat Tetrahydrocannabivarin (THCV) eine ähnliche Molekularstruktur wie das primäre psychotrope Cannabinoid. Allerdings weist THCV eine andere Wirkung im Körper auf, da es eine 3-Kohlenstoff-Seitenkette hat (anstelle der 5-Kohlenstoff-Seitenkette von THC). THCV ist ein selektiver Agonist der CB1-Rezeptoren des ECS, erzeugt aber nur in höheren Dosen eine psychoaktive Wirkung[5]. Erste Tierversuche[6] rund um das Cannabinoid haben untersucht, wie THCV den Appetit, den Energiestoffwechsel, die Gewichtsabnahme und die Behandlung von Typ-2-Diabetes beeinflusst.
CBD und Diabetes
Auch CBD ist eines der vielversprechendsten Cannabinoide in der Diabetesforschung. Im Gegensatz zu THC und THCV hat CBD in keiner Dosis eine psychotrope Wirkung, weshalb es für eine größere Zahl von Patienten geeignet ist.
Entzündungen spielen bei Diabetes eine wichtige Rolle, und künftige Forschung ist darauf ausgelegt, diese Signalwege genauer zu untersuchen[7]. In einer Reihe von präklinischen Studien wurde das Cannabinoid bisher an Diabetesmodellen getestet, um festzustellen, ob es die Inzidenz senkt[8], neuroprotektive Wirkungen hat[9] oder hilft, die mit Typ-1-Diabetes verbundene Autoimmunität abzuwehren[10]. Eine Studie der Hebräischen Universität Jerusalem aus dem Jahr 2015[11] untersuchte das entzündungshemmende Potenzial von CBD. Ihre Ergebnisse legen nahe, dass sich zukünftige Forschung darauf konzentrieren sollte, ob und wie CBD Diabetes und den Stoffwechsel durch seine Auswirkungen auf die Immunreaktion beeinflusst.
Risiken bei Cannabiskonsum für Menschen mit Diabetes
Dürfen Diabetiker Weed rauchen? Erste epidemiologische Erkenntnisse zeichnen ein positives Bild, aber es gibt einige Risiken. Zunächst einmal weiß jeder Cannabis-Konsument, dass es den Appetit anregt und oft dazu führt, dass man zuckerhaltige Lebensmittel zu sich nimmt. Außerdem haben nicht alle Untersuchungen optimistische Ergebnisse erbracht. Eine Metastudie der verfügbaren Daten aus dem Jahr 2020[12] brachte Cannabiskonsum mit schlechtem Selbstmanagement bei Menschen mit Typ-1-Diabetes in Verbindung, sowie mit einem erhöhten Risiko für periphere Arterienverschlüsse, Herzinfarkte und Nierenerkrankungen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes.
Bezüglich CBD haben Fallberichte gezeigt, dass das Cannabinoid offenbar keinen Schaden verursacht oder die Diabeteskontrolle verschlechtert. Allerdings könnte die Einnahme von CBD zusammen mit dem Diabetes-Medikament Metformin das Risiko für **Magenverstimmungen[13] erhöhen.
Edibles für Diabetiker
Was ist mit Edibles für Diabetiker? Zuckerfreie Lebensmittel sind vielleicht nicht unbedingt für Diabetiker gedacht, aber sie sind für diese wahrscheinlich attraktiver. Viele Diabetiker entscheiden sich beim Naschen für Lebensmittel mit einem niedrigen glykämischen Index (GI), um einen Anstieg des Blutzuckerspiegels zu vermeiden. Zum Glück gibt es in Regionen, in denen der Cannabiskonsum legal ist, eine Reihe von zuckerfreien Edibles, darunter Cracker, Schokolade, Süßigkeiten, Kaffee und Tee.
Die Zukunft von Cannabis und Diabetes
Die vorhandenen präklinischen Befunde sind vielversprechend. Allerdings sind streng kontrollierte Studien am Menschen erforderlich, um zu bestätigen, wie genau Cannabis Insulin, Blutzucker, Appetit, Körpergewicht und andere mit Diabetes zusammenhängende biologische Marker beeinflusst.
Außerdem haben Forscher bei der Erprobung von Cannabinoid-Bestandteilen in Diabetesmodellen bisher nur an der Oberfläche gekratzt. Deshalb sollten alle Diabetiker, die Cannabis weiterhin konsumieren oder in ihr Leben integrieren wollen, ihren Arzt fragen, wie sie dies am sichersten tun können.
- Diabetes https://www.who.int
- Efficacy and Safety of Cannabidiol and Tetrahydrocannabivarin on Glycemic and Lipid Parameters in Patients With Type 2 Diabetes http://care.diabetesjournals.org
- The Role of Cannabis and Cannabinoids in Diabetes https://www.researchgate.net
- Novel Study Reports Marijuana Users Have Better Blood Sugar Control https://realmofcaring.org
- Cannabinoid Pharmacology https://www.sciencedirect.com
- Δ9-Tetrahydrocannabivarin (THCV): a commentary on potential therapeutic benefit for the management of obesity and diabetes | Journal of Cannabis Research | Full Text https://jcannabisresearch.biomedcentral.com
- The Role of Inflammation in Diabetes: Current Concepts and Future Perspectives - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Cannabidiol lowers incidence of diabetes in non-obese diabetic mice https://www.tandfonline.com
- Neuroprotective and Blood-Retinal Barrier-Preserving Effects of Cannabidiol in Experimental Diabetes https://www.sciencedirect.com
- Cannabidiol arrests onset of autoimmune diabetes in NOD mice https://www.sciencedirect.com
- CBD compound in cannabis could treat diabetes, researchers suggest - Diabetes https://www.diabetes.co.uk
- The effects of recreational cannabis use on glycemic outcomes and self-management behaviours in people with type 1 and type 2 diabetes: a rapid review - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- CBD and other medications: Proceed with caution - Harvard Health https://www.health.harvard.edu