By Max Sargent


Die Cannabiszucht ist in den letzten Jahren immer spezifischer und gezielter geworden. Manche Züchter optimieren ihre Pflanzen mittlerweile so, dass sie höhere Konzentrationen seltener Cannabinoide und Terpene aufweisen.

In diesem Zusammenhang ist eine weitere Klasse von Verbindungen hervorgetreten, die nicht nur das Aussehen und den Duft von Gras beeinflussen, sondern möglicherweise auch eine Wirkung auf uns Menschen haben: Flavonoide. Hier werfen wir einen Blick auf Cannflavine[1] – Flavonoide, die ausschließlich in der Cannabispflanze vorkommen. Worum handelt es sich bei ihnen, welchen Zweck erfüllen sie in Cannabispflanzen und was können sie bewirken?

Cannabischemikalien: Ein Blick über Cannabinoide und Terpene hinaus

Fast jeder weiß, dass Cannabispflanzen THC produzieren – das Cannabinoid, das hauptsächlich für die psychotropen Wirkungen der Pflanze verantwortlich ist. Viele Menschen kennen auch CBD, ein weiteres Cannabinoid, das mittlerweile in einer Vielzahl von Ergänzungsmitteln und anderen Produkten enthalten ist. Und dann gibt es noch Terpene – wie Myrcen, Limonen und Pinen –, die nicht nur in Cannabispflanzen, sondern auch in einer Vielzahl anderer natürlicher Quellen vorkommen.

Daneben produziert die Cannabispflanze aber auch Flavonoide, zu denen ihre einzigartigen Cannflavine gehören. Abgesehen davon, dass sie verschiedene Funktionen in der Pflanze selbst erfüllen, nimmt man an, dass Cannflavine auch Menschen beeinflussen können, die Weed konsumieren – doch dazu später mehr.

Infografik, die zeigt, wie Phytocannabinoide und Endocannabinoide mit Cannabinoid-Rezeptoren, Neurotransmittern und deren Rezeptoren interagieren. Das Diagramm hebt den Prozess zwischen sendenden und empfangenden Neuronen im Zusammenhang mit der Beeinflussung der Gehirnfunktion durch Cannabisverbindungen hervor.

Eine Einführung in Cannflavine

Flavonoide sind polyphenolische Sekundärmetaboliten, die in der gesamten Flora der Erde vorkommen. Diese Verbindungen werden in Pflanzen synthetisiert und erfüllen zahlreiche Funktionen, unter anderem stellen sie die Pigmente für Blütenblätter bereit.

Zu den anderen Funktionen gehören:

  • UV-Filterung
  • Symbiotische Stickstofffixierung
  • Chemische Botenstoffe
  • Physiologische Regulation
  • Zellzyklusinhibition

Ebenso können in den Boden abgesonderte Flavonoide dazu beitragen, potenziellen symbiotischen Partnern wie Bakterien und Pilzen Signale zu senden, und sie bei der Besiedlung der Wurzeln der Pflanze unterstützen. Man geht davon aus, dass Flavonoide auch eine hemmende Wirkung auf potenzielle Krankheitserreger im Boden haben können.

Zusätzlich zu ihren Funktionen in der Cannabispflanze sind Cannflavine – ähnlich wie Terpene – pharmakologisch aktiv. Daher betrachten Züchter und Forscher sie nun als den nächsten Faktor zur Feinabstimmung von Sorten und zur Behandlung verschiedener gesundheitlicher Probleme.

Cannflavine und der Entourage-Effekt: Gibt es Synergien?

Der Entourage-Effekt ist die kollektive Wirkung, die alle pharmakologischen Wirkstoffe in der Cannabispflanze aufweisen, wenn sie zusammen konsumiert werden. Hier ein vereinfachtes Beispiel: Stell dir vor, wie sich das Vorhandensein von THC, CBD und verschiedenen Terpenen auf die allgemeine psychoaktive Erfahrung auswirkt, wenn sie zusammen eingenommen werden. Im Gegensatz dazu ist die Erfahrung beim Verdampfen reiner THC-Kristalle eine ganz andere.

Tatsächlich müssen wir, wenn es um die umfassenden Wirkungen von Cannabis geht, Hunderte, wenn nicht Tausende von Verbindungen berücksichtigen: Cannabinoide, Terpene, Flavonoide (einschließlich Cannflavine) und andere. Wir beginnen gerade erst, die Wirkungen und Mechanismen der meisten dieser Verbindungen zu entschlüsseln, wobei noch nicht einmal THC und CBD vollständig verstanden werden. Und Forscher sind in der Tat bestrebt, herauszufinden, ob Cannflavine den Entourage-Effekt beeinflussen können.

