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CBD und sein potenzieller Einfluss auf das Gehirn
Heute erforschen wir wissenschaftliche Erkenntnisse, die Cannabidiol und seine möglichen Wirkungen auf unser Gehirn betreffen. Stimmt es, dass CBD der Gesundheit des Gehirns zugute kommen kann? Wenn das so ist, wie? Hier findest Du alles, was Du wissen musst.
Inhaltsverzeichnis:
Einhergehend mit dem ständig steigenden Interesse an medizinischem Cannabis nimmt die ganze Welt endlich dessen viele Nutzen für die menschliche Gesundheit wahr. Und unter allen lebenswichtigen Organen des Körpers ist es das Gehirn, das am intensivsten mit Cannabis interagiert.
Hier ist vor allem das Endocannabinoid-System von Belang, das sich über diese Region des Nervensystems erstreckt. Und sobald ein Cannabinoid wie CBD in den Körper gelangt, ist die Gehirnfunktion einer der ersten betroffenen Prozesse.
Zahlreiche Studien haben bereits untersucht, wie Cannabidiol die Gehirnfunktion beeinflusst. Die meisten zeigen vielversprechende Ergebnisse und treiben die Forschungsarbeit weiter voran. Aber wie genau wirkt sich CBD auf das Gehirn und seine allgemeine Gesundheit aus? Dieser Artikel erklärt alles, was Du zu diesem Thema wissen musst.
Wie das Gehirn funktioniert
Die Hauptaufgabe des Gehirns besteht darin, alle innerhalb des Körper versendeten Informationen zu verarbeiten und sie dann zurückzusenden. Es verhält sich wie ein zentraler Computer, der Gedächtnis, Kognition und Erfahrungen steuert.
- Das Gehirn besteht aus drei Hauptbereichen: Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm. Das im äußeren Teil angesiedelte Großhirn macht den größten Bereich aus. Es ist verantwortlich für unsere Fähigkeit zu gehen, zu denken, neue Informationen zu verarbeiten, zu sprechen, zu fühlen und zu lesen.
- Das Großhirn setzt sich im Wesentlichen aus zwei Hemisphären zusammen: der linken und der rechten. Die linke steuert die rechte Körperseite, während die rechte die linke Körperhälfte kontrolliert.
Jede Hemisphäre wird wiederum in vier Lappen unterteilt, nämlich den temporalen, frontalen, okzipitalen und parietalen. Jeder Lappen erfüllt spezifische Funktionen, die unter anderem das Denken, die Entscheidungsfindung, die Persönlichkeit und den Geruchssinn steuern.
Im hinteren Teil des Gehirns befindet sich das Kleinhirn, dessen Hauptfunktionen hauptsächlich mit der Bewegung zusammenhängen. Es steuert unsere Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, die Feinmotorik zu kontrollieren (worunter alles fällt, was mit der Hand-Auge-Koordination zu tun hat), und unsere Körperhaltung aufrechtzuerhalten.
Im unteren Teil des Gehirns befindet sich der Hirnstamm. Sein Hauptzweck besteht darin, das Großhirn mit dem Rückenmark zu verbinden. Ebenso steuert er grundlegende Funktionen wie Atmung, Blutdruck und Augenbewegung.
Cannabinoid-Rezeptoren im Gehirn
Bevor wir uns eingehender mit den Cannabinoid-Rezeptoren in unserem Gehirn befassen, ist es wichtig, zunächst das Endocannabinoid-System zu verstehen. Dieses spielt, kurz gesagt, eine modulierende Rolle beim Erreichen des als Homöostase bezeichneten Gleichgewichtszustandes in Gehirn und zentralem Nervensystem.
Hier kommen die beiden wichtigsten Cannabinoid-Rezeptoren ins Spiel: CB1 und CB2. Beide Rezeptortypen sind zwar im gesamten Körper verteilt, konzentrieren sich jedoch jeweils in einigen Bereichen stärker als in anderen.
