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Welche Auswirkungen hat Cannabis auf das Haar?
Viele Hersteller von Cannabisprodukten schrecken nicht davor zurück, medizinische Behauptungen zu übertreiben, ebenso wie viele Befürworter der Legalisierung von Cannabis. Hier versuchen wir objektiv, die potenziellen Auswirkungen von Cannabis auf das Haar zu untersuchen.
Man könnte meinen, dass Cannabis jedes Problem heilen und alle Aspekte Deiner Gesundheit verbessern kann. Menschen neigen dazu, Forschungsergebnisse (sowohl gute als auch schlechte) für ihre eigenen Zwecke zu missinterpretieren. Beim Thema Cannabis und Haar ist das nicht anders. Lässt der Konsum von Cannabis Haare sprießen? Ist CBD gut gegen Haarausfall? Wenn man das Internet durchstöbert, wird man rasch eine Fülle von Informationen finden, die das bestätigen, jedoch ist die Wahrheit nicht so eindeutig.
In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf eine Auswahl an Studien und versuchen zu verstehen, ob Cannabis Auswirkungen auf die Gesundheit Deiner Haare haben könnte oder nicht.
Cannabis und Haargesundheit: Besteht ein Zusammenhang?
Einige behaupten, dass Cannabis das Haarwachstum fördern könne, während andere der Meinung sind, dass es die Haare ausfallen lässt. Einige schlagen vor, Cannabis zu inhalieren, um dem Haar zu helfen, während andere empfehlen, topische Cremes oder andere Methoden anzuwenden. Einige empfehlen THC, um das Haarwachstum anzuregen, und andere CBD.
Worin besteht also der Zusammenhang zwischen Cannabis und Haarwachstum/Haarausfall? Die kurze Antwort: Es ist komplex und unklar. Bevor wir weitermachen, ist es jedoch erwähnenswert, dass Cannabis kein Allheilmittel für Haarwachstum ist. Hierfür gibt es zwei Hauptgründe.
Erstens hängt das Haarwachstum von einer Vielzahl von Faktoren ab, die sowohl genetisch als auch umweltbedingt sind. Cannabis kann diese Faktoren in einigen Fällen beeinflussen, doch es ist unwahrscheinlich, dass es jemals der entscheidende Faktor sein wird.
Zweitens ist Cannabis ein Cocktail aus Hunderten von Wirkstoffen – und jede Sorte ist anders. Die Behauptung, dass Cannabis eine bestimmte Wirkung auf das Haarwachstum habe, geht also an der Tatsache vorbei, dass es sich bei Cannabis nicht um eine einheitliche Substanz handelt.
Daher versuchen wir im Folgenden, alles ein wenig aufzuschlüsseln und zu untersuchen, welche Wirkungen THC und CBD jeweils auf das Haarwachstum haben könnten. Selbst dann werden wir sehen, dass die Antworten unklar bleiben.
THC und Haar
THC ist das am häufigsten vorkommende Cannabinoid in den meisten Cannabissorten und dasjenige, das das berühmte "High" hervorruft. Es gibt viele Fehlinformationen darüber, wie sich THC auf die Gesundheit des Haars auswirkt, aber wir wollen versuchen, die verfügbaren Forschungsergebnisse zu "entwirren".
Serum-Testosteron
In einer Studie aus dem Jahr 2017 wurden die Auswirkungen des Konsums von THC auf den Testosteronspiegel[1] untersucht. Frühere Forschungsarbeiten hatten gemischte, widersprüchliche Ergebnisse hervorgebracht und diese Studie zielte darauf ab, durch die Untersuchung von 1577 Männern etwas mehr herauszufinden.
Am Ende kamen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass der zuletzt zurückliegende Konsum und nicht die Häufigkeit des Konsums der wichtigste Faktor bei der Bestimmung des Testosteronspiegels ist. Die Männer, die zuletzt Cannabis konsumiert hatten, wiesen die höchsten Serum-Testosteronwerte auf, während diejenigen, die noch nie oder in letzter Zeit kein Cannabis konsumiert hatten, normale Werte aufwiesen.
Obwohl unklar ist, welche Auswirkungen dies auf die Haargesundheit haben könnte, nimmt man an, dass höhere Testosteronwerte:
- das körpereigene Haarwachstum anregen
- die Produktion von Öl auf der Kopfhaut anregen
- die Wahrscheinlichkeit/Schwere von männlicher Glatzenbildung erhöhen
Es ist jedoch nach wie vor unklar, ob THC irgendwelche Auswirkungen auf diese Merkmale der Haargesundheit hat.
Hormone
Vielleicht kann sich THC durch Beeinflussung verschiedener Hormonspiegel auf das Haarwachstum auswirken. Dies hat jedoch möglicherweise mehr mit der Lebensweise und ihren Auswirkungen als mit den direkten Wirkungen der Substanz zu tun.
Es ist nachgewiesen worden, dass Cannabiskonsum die Estradiolproduktion beeinflusst[2]. Estradiol ist ein in den Eierstöcken produziertes Östrogenhormon. Sowohl die Wirkungen von Cannabis als auch eine sitzende Lebensweise verringern die Estradiolproduktion, was wiederum die Aromatasefunktion (die Umwandlung von Testosteron in Östrogen) beeinträchtigt.
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen kann diese gehemmte Aromatasefunktion zu einem Anstieg von Testosteron und einem Rückgang von Östrogen führen. Bei Männern kann dies ähnliche Auswirkