By Luke Sumpter


Selbst wenn du noch nie von diesem Terpen gehört hast, hast du es sicherlich schon einmal gerochen! Jedes Mal, wenn du durch einen Nadelwald spazierst, kannst du für das angenehme Aroma in der Luft (zum Teil) Pinen danken. Pinen ist auch eines der dominantesten Terpene in Cannabisblüten. Lies weiter, um mehr über seine Chemie, Wirkung und die neuesten Forschungsergebnisse zu diesem vielversprechenden Molekül zu erfahren.

Pinene Cannabis Terpene

Pinen: Ein erfrischendes Wald-Terpen

Pinen ist eines von etwa 30 000 Terpenen, die in der Natur vorkommen, und eines von den etwa 150 Terpenen in Cannabis. Diese Verbindungen sind nicht direkt am Pflanzenwachstum und der Fortpflanzung beteiligt. Sie dienen vielmehr als chemischer Schutzschild gegen Schädlinge, Krankheiten und Umweltbelastungen. Im Fall von Cannabis werden sie in den harzproduzierenden Trichom-Drüsen zusammen mit Cannabinoiden wie THC und CBD produziert.

Als Monoterpen ist Pinen eine kleine und flüchtige Verbindung, die aus nur zwei Isopreneinheiten besteht – den Bausteinen der Terpene. Pinen existiert als zwei verschiedene Isomere: α-Pinen und β-Pinen. Diese Moleküle kommen nicht nur in Cannabispflanzen vor; auch Kiefern, Rosmarin, Dill, Basilikum, Eukalyptus und Salbei produzieren Pinen. Wie bereits erwähnt, ist Pinen für den charakteristischen Duft verantwortlich, den man jedes Mal wahrnimmt, wenn man einen Kiefernwald betritt.

Pinen, Waldbaden und Cannabis

Beim Waldbaden, in Japan als Shinrin-Yoku bekannt, verbringt man Zeit in bewaldeten Umgebungen. Die Forschung bringt diese Praxis mit einer Menge gesundheitlicher Nutzen[1] in Verbindung, darunter Verbesserungen von Schlaf, Stimmung und Immunfunktion. Den Nutzen des Waldbadens liegen viele Faktoren zugrunde, darunter auch luftgetragene Terpene wie Pinen. Ein Spaziergang in einem Kiefernwald dient im Wesentlichen als eine Form der Aromatherapie, die unsere Stimmung heben und unsere Physiologie verändern kann. Wir inhalieren Pinen auch, wenn wir bestimmte Cannabissorten rauchen oder verdampfen – eine weitere Möglichkeit, die Wirkung dieses Terpens zu erleben.

Ein synergistisches cannabimimetisches Terpen

Die Bestandteile von Cannabis wirken nicht isoliert. Vielmehr wirken sie über den Entourage-Effekt zusammen. Kürzlich haben Wissenschaftler herausgefunden, dass einige Cannabisterpene, darunter Pinen, an Rezeptoren des Endocannabinoid-Systems binden. Durch diese cannabimimetische Wirkung (die die Effekte von Cannabis nachahmt) kann Pinen den CB1-Rezeptor aktivieren[2] – dieselbe Stelle, die auch den psychoaktiven Effekten von THC zugrundeliegt. Während Forscher noch versuchen, die Bedeutung dieser Erkenntnis zu verstehen, deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass Pinen synergistisch mit anderen Cannabisverbindungen wie THC sowie CBD zusammenwirken und dadurch die Effekte jeder Sorte beeinflussen könnte.

Aroma und Geschmack von Pinen

Beide Pinenisomere bieten unterschiedliche, aber ähnliche Aromen und Geschmacksrichtungen. α-Pinen hat ein eher erdiges und süßes Aroma, das dem von Kiefernnadeln und der allgemeinen Umgebung eines Nadelwaldes nicht unähnlich ist. Geschmacklich bietet α-Pinen süße Aromen zusammen mit reichen Rosmarinnoten. Und wie sieht es mit β-Pinen aus? Dieses Isomer bietet schärfere Aromen und Geschmacksrichtungen von Wald und Gewürzen zusammen mit einem Hauch von Dill, Pfeffer sowie Basilikum.

