By Max Sargent

Wenig überraschend ist die Rechtslage von Cannabis in jedem von Afrikas 54 Ländern ziemlich unterschiedlich – mit rechtlichen Komplexitäten, die unser Wissen übersteigen. Bestimmte Länder des Kontinents haben in letzter Zeit jedoch Maßnahmen ergriffen, um die Produktion, den Verkauf und Export von Cannabis zu erlauben. Vielerorts wird dies als großer Schritt in Richtung Cannabislegalisierung auf dem afrikanischen Kontinent angepriesen, doch die Wahrheit könnte weniger positiv sein.

In diesem Artikel sehen wir uns die Rechtslage von Cannabis in neun afrikanischen Ländern an, in denen die Produktion in irgendeiner Art und Weise erlaubt ist, und hinterfragen kritisch, in welchen Fällen dies den Einheimischen nützen und in welchen Fällen es eine Form des Neokolonialismus durch den globalen Norden sein könnte.

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Eine kurze Geschichte von Cannabis in Afrika

Afrika ist ein großer und vielseitiger Kontinent, über den sich unzählige Umgebungen, Kulturen, Völker, Religionen, Traditionen, Geschichten und mehr erstrecken. Zu versuchen, hier irgendeine Art von umfassendem Überblick über die "afrikanische Geschichte" zu geben, ist zum Scheitern verurteilt und wird den zweitgrößten Kontinent der Erde auf etwas viel Einfacheres und Kleineres reduzieren, als er in Wirklichkeit ist.

Stattdessen werden wir uns hier ein paar besonders interessante Teile der Geschichte herauspicken, die schildern, wie Cannabis auf dem afrikanischen Kontinent angebaut und genutzt wurde.

Doch zuerst: Wann gelangte Cannabis nach Afrika? Die Pflanze ist dort nicht heimisch und irgendwann muss sie ihren Weg von Asien aus dorthin gefunden haben. Gesichert ist, dass Cannabis mindestens seit den letzten 1000 Jahren in Nordafrika angebaut wird, doch manche Belege deuten darauf hin, dass es bereits im alten Ägypten vor bis zu 5000 Jahren präsent war.

Obwohl Maghreb (Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mauretanien) möglicherweise die afrikanische Region ist, die am stärksten mit Cannabis (insbesondere Haschisch) assoziiert wird, gibt es dort interessanterweise keine Belege für eine Haschisch-Produktion vor 1921, was sie zu einer recht neuen Tradition macht.

Auch wenn der Cannabisgebrauch auf dem Kontinent Schwankungen unterliegt, kann man mit Sicherheit sagen, dass die Pflanze dort seit einiger Zeit präsent ist und genutzt wird.

Cannabis im heutigen Afrika

Obwohl kaum darüber gesprochen wird, wenn die Cannabislegalisierung diskutiert wird, gibt es neun Länder in Afrika, die Cannabis bis zu einem gewissen Grad legalisiert haben. In einem späteren Abschnitt werden wir erläutern, welche Länder dies sind und welchen spezifischen Rechtsstatus Cannabis in jedem von ihnen hat. Fürs Erste ist es jedoch erwähnenswert, dass Cannabis nur in Südafrika als Genussmittel entkriminalisiert wurde und in keinem Land uneingeschränkt legal ist (auch wenn es in manchen toleriert wird). Bei der Legalisierung geht es hierbei um den medizinischen Gebrauch sowie die Produktion/den Export für wirtschaftlichen Gewinn.

Wo Cannabis für diese Zwecke legal ist, braucht man Lizenzen und Genehmigungen, die von Behörden gekauft werden müssen, was manche dazu veranlasst hat, der Legalisierung in Teilen Afrikas kritisch gegenüberzustehen.

