By Marguerite Arnold


Herpes ist eine Diagnose, die wohl jeder vermeiden möchte, doch was genau geht mit dieser Erkrankung einher? Viele sind sich bewusst, dass Lippenbläschen Herpes sind, aber wie unterscheiden sie sich von Genitalherpes? Und was sind die Folgen für die Gesundheit? Hier untersuchen wir unterschiedliche Arten des Herpes-simplex-Virus, ihre Symptome und verfügbare Behandlungen. Anschließend können wir uns mit den Auswirkungen befassen, die Cannabis auf Herpes haben könnte – was auch immer sich daraus ergeben wird.

Was ist Herpes simplex?

Es gibt zwei verschiedene Arten des Herpes-simplex-Virus: Typ 1 und Typ 2. Diese sind als HSV-1 beziehungsweise HSV-2 bekannt, doch mehr zu dieser Unterscheidung in Kürze.

HSV-1 und HSV-2 sind für Fälle von oralem und Genitalherpes verantwortlich – wobei die orale Variante gemeinhin eher als Lippenbläschen bekannt ist. Gemäß der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 3,7 Milliarden Menschen[1] unter 50 (67% der Weltbevölkerung) die HSV-1-Infektion und 13% haben HSV-2.

Das sind gigantische Zahlen, doch in den meisten Fällen verläuft die Infektion asymptomatisch. Aber worin besteht der Unterschied zwischen den zwei Varianten?

  • HSV-1 und HSV-2

HSV-1 und HSV-2 ähneln sich, weisen aber einige wichtige Unterschiede auf.

HSV-1 ist die viel verbreitetere und glücklicherweise schwächere Variante des Herpes-simplex-Virus. Die meisten Menschen infizieren sich irgendwann in ihrer Kindheit und stellen fest, dass das Virus – wenn überhaupt – nur wenige Symptome verursacht. Falls Symptome auftreten, nehmen sie oft die Form von Lippenbläschen an, wenn die Infektion oral ist, und die von kleinen Geschwüren, wenn die Infektion genital ist. Bei HSV-1 sind fast alle Fälle oraler Natur und kehren selten wieder, was wenig Probleme bereitet.

HSV-2 ist weniger verbreitet und kann viel schwerwiegender sein. Allerdings bleibt der Großteil der HSV-2-Infektionen asymptomatisch, kann sich aber dennoch übertragen. Fast alle Fälle von HSV-2 sind genital. Die schlechte Nachricht ist, dass der erste Ausbruch (oder die ersten Ausbrüche) heftig und schmerzhaft sein kann und die Infektion ein Leben lang besteht. Die gute Nachricht lautet, dass ein Wiederauftreten und der Ausprägungsgrad mit der Zeit zurückgehen werden.

Wie Herpes übertragen wird

Sowohl bei oralem als auch Genitalherpes geschieht der Großteil der Übertagungen über Hautkontakt. Herpes kann durch Küssen, Sex oder sogar durch Trinken aus demselben Gefäß übertragen werden. Doch es gibt einige Dinge, die wir tun können, um die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung/Ansteckung drastisch zu reduzieren.

Zunächst solltest Du Dir bewusst sein, dass, obwohl infizierte Menschen immer potenzielle Überträger dieser Viren sind, sie viel ansteckender sind, wenn sie tatsächlich symptomatisch sind; das heißt, wenn sie Lippenbläschen oder genitale Geschwüre haben. Wenn Du also diese Symptome hast, halte Dich eine Weile von anderen fern!

Wie Herpes übertragen wird

Bei HSV-1 ist das alles, was Du hinsichtlich einer Vermeidung vernünftigerweise tun kannst. Wenn man bedenkt, dass es die meisten Menschen haben – und Du höchstwahrscheinlich auch –, stellt es vermutlich keine brauchbare oder erstrebenswerte Lösung dar, Dein ganzes Leben lang niemanden zu küssen, um Herpes zu vermeiden. Bei HSV-2 sieht die Sache etwas anders aus. Auch wenn es nicht so ansteckend ist, neigen die körperlichen Symptome dazu, schlimmer zu sein, und gehen auch mit psychologischem Stress einher.

HSV-2 überträgt sich fast ausschließlich über sexuellen Kontakt und die meisten Überträger werden nicht wissen, dass sie es haben. Ein Kondom zu benutzen, verringert die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, bringt aber keine absolute Gewissheit. Also erstens: Sei ehrlich, wenn Du weißt, dass Du es hast, selbst wenn Du asymptomatisch bist. Zweitens: Es lohnt sich, zu wissen, dass die Ansteckungsgefahr bei Frauen im Vergleich zu Männern doppelt so hoch ist.