Mit Cannabis-Pinen assoziierte Effekte

Das Vorhandensein von α-Pinen und/oder β-Pinen beeinflusst die Wirkung bestimmter Cannabissorten. Konsumenten beschreiben die Wirkung von Sorten mit hohen Pinenkonzentrationen oft als klar, bewusst und frisch. Daher werden Pinen-reiche Sorten im Allgemeinen nicht mit der starken Gedächtnisbeeinträchtigung in Verbindung gebracht, die vielen anderen Sorten zugeschrieben wird. Die zerebralen Wirkungen von Varietäten mit hohem Pinen-Gehalt machen solche Sorten ideal für den Konsum tagsüber oder zum Aufrechterhalten von Produktivität.

Pinene Cannabis Characteristics

Pinen: Ein Blick auf die Forschung

Wissenschaftler haben große Fortschritte bei der Erforschung der Cannabispflanze und ihrer Bestandteile gemacht. Doch trotz dieser Fortschritte haben uns Hindernisse in der Forschung davon abgehalten, das vollle Ausmaß der Wirkung von Terpenen wie Pinen im menschlichen Körper zu bestimmen. Eine Reihe von Zell- und Tierstudien liefert jedoch Hinweise darauf, was zukünftige Ergebnisse noch aufdecken könnten. Doch bedenke, dass diese Studien nicht unbedingt repräsentativ dafür sind, wie Pinen beim Menschen wirkt. Sieh dir im Folgenden einige der interessantesten Untersuchungen an.

  • Pinen und Entzündungen

Entzündungen spielen bei vielen chronischen Krankheiten der Moderne eine grundlegende Rolle. Wissenschaftler sind bestrebt, Wege zur Bekämpfung dieses physiologischen Zustands zu finden, und einige haben ihre Aufmerksamkeit auf Pinen gerichtet. Forscher der University of Wollongong, Australien, beschrieben Pinen als potenzielles Terpen für die Gehirngesundheit und stellten fest, dass das Terpen entzündungsfördernde Marker bei Mäusen unterdrückt[3].

  • Pinen und Kognition

In seiner wissenschaftlichen Publikation[4] mit dem Titel „Cannabis Pharmacology: The Usual Suspects and a Few Promising Leads“ diskutiert der Cannabis-Wissenschaftler Ethan Russo die potenziellen Nutzen von α-Pinen für das Gedächtnis und die Kognition. Russo geht davon aus, dass α-Pinen aufgrund seiner Fähigkeit, das Enzym Acetylcholinesterase zu hemmen, die Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses reduzieren oder beseitigen kann – eine typische Nebenwirkung des Rauchens THC-reicher Sorten.

  • Pinen und Neuroprotektion

Die Wirkung des Terpens α-Pinen erstreckt sich auch auf den Bereich der Neuroprotektion. Wissenschaftler haben das Molekül in verschiedenen Tiermodellen gegen neurologische Erkrankungen getestet. Diese Ergebnisse[5] zeigen, dass Pinen das Potenzial hat, neurologische Verhaltenswerte zu verbessern, die über entzündungshemmende und antioxidative Leitungsbahnen vermittelt werden.

  • Pinen und Mikroben

Nicht alle Mikroben sind schlecht. Für eine optimale Gesundheit sind wir auf eine Vielzahl nützlicher Bakterien angewiesen. Andere Formen von Bakterien, Pilzen und Viren können jedoch lästige Infektionen verursachen. Forscher des Ministeriums für Umwelt und Forstwirtschaft in Korea verfassten eine umfassend Review zu den antimikrobiellen Eigenschaften von Pinen. Die Arbeit liefert Belege für die antimykotische und antibakterielle Wirkung auf Krankheitserreger wie Candida und Helicobacter pylori.