Schauen wir uns zunächst die CB1-Rezeptoren an. Diese befinden sich zahlreich im Nervensystem, insbesondere im Gehirn, im Hirnstamm und im Kleinhirn. Es gibt sie aber auch in den Augen, in der Milz und im Hoden. Bestimmte Cannabinoide wie THC weisen eine hohe Bindungsaffinität zu CB1-Rezeptoren im Gehirn auf, was die mit Marihuana verbundenen psychotropen Wirkungen erklärt.
CBD hingegen bindet nicht auf herkömmliche Weise an CB1. Stattdessen interagiert es mit Nicht-Cannabinoid-Rezeptoren[1] wie TRPV1. Diese mildern die Reaktion des Körpers auf Entzündungen und Schmerzen ab.
CB2-Rezeptoren befinden sich stattdessen hauptsächlich in Immunzellen und spielen eine Rolle bei der Modulation der Immunfunktion. Die vermittelnde Funktion dieser Rezeptoren unterstützt den Körper bei der Bekämpfung von Entzündungen.
Kann CBD die Gehirnfunktion verbessern?
Wie genau könnte CBD die Gehirnfunktion beeinflussen? Und welchen Nutzen könnte dies bringen? Die Gehirnfunktion ist ein ziemlich weit gefasster Begriff, der einen umfangreichen Bereich abdeckt. Um Dir das Verständnis zu erleichtern, werden wir den Gesamtkomplex in die folgenden Kategorien unterteilen.
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CBD und Neurogenese
Die Neurogenese ist ein Prozess, bei dem das Gehirn neue Neuronen bildet. Diese Nervenzellen sind dafür verantwortlich, sensorische Informationen zu empfangen und Bewegungsimpulse an unsere Muskeln zu senden. Sie sind auch für die Umwandlung und Weiterleitung aller elektrischen Signale zwischen den einzelnen Prozessen verantwortlich.
Aber wie beeinflusst CBD die Neurogenese? Mehreren Theorien zufolge kann Cannabidiol die Neurogenese durch Modulation des Endocannabinoid-Systems steigern. In einer Studie aus dem Jahr 2010[2] an Mäusen stellte man fest, dass mit CBD angereicherte Nahrung das Überleben neu entstandener Neuronen unterstützt. Eine Studie von 2018[3], die an chronisch gestressten Mäusen durchgeführt wurde, ergab, dass CBD die neuronale Differenzierung, also den Prozess der Zellentwicklung, erhöht.
Obwohl noch weitere Studien durchgeführt werden müssen, sind sich Experten einig darüber, dass Cannabidiol möglicherweise die neurogene Aktivität steigern kann.
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CBD und oxidativer Stress
Wenn der Körper mehr freie Radikale als Antioxidantien produziert, bedeutet dies, dass man unter oxidativem Stress leidet. Freie Radikale sind Moleküle, die Zellen Elektronen entziehen, was letztendlich den Körper schädigt.
Übermäßiger oxidativer Stress beschleunigt den Alterungsprozess und kann unter anderem zur Entwicklung langfristiger Gesundheitsprobleme wie Diabetes, Herzerkrankungen und Krebs führen.
Untersuchungen zeigen, dass CBD scheinbar eine Rolle dabei spielt, oxidativen Stress zu reduzieren. Nach Ergebnissen einer Studie aus dem Jahr 2008[4] kann das Cannabinoid Endotoxine blockieren, die oxidativen Stress induzieren.
Auch degenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson werden teilweise durch oxidativen Stress verursacht. Wie jüngste Erkenntnisse jedoch nahelegen, hat CBD das Potenzial, solche Erkrankungen abzumildern.
Laut einer Studie von 2011[5] schützt Cannabidiol vor oxidativen Schäden durch Amphetamine. Aufgrund seines entzündungshemmenden Potenzials ist CBD außerdem in der Lage, die durch Alzheimer verursachte Neuroinflammation abzuschwächen, wie aus einer Studie aus dem Jahr 2007 hervorgeht[6].