Beide Arten können die Form von neonatalem Herpes annehmen, wobei sich der Säugling während der Geburt ansteckt. Obwohl dies sehr selten vorkommt (bei ungefähr 10 von 100 000 Geburten), kann es eine schwere und lebensverändernde Infektion sein, die eine dauerhafte Behinderung verursacht. In den meisten Fällen stellt eine Herpes-Erkrankung selbst keine große Gefahr dar, da die Ansteckungsgefahr mit der Zeit stark abnimmt. Die größte Gefahr für Babys besteht, wenn sich die Mutter selbst während der Schwangerschaft ansteckt und die Infektion am virulentesten ist.

  • Herpes-Symptome

Wenn sie auftreten, neigen die Symptome von Herpes dazu, unangenehm und schmerzhaft zu sein. Jede Variante des Virus verursacht leicht unterschiedliche Symptome.

HSV-1-Symptome

HSV-1-Symptome sind eindeutiger und treten fast immer um den Mund herum auf. Dazu gehören:

• Lippenbläschen
• Geschwüre im Mund
• Jucken und Kribbeln im und um den Mund
• Genital-/Analgeschwüre und -bläschen (selten)

HSV-2-Symptome

Die Symptome von HSV-2 können ein wenig mehr variieren und neigen dazu, schwerwiegender zu sein. Dazu gehören:

• Genital- oder Analbläschen/-geschwüre
• Fieber, Körperschmerzen, geschwollene Lymphknoten (bei neuen Infektionen)
• Kribbeln oder stechende Schmerzen in Beinen, Hüfte und Gesäß (vor dem Ausbruch neuer Bläschen/Geschwüre)

  • Herpes-Behandlungen

Verfügbare Behandlung für Herpes sind derer wenige und sie sind mit vielen Nebenwirkungen verbunden. Darüber hinaus heilen diese Behandlungen die Infektion nicht, sondern behandeln eher die Symptome. Obwohl HSV-1 nur in sehr wenigen Fällen mit Medikamenten behandelt wird, werden häufig antivirale Mittel wie Acyclovir, Famciclovir und Valaciclovir verschrieben, um beide Formen des Virus zu bekämpfen.

Genitalherpes hingegen kann gut mit Medikamenten behandelt werden, vor allem in den Anfangsstadien der Infektion. Doch erneut können wir nur betonen, dass diese Medikamente keine Heilung bieten und mit erheblichen Nebenwirkungen einhergehen können, einschließlich:

Kopfschmerzen Benommenheit
Übelkeit Lichtempfindlichkeit
Erbrechen Durchfall

Cannabis und Herpes

Es wird viel darüber gesprochen, das Potenzial von Cannabis in Bezug auf Herpes zu untersuchen. Dies ist größtenteils auf einige wenige aufgebauschte Forschungsarbeiten aus den Achtzigerjahren zurückzuführen, die nahelegen sollen, dass Cannabis eine große Hilfe sein könnte. Es gibt jedoch auch eine beträchtliche Anzahl von Forschungsarbeiten, die darauf hindeuten, dass Cannabis sich sogar nachteilig auf die Symptome von Herpes auswirken könnte. Im Folgenden werden wir die gegenwärtigen Befunde untersuchen.

THC

Die erste Forschungsarbeit, die Menschen eine Verbindung zwischen Cannabis und Herpes herstellen ließ, wurde 1980 durchgeführt. Forscher behaupteten, dass sich sowohl HSV-1 als auch HSV-2 in einlagigen menschlichen Zellschichtkulturen nicht reproduzieren konnten[2], wenn 8 Stunden vor oder nach dem Zeitpunkt der Infektion THC hinzugefügt wurde. 1991 wurden ähnliche Ergebnisse[3] festgestellt. Während in beiden Studien darauf hingewiesen wird, dass THC eine Auswirkung auf das Herpesvirus haben könnte, fanden beide unter sehr spezifischen Bedingungen in vitro (außerhalb des menschlichen Körpers) statt.