Probleme im Zusammenhang mit der Legalisierung

Oberflächlich betrachtet, scheint die Legalisierung in Afrika ein Segen für die Länder zu sein, in denen sie stattfindet, was Bilder von lokalen Landbesitzern und Bauern heraufbeschwört, die Cannabis anbauen und auf dem internationalen Markt verkaufen. Belege deuten jedoch darauf hin, dass die Lage in vielen oder sogar den meisten Fällen ganz anders ist und die Cannabisbranche in Afrika als eine Form des Neokolonialismus oder Canna-Kolonialismus[1] angesehen werden kann.

Das Problem tritt auf, weil Cannabis in afrikanischen Ländern (zumindest Stand 2019) nicht in der Weise legalisiert wurde, wie Du vielleicht denkst. Es wurden keine Gesetze geändert, die den Anbau und Verkauf von Cannabis legalisieren, sondern es wurden die Regularien geändert, was Unternehmen ermöglicht, Lizenzen zu kaufen, um Cannabis ungeachtet einer prohibitiven Gesetzgebung zu produzieren und zu verkaufen. Um Cannabis anbauen zu können, müssen Grower deshalb das Recht kaufen, dies zu tun – und die Kosten dessen lassen die meisten Einheimischen außen vor.

Anhand der Beispiele von Lesotho und Eswatini kann man sehen, dass die Veränderungen der Regularien erst stattfanden, als die Zahlungen erhalten und die Lizenzen gewährt worden waren, was nahelegt, dass Lobbyismus und Bestechung statt guter Politikgestaltung am Werk gewesen sein könnten.

Duvall stellt fest: "Ausländisches Kapital wird genutzt, um die Ressourcen des Kontinents – Land, Wasser, Arbeitskräfte und Cannabis – auszubeuten, anstatt sinnvolle Möglichkeiten für Afrikaner zu bieten, Wohlstand anzuhäufen."

Um diese Behauptung zu unterstützen, weist er auf die Tatsache hin, dass Gelegenheits-Grower abgesehen von Südafrika Cannabis nicht ohne Risiko strafrechtlicher Verfolgung anbauen können. In der Demokratischen Republik Kongo wurde die Drogenpolitik der Regierung stillschweigend zugunsten kanadischer Unternehmen[2] gelockert, die von der Cannabisproduktion in dem Land profitieren könnten, während derselbe Staat Gewalt gegen einheimische Kongolesen, die sich für den Anbau ebendieser Pflanze entschieden, unterstützte und sich sogar daran beteiligte.

Darüber hinaus scheint das geistige und genetische Eigentum von Afrikas reicher Cannabisgeschichte geplündert worden zu sein, damit europäische Unternehmen von der Produktion afrikanischer Cannabissorten in Afrika profitieren können. Nimm zum Beispiel Durban Poison und Power Plant: Zwei Cannabisvarietäten, die als "afrikanische Landrassensorten" berühmt sind. Belege deuten darauf hin, dass IHU, ein Cannabis-Anbauunternehmen in der Republik Uganda, das sich für den Anbau dieser Sorten entschied, diese in Amsterdam kaufte und von dort importieren ließ[3], was Profite für afrikanische Waren zurück nach Europa fließen ließ.

Das Problem des sogenannten Canna-Kolonialismus ist komplex und zu tiefgründig, um uns hier angemessen damit befassen zu können. Es ist jedoch wichtig, zu bedenken, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen. Wenn man optimistische Geschichten der über Afrika hinwegfegenden Legalisierung liest, sollte man hinterfragen, ob dies den Afrikanern nützt oder es genau genommen das Werk von Pharmaunternehmen im globalen Norden ist, die zu ihrem eigenen Vorteil korruptere Regierungssysteme bestimmter afrikanischer Länder ausbeuten wollen. Dies geschieht häufig zulasten der Einheimischen und beansprucht Ackerland, das für den Anbau von Nutzpflanzen verwendet oder wild belassen werden könnte.