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CBD und zerebraler Blutfluss
Die Durchblutung ist ein wesentlicher Faktor für eine optimale Gehirnfunktion und -alterung. Beim Menschen beträgt der durchschnittliche zerebrale Blutfluss[7] 50ml Blut pro 100g Hirngewebe pro Minute. Was die weiße Substanz angeht, liegen diese Werte ein wenig darunter (20ml pro 100 Gramm pro Minute), steigen jedoch, soweit die graue Substanz betroffen ist (80ml pro 100 Gramm pro Minute).
Neuere Forschungsarbeiten ergaben einen Zusammenhang zwischen Cannabidiol und zerebralem Blutfluss. Eine 2020 im Journal of Psychopharmacology veröffentlichte Studie[8] zeigte plausibel die Fähigkeit von CBD, den Blutfluss zum Hippocampus zu erhöhen. Beim Hippocampus handelt es sich um die Gehirnregion innerhalb des Temporallappens, die für Lernen und Gedächtnis verantwortlich ist.
Die genauen Mechanismen des Prozesses konnten in dieser Studie noch nicht spezifiziert werden. Allerdings stellte man fest, dass CBD möglicherweise die Verarbeitung emotionaler Erinnerungen durch das Gehirn verbessern kann.
Ebenso ergab die Studie, dass andere Regionen des Gehirns nicht denselben Anstieg des zerebralen Blutflusses verzeichneten. Dass es sich im Hippocampus so verhält, konnte jedoch, wie gesehen, nachgewiesen werden, was die Möglichkeit einer verbesserten Gedächtnisfunktion durch CBD-Konsum nahelegt.
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CBD und psychotrope Effekte
Cannabisliebhaber sind mit den psychotropen Wirkungen von THC bestens vertraut. Manche genießen die Erfahrung, andere empfinden sie dagegen als zu überwältigend.
Angstgefühle und Paranoia sind bekannte Folgen unangenehmer Cannabis-Highs. In diesem Zusammenhang sieht man CBD aber auch als Verbindung an, die für eine ausgewogenere Erfahrung sorgen kann.
Laut einer Studie von 2015[9] kann das Cannabinoid, unter anderem durch seine Rolle als negativer allosterischer Modulator von CB1-Rezeptoren, durch THC-induzierte Angstgefühle möglicherweise mildern. Generell gesprochen bedeutet dies, dass CBD die Fähigkeit von THC verringert, durch Bindung an CB1-Rezeptoren psychotrope Nebenwirkungen hervorzurufen.
Darüber hinaus zieht man in Betracht, dass CBD aufgrund seines guten Sicherheitsprofils und seiner nicht-psychotropen Natur unter anderem als potenzielle Zusatzbehandlung[10] bei posttraumatischen Belastungsstörungen und sozialen Angstzuständen[11] dienen könnte.
Solltest Du Probleme mit den psychotropen Wirkungen von Cannabis haben, kannst Du Sorten mit einem ausgewogenen CBD:THC-Verhältnis ausprobieren.
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CBD und andere Neurochemikalien
Unser Gehirn nutzt mehrere Neurochemikalien. Diese winzigen organischen Moleküle sind im Wesentlichen für die Modulation verschiedener Gehirnfunktionen verantwortlich. Da es einen völlig separaten Artikel erfordern würde, jede einzelne dieser Verbindungen zu besprechen, konzentrieren wir uns hier auf zwei der wichtigsten: Dopamin und Anandamid.
Dopamin ist ein Hormon, das bei erfreulichen Erlebnissen wie leckerem Essen oder gutem Sex freigesetzt wird. Ein Dopamin-Anstieg ist aber auch beim Konsum von Drogen[12] wie Nikotin, Kokain und Amphetaminen feststellbar, was das große Suchtpotenzial dieser Substanzen erklärt.