Auch wenn Antibiotika zur Bekämpfung vieler bakterieller Infektionen ausreichen, stellen Antibiotikaresistenzen eine große Gefahr für die Weltbevölkerung dar. Um dagegen anzukämpfen, wenden sich Forscher zur Kontrolle von Antibiotikaresistenzen natürlichen Verbindungen zu. In einer in der Zeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlichten Studie wurde α-Pinen bei einer Form von Campylobacter angewendet und festgestellt, dass das Terpen die Antibiotikaresistenz auf verschiedene Weise modulieren konnte, unter anderem durch die Schädigung von Zellmembranen.

  • Pinen und Epilepsie

Ausgehend von Tierstudien zeigt Pinen auch Potenzial im Bereich von Epilepsie. Ein Forschungsteam der Shahid Bahonar University of Kerman verabreichte Ratten das ätherische Öl Ducrosia anethifolia, dessen Hauptbestandteil α-Pinen ist. Sie stellten fest, dass das Terpen sowohl krampflösende als auch antioxidative Wirkungen gegen induzierte Anfälle aufweist.

  • Pinen und Diabetes

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Pinen einige der Wirkungen von Insulin nachahmen könnte, einem zuckerspeichernden Hormon, das zur Vorbeugung von Diabetes-Komplikationen eingesetzt wird. Eine 2024 im „International Journal of Molecular Science“ veröffentlichte Studie[6] legt nahe, dass das Terpen die Wirkung von Insulin nachahmt, indem es die Expression des Glukosetransporters 4 (GLUT4) beeinflusst und dadurch die Glukoseaufnahme in den Skelettmuskeln beeinflusst.

In ähnlicher Weise wurde in einer weiteren 2024[7] im „Iranian Journal of Basic Medical Sciences“ veröffentlichten Studie α-Pinen in einem Zellmodell von Hyperglykämie getestet – eine mit Diabetes zusammenhängende Stoffwechselstörung, die zu oxidativem Stress und Entzündungen führt. Die Forscher stellten fest, dass α-Pinen eine schützende Wirkung gegen hohe Glukosewerte zeigte.

  • Pinen und neuropathische Schmerzen

Schätzungen zufolge leiden etwa 8 % der Bevölkerung in Europa an neuropathischen Schmerzen, wobei einige Schätzungen die Zahl auf 20 %[8] beziffern. Derzeit werden zur Behandlung der Symptome von plötzlichen, brennenden und stechenden Empfindungen verschiedene Medikamente verschrieben. Nun wenden sich einige Wissenschaftler Pinen als möglicher Lösung zu. In einer 2024 in der Fachzeitschrift „Pain“ publizierten Studie[9] wurden verschiedene Cannabisterpene, darunter β-Pinen, in einem Mausmodell von chronischen neuropathischen Schmerzen getestet. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Cannabisterpene potenzielle Therapeutika gegen neuropathische Schmerzen sind und über die gezielte Beeinflussung der Adenosin-A2A-Rezeptorstelle wirken könnten.

Pinene Pain Transmission
  • Pinen und Tumore

Unter normalen biologischen Umständen sterben Zellen kontrolliert ab, wenn sie krank, alt oder beschädigt sind. Dieser auch als Apoptose bezeichnete Prozess trägt zur allgemeinen Gesundheit eines Organismus bei. Bei Krebs werden die kranken Zellen jedoch resistent gegen Apoptose, sodass sie sich unkontrolliert vermehren können. Frühere Zellstudien zeigen, dass α-Pinen erfolgreich die Apoptose[10] in menschlichen Eierstockkrebszellen herbeiführt.

In einer 2024 in der Fachzeitschrift „Cancer Science“ veröffentlichten Studie[11] wurden die Auswirkungen von α-Pinen auf T-Zell-Tumore untersucht. Das Forschungsteam verabreichte die Terpene verschiedenen T-Zell-Tumorzelllinien und stellte fest, dass es in bestimmten Fällen die Bösartigkeit hemmen konnte, indem es Apoptose auslöste.

α-Pinen zeigt auch in Mausmodellen Wirkung gegen Tumore. Forscher des Shizuoka Cancer Centre in Japan setzten Mäuse einer aromatischen, mit dem Terpen angereicherten Umgebung aus. Unglaublicherweise reduzierte dieser einfache Eingriff, der in gewisser Weise die Auswirkungen des Waldbadens nachahmt, die Tumorgröße um etwa 40 %. Das Team untersuchte biologische Marker, die sich unter diesen Bedingungen veränderten, und stellte eine Zunahme von Bestandteilen des Immunsystems, einschließlich B-Zellen, fest.