Der Kernpunkt ist also dieser: In manchen afrikanischen Ländern ist das, was als "Legalisierung" angepriesen wird, häufig nur eine Gelegenheit für Länder anderer Kontinente, zu relativ günstigen Preisen Lizenzen zu kaufen, Cannabis auf Land anzubauen, das verglichen mit europäischem oder nordamerikanischem Land verhältnismäßig preiswert ist, und das Produkt sowie die Profite anschließend wieder in den globalen Norden zu exportieren.

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Wo ist Cannabis in Afrika legal?

Lass uns mit diesem Hintergrundwissen Länder in Afrika ansehen, in denen Cannabis legalisiert wurde oder in denen es für Unternehmen möglich ist, Lizenzen zu kaufen und lokal anzubauen.

  • Lesotho: Seit 2017 ist es möglich, Lizenzen zu kaufen, um Cannabis für medizinische Zwecke anzubauen und zu exportieren.
  • Südafrika: Hier ist der Anbau von Cannabis für den persönlichen Gebrauch seit 2018 entkriminalisiert. Es wird aktuell an einer Legalisierung gearbeitet, die die legale Produktion und den Verkauf der Pflanze erlauben würde.
  • Simbabwe: Auch hier ist es möglich, Lizenzen zu kaufen, die Unternehmen den Anbau, die Verarbeitung und den Export von Cannabis für medizinische sowie wissenschaftliche Zwecke erlauben.
  • Malawi: 2020 verabschiedete Malawi die ersten Gesetze, die den Grundstein für einen legalen Cannabismarkt legen sollten, und es ist mittlerweile möglich, Cannabis für medizinische Zwecke anzubauen, zu verarbeiten und zu verwenden.
  • Republik Sambia: Es können Lizenzen gekauft werden, die den Anbau und Export von Cannabis erlauben – im Inland darf es für keinen Zweck verwendet werden.
  • Republik Uganda: Im Mai 2023 wurde Cannabis in Uganda legalisiert, als die Gesetze, die es verboten, von den Gerichten für nichtig erklärt wurden. Davor war es legal, Lizenzen für den Anbau und Export für medizinische Zwecke zu kaufen.
  • Marokko: Als eine Hochburg des illegalen Cannabisanbaus, -konsums und -exports legalisierte Marokko 2021 die Produktion, den Verkauf sowie Gebrauch von Medizinalcannabis. Der Freizeitgebrauch bleibt illegal, ist aber weit verbreitet.
  • Ghana: In Ghana ist es legal, Cannabis mit einer vom Gesundheitsministerium gekauften Lizenz anzubauen und zu exportieren.
  • Ruanda: Seit 2021 ist es hier legal, Cannabis für medizinische Zwecke zu produzieren und zu verwenden.

Cannabis in Afrika: Segen und Fluch

Wie Du nun vermutlich sehen kannst, ist die Rechtslage von Cannabis in bestimmten afrikanischen Ländern nicht so eindeutig, wie manche Dich vielleicht glauben ließen, und auch nicht so unschuldig, wie sie erscheint. Das soll jene Orte jedoch nicht abwerten, in denen die Legalisierung positiv verläuft und den Weg für mehr Akzeptanz des Cannabisgebrauchs ebnet sowie Möglichkeiten für Einheimische eröffnet, sondern darauf hinweisen, dass ein Großteil der sogenannten "Legalisierung" zum Teil eine Ausbeutung durch den globalen Norden für Profitzwecke sein könnte.

Dieser Artikel kann das Problem nur anschneiden und Du solltest nicht den Eindruck gewinnen, dass er alles vermittelt hat, was es über den Stand der Dinge zu wissen gibt. Vielmehr ist sein Zweck lediglich, wichtige Fragen aufzuwerfen, Überlegungen anzustoßen sowie die Art und Weise zu beleuchten, wie europäische und nordamerikanisch Länder sowie Unternehmen den afrikanischen Kontinent weiterhin für ihre eigenen Zwecke ausbeuten.

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