Leider gibt es nur sehr wenige Daten zum Einfluss dieser Verbindungen auf die Wirkung von Cannabis. Derzeit wissen wir nicht, ob Cannflavine direkt mit dem Endocannabinoid-System (ECS) interagieren. Beim ECS handelt es sich um das Regulierungssystem, über das viele Cannabisverbindungen mit dem Körper interagieren. Obwohl Cannflavine den Körper beeinflussen können, wenn Cannabis gegessen wird, ist darüber hinaus unklar, ob sie erhitzt oder über die Lunge aufgenommen werden können. Solltest du dich also entscheiden, Cannflavine zu konsumieren, ist es vielleicht besser, Hanfsprossen zu essen, als Buds zu rauchen!

Infografik, die darstellt, wie verschiedene Cannabisverbindungen im Körper interagieren. Sie veranschaulicht die Beziehung zwischen Endocannabinoiden, Cannabinoiden, Terpenen, Flavonoiden und den Rezeptoren des Endocannabinoidsystems im Körper. Das Diagramm zeigt ein Gehirn, eine Cannabisknospe und Zellrezeptoren, um darzustellen, wie diese Elemente zusammenarbeiten.

Welche Cannflavine kommen in Cannabis vor?

Im Folgenden werden wir uns drei cannabisspezifische Flavonoide ansehen und das wenige besprechen, was wir über ihre mögliche Wirkung auf den Menschen wissen.

  • Cannflavine A, B und C

Es gibt drei Flavonoide, die nur in der Cannabispflanze vorkommen und passenderweise Cannflavin A, Cannflavin B sowie Cannflavin C genannt wurden.

A und B wurden in den 1980er-Jahren entdeckt, während dies bei C erst 2008 erfolgte. Alle drei, bei denen es sich genau genommen um Prenylflavonoide handelt, weisen ähnliche Eigenschaften auf. Insbesondere A und B werden auf dieselbe Weise biosynthetisiert, nämlich durch Prenylierung von Chrysoeriol.

Es wurde vermutet, dass es noch weitere Cannflavine[2] geben könnte, sie wurden jedoch noch nicht entdeckt. Der Grund dafür ist, dass Cannflavine nicht nur als Folge des Erbguts, sondern auch als Reaktion auf Umweltreize produziert werden. Da die meisten Untersuchungen an unter Laborbedingungen angebauten Pflanzen durchgeführt wurden, könnten unter natürlicheren Bedingungen unbekannte Cannflavine zum Vorschein kommen.

Infografik, die die drei Cannflavine zeigt, die einzigartig für die Cannabispflanze sind: Cannflavin A, Cannflavin B und Cannflavin C. Jedes Cannflavin wird mit einem bestimmten potenziellen Gesundheitsvorteil in Verbindung gebracht: entzündungshemmend, schmerzlindernd, neuroprotektiv und antioxidativ.

Um Bautista, Yu und Tian zu zitieren:

„... die Ansammlung von Cannflavin A wird nicht nur durch den genetischen Hintergrund, sondern auch als Reaktion auf Temperatur, Sonneneinstrahlung, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit in der Umgebung bestimmt. Darüber hinaus wirkt sich eine höhere Lage positiv auf den Gehalt an Cannflavin A, B und C in geklonten (d. h. genetisch identischen) Cannabis-sativa-Pflanzen aus, die in unterschiedlichen Höhenlagen angebaut werden […] ist es verlockend anzunehmen, dass neben den Flavonoiden, die bereits in Cannabis-sativa-Geweben isoliert wurden, einige noch nicht identifizierte Flavonoide nur unter bestimmten Umweltbedingungen wie biotischen und abiotischen Belastungen produziert werden können“.

Es gibt also noch viel mehr über Cannflavine zu erfahren und eventuell produziert die Pflanze sogar viele andere Cannflavine, die noch entdeckt werden müssen. Doch welchen Nutzen könnten sie haben, wenn sie auf bioverfügbare Weise konsumiert werden?

Die Nutzen von Cannflavinen: Ein Blick auf die Forschung

Generell ist bekannt, dass Flavonoide eine wichtige Rolle in der menschlichen Ernährung spielen. Darüber hinaus beginnen wir gerade, die potenziellen Wirkungen zu verstehen, die bestimmte Cannflavine beim Verzehr haben könnten. Auch wenn alle nachfolgend aufgeführten Studien vorläufig sind, vermitteln sie uns doch eine Vorstellung davon, was die Erforschung von Cannflavinen in Zukunft ans Licht bringen könnte.