  • Pinen und oxidativer Stress

Oxidativer Stress spielt eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung und dem Fortschreiten vieler chronischer Krankheiten, indem er Zellschäden und Funktionsstörungen verursacht. In einer Studie aus dem Jahr 2024 wurden die Auswirkungen von α-Pinen in einem Ketamin-induzierten Modell von Schizophrenie bei Mäusen untersucht. Durch die Minderung von oxidativem Schaden, kognitiven Defiziten sowie depressiven und ängstlichen Verhaltensmustern zeigte das Terpen neuroprotektive Eigenschaften, insbesondere gegen oxidativen Stress.

  • Pinen und Depressionen/Angstzustände

Eines Tages könnten die Nutzen von Pinen auch Einzug in den Bereich der psychischen Gesundheit halten. Mehrere Studien an Nagetieren[13] zeigen, dass sowohl α-Pinen als auch β-Pinen antidepressive und angstlösende Eigenschaften aufweisen. Die möglichen zugrundeliegenden Mechanismen könnten Dopamin-, Serotonin- und Adrenalinrezeptoren betreffen.

A-Pinene

Entzündungshemmend
Bronchodilatator
Gedächtnisverbesserd
Antibakteriell

Kommt auch in Kiefernadeln vor


A-Pinene

Linalool

Anästhetikum
Krampflösend
Schmerzlindernd
Angstlösend

Kommt auch in Lavendel vor

Linalool

Beta-Caryophillene

Entzündungshemmend
Schmerzlindernd
Schützt Zellen Im Verdauungstrakt

Kommt auch in schwarzem Pfeffer vor

Beta-Caryophyllene

Myrcene

Trägt Zur Beruhigenden Wirkung Starker Indicas Bei
Einschlafhilfe
Muskelentspannend

Kommt auch in Hopfen vor

Myrcene

Limonene

Behandelt Sodbrennen
Angstlösend
Antidepressivum

Kommt auch in Zitrus vor

Limonene
 

Pinen: Ein frisches Cannabisterpen mit einzigartigem Potenzial

Bei Betrachtung der verfügbaren Forschungsergebnisse wirkt das Potenzial von α-Pinen und β-Pinen beeindruckend. Da es derzeit jedoch keine klinischen Studien gibt, können unmöglich solide Schlussfolgerungen über die Auswirkungen von Pinen auf die menschliche Gesundheit gezogen werden. Gleichzeitig machen Fortschritte in der Cannabisforschung deutlich, dass Sorten mit hohem Pinen-Gehalt eine einzigartige Wirkung bieten. Während wir auf weitere Forschungsergebnisse warten, versuche dich doch schon einmal am Anbau und der Verkostung Pinen-reicher Sorten und sieh, wie du mit ihnen zurechtkommst!

External Resources:
  1. Effects of forest environment https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Cannabis sativa terpenes are cannabimimetic and selectively enhance cannabinoid activity https://www.nature.com
  3. Potential Use of Pinene and Linalool as Terpene-Based Medicines https://www.frontiersin.org
  4. Cannabis Pharmacology http://ethanrusso.org
  5. Potential Use of Pinene and Linalool as Terpene-Based Medicines for Brain Health https://www.frontiersin.org
  6. α-Pinene, a Main Component of Pinus Essential Oils https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  7. The protective effects of alpha-pinene on high glucose-induced oxidative stress and inflammation in HepG2 cells - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  8. A burden of illness study for neuropathic pain in Europe - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  9. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  10. α-Pinene Induces Apoptotic Cell Death via Caspase Activation in Human Ovarian Cancer Cells https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Antitumor activity of α-pinene in T-cell tumors https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  12. Neuroprotective effects of alpha-pinene against behavioral deficits https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  13. A Review of the Potential Use of Pinene and Linalool https://www.frontiersin.org
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