Andere, in-vivo-Studien (an Tieren), legen nahe, dass THC in Bezug auf Herpes nicht so hilfreich sein könnte. In einer Studie aus dem Jahr 1986[4] wurde THC in einem Versuchsmodell von HSV-2 an Meerschweinchen getestet. Meerschweinchen wurden ausgewählt, weil sie eine ähnliche Reaktion auf HSV-2 zu zeigen scheinen, wie Menschen. Die Ergebnisse waren nicht vielversprechend. Es wurde beobachtet, dass, je höher die Dosis THC war, die die Meerschweinchen erhielten, der Herpes verglichen mit der Kontrollgruppe umso schlimmer wurde – bei manchen war er sogar tödlich. Ein Jahr zuvor, 1985, wurden in einer ähnlichen Studie mit Mäusen mehr oder weniger die gleichen Resultate festgestellt[5].

Umfassender und in jüngerer Zeit wurden in einer Forschungsarbeit von 2010 die Auswirkungen von Cannabinoiden[6] auf viele verschiedene virale Infektionen untersucht, darunter HSV-1. Es wurde festgestellt, dass Cannabinoide bei einigen Arten von fortbestehenden viralen Infektionen Potenzial zeigten. Bei allen anderen schienen Cannabinoide jedoch sogar die Fähigkeit des Körpers zu vermindern, Infektionen zu bekämpfen. HSV-1 befand sich in letzterer Gruppe.

CBD

Bis heute scheint es keine spezifischen Studien zu geben, in denen die Beziehung von CBD und Herpes untersucht wurde. In einer Forschungsarbeit von 2020[7] wurde jedoch die Beziehung von CBD zu viralen Infektionen im Allgemeinen geprüft. Auf wissenschaftliche Publikationen und anekdotische Belege aus dem Internet zurückgreifend, kam diese zu dem Schluss, dass – obwohl es einen Bezug geben könnte – es massiv am Belegen mangelt und die meisten Behauptungen unbegründet sind. Daher unterstreicht diese Arbeit die Notwendigkeit, zu untersuchen, ob CBD eine Auswirkung auf virale Infektionen haben könnte.

Sollte man Cannabis gegen Herpes einsetzen?

Nach Stand der Dinge gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass Cannabis eine brauchbare Therapie für Herpes ist. Es ist vermutlich das Beste, sich an bewährtere Mittel zu halten – wobei Zeit das beste von ihnen ist. Die Erkrankung zu verschlimmern, ist schließlich das Letzte, was Du willst!

Gleichwohl ist es auch noch viel zu früh, um mit Sicherheit zu sagen, dass Cannabis kein Potenzial zeigt. Der aktuelle Forschungsumfang zu Cannabis und Herpes muss noch den Bereich der Humanstudien erreichen, von daher können so oder so nur sehr wenige Schlussfolgerungen gezogen werden.

Geht Herpes wieder weg?

Keine der beiden Virusvarianten wird Deinen Körper verlassen. HSV-1 wird zurückgehen, häufig von vornherein mit sehr wenigen Symptomen. Fortan wirst Du sein Wirt sein und Du wirst wahrscheinlich nichts (oder nur wenig) mehr darüber wissen. Außer Deinen gesunden Menschenverstand zu nutzen, wenn Du tatsächlich Symptome zeigst, kannst Du nicht viel tun, wenn Du HSV-1 hast.

HSV-2 hingegen kann auf lange Sicht problematischer sein, aber Du kannst etwas dagegen unternehmen. Die Symptome neigen dazu, wieder aufzutreten, wenn Dein Immunsystem unterdrückt wird. Also ist eine generell gesunde Lebensweise die beste Möglichkeit, Herpes unter Kontrolle zu halten. Bewegung, eine gesunde Ernährung, ein gutes Schlafverhalten; all diese Dinge werden Dein Immunsystem stärken und Herpesinfektionen unterdrücken, was Deine Symptome und Infektiosität reduziert. Und mit der Zeit wird das Virus sowieso an Kraft verlieren. Doch wie immer gilt: Vorsicht ist besser als Nachsicht!

External Resources:
  1. Herpes simplex virus https://www.who.int
  2. The Effect of Δ-9-Tetrahydrocannabinol on Herpes Simplex Virus Replication | Microbiology Society https://www.microbiologyresearch.org
  3. Suppressive effect of delta-9-tetrahydrocannabinol on herpes simplex virus infectivity in vitro - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  4. Effect of delta 9-tetrahydrocannabinol on herpes simplex virus type 2 vaginal infection in the guinea pig - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  5. delta-9-Tetrahydrocannabinol decreases host resistance to herpes simplex virus type 2 vaginal infection in the B6C3F1 mouse - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Cannabinoids and Viral Infections - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Cannabidiol for Viral Diseases: Hype or Hope? https://www.liebertpub.com
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