Entzündungen
In einer überzeugenden Forschungsarbeit[3] von Rea u. a. wurde die Wirkung von Cannflavinen auf Entzündungen untersucht, wobei sie zu faszinierenden Ergebnisse kamen. Obwohl unklar ist, wie viel Gras man konsumieren muss, um eine spürbare Wirkung zu erzielen, zeigen diese Ergebnisse das klinische Potenzial dieser Verbindungen – vorausgesetzt, wir finden einen Weg, sie vollständig nutzen zu können.
Neuroprotektion
In vitro wurde festgestellt, dass Cannflavin A in bestimmten Konzentrationen neuroprotektive Eigenschaften[4] haben kann. In der Forschung fand man heraus, dass die Verbindung hormetische Wirkungen hat und die Zelllebensfähigkeit um bis zu 40 % erhöht. Bei erhöhten Konzentrationen erwies sie sich jedoch als neurotoxisch. Bevor Cannflavin A also gezielt angewendet werden kann, muss besser verstanden werden, in welchen Konzentrationen es von Nutzen ist.
Schmerzen
Manche Forscher haben vermutet, Cannflavine könnten aufgrund ihrer potenziellen Wirkung auf Entzündungen auch die damit verbundenen Schmerzen beeinflussen. Dies wird jedoch als Nebeneffekt angesehen; Cannflavine haben keine direkten Auswirkungen auf Schmerzrezeptoren.
Antioxidativ
Die Cannflavine A und B sind als wirksame Antioxidantien bekannt, denn sie helfen, freie Radikale zu bekämpfen – Verbindungen, die oxidative Schäden an Zellen verursachen. Daher ist der Konsum hoher Mengen von Antioxidantien förderlich für die allgemeine Gesundheit. Die Cannflavine A und B hemmen nachweislich die Synthese von Prostaglandin E2 und 5-Lipoxygenase[5], was dazu beitragen kann, oxidativen Stress im Körper zu reduzieren.
Parasiten
Die Forschung hat gezeigt, dass die Cannflavine A und C auch eine gewisse antiparasitäre Wirkung[6] aufweisen könnten. Da diese Studie sich jedoch auf ihre Rolle in der Cannabispflanze konzentriert, sind weitere Untersuchungen erforderlich, um herauszufinden, ob Cannflavine auch beim Menschen antiparasitäre Wirkungen zeigen.
Viren
Bestimmte Flavonoide haben hemmende Wirkungen auf Viren[7] gezeigt, weshalb man annimmt, dass auch Cannflavine antivirale Fähigkeiten zeigen könnten. Derzeit sieht es so aus, als könnte der Verzehr von Hanfsprossen dabei helfen, unser Immunsystem zu stärken, doch sollten wir uns keinesfalls darauf verlassen, dass Gras virale Infektionen bekämpft!

Cannflavine: Überzeugende Cannabischemikalien

Cannflavine sind sicherlich spannend und scheinen zumindest einen gewissen Einfluss auf Menschen zu haben, wenn sie eingenommen werden. Die Hauptfrage lautet allerdings, wie wir von diesen Effekten profitieren können. Es ist wahrscheinlich, dass Rauchen diese Verbindungen zerstört, und selbst falls dies beim Verdampfen nicht der Fall sein sollte, ist nicht garantiert, dass ihre potenziellen Wirkungen überhaupt über die Lunge aufgenommen werden können.

Sollte sich allerdings herausstellen, dass Cannflavine besondere gesundheitliche Nutzen aufweisen, werden sie wahrscheinlich auf eine Weise synthetisiert, die sie für alle zugänglicher macht, die sie brauchen. Falls du Cannflavine in der Zwischenzeit selbst ausprobieren möchtest, solltest du in Erwägung ziehen, deinen Salaten Hanfsprossen hinzuzufügen!

External Resources:
  1. Chemistry and Biological Activities of Cannflavins of the Cannabis Plant https://www.liebertpub.com
  2. Flavonoids in Cannabis sativa: Biosynthesis, Bioactivities, and Biotechnology - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Biosynthesis of cannflavins A and B from Cannabis sativa L https://www.sciencedirect.com
  4. Novel cannabis flavonoid, cannflavin A displays both a hormetic and neuroprotective profile https://www.sciencedirect.com
  5. Cannflavins – From plant to patient: A scoping review https://www.sciencedirect.com
  6. Cannflavins – From plant to patient: A scoping review https://www.sciencedirect.com
  7. Flavonoids: promising natural compounds against viral infections - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
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