Eine im Jahr 2017 veröffentlichte Studie[13] legt nahe, dass die dem Cannabinoid innewohnende Fähigkeit, die Homöostase zu fördern, CBD zu einem potenziellen Mittel gegen Suchterkrankungen macht. In derselben Studie wurden einige Ergebnisse darüber publiziert, wie Cannabidiol nicht nur den Nikotinkonsum senken konnte, sondern auch Symptome der Cannabisabhängigkeit und des Cannabisentzugs reduzierte.
Anandamid ist eine weitere faszinierende Neurochemikalie. Dr. Raphael Mechoulam, der diese Verbindung entdeckte, benannte sie nach dem Sanskrit-Wort für „Glückseligkeit“, nachdem er festgestellt hatte, welche großen Einfluss sie auf die menschliche Freude und das Wohlbefinden ausübt. Man nimmt an, dass dieses Endocannabinoid eine wichtige Rolle[14] spielt, wenn es um Vergnügen, Lernen, Gedächtnis und ähnliche Funktionen geht. Interessanterweise scheint CBD die Wiederaufnahme und Abbau von Anandamid[15] zu hemmen, was den Spiegel des Endocannabinoids im Körper erhöht (mit möglicherweise vorteilhafter Wirkung).
CBD für die Gesundheit des Gehirns: Reichen die Hinweise aus?
Das Gehirn selbst ist ein kompliziertes Organ, das im Körper mehreren Zwecken dient. Jede seiner Regionen ist mit den physischen, mentalen und emotionalen Funktionen verbunden, die es uns ermöglichen, uns richtig zu bewegen und zu funktionieren.
Im Laufe der Jahre wurden in diesem Bereich immer mehr Studien durchgeführt, die sich mit dem Einfluss von CBD beschäftigen. Allerdings reicht die Anzahl umfassender klinischer Studien noch nicht aus, um endgültige Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Die meisten Ergebnisse stützen jedoch die positiven Auswirkungen von Cannabidiol auf die Gesundheit des Gehirns. Zwar können noch nicht alle Aspekte schlüssig erklärt und bewiesen werden, aber im Großen und Ganzen sind die Ergebnisse vielversprechend. Zumindest scheint CBD die Gesundheit oder Funktion des Gehirns nicht zu beeinträchtigen und wird von seinen Nutzern gut vertragen[16].
Insgesamt gibt es viele Gründe, optimistisch in die Zukunft zu blicken, was die Beziehung von CBD zu unserem Gehirn angeht.
- Cannabinoid Ligands Targeting TRP Channels https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Cannabinoid receptor CB1 mediates baseline and activity-induced survival of new neurons in adult hippocampal neurogenesis https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- The anxiolytic effects of cannabidiol in chronically stressed mice are mediated by the endocannabinoid system: Role of neurogenesis and dendritic remodeling https://www.researchgate.net
- Neuroprotective effects of cannabidiol in endotoxin-induced uveitis: critical role of p38 MAPK activation - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Effects of cannabidiol on amphetamine-induced oxidative stress generation in an animal model of mania - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Cannabidiol in vivo blunts β-amyloid induced neuroinflammation by suppressing IL-1β and iNOS expression https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Normal average value of cerebral blood flow in younger adults is 50 ml/100 g/min - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- SAGE Journals: Your gateway to world-class journal research https://journals.sagepub.com
- Cannabidiol is a negative allosteric modulator of the cannabinoid CB1 receptor - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Cannabidiol in the Treatment of Post-Traumatic Stress Disorder: A Case Series https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Frontiers | Anxiolytic Effects of Repeated Cannabidiol Treatment in Teenagers With Social Anxiety Disorders | Psychology https://www.frontiersin.org
- Dopamine | Psychology Wiki | Fandom https://psychology.wikia.org
- Cannabidiol for the Treatment of Drug Use Disorders - ScienceDirect https://www.sciencedirect.com
- General Chemistry Online: The Bliss Molecule https://antoine.frostburg.edu
- Cannabidiol enhances anandamide signaling and alleviates psychotic symptoms of schizophrenia https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- WHO Expert Committee on Drug Dependence Critical Review: Cannabidiol (CBD) https://www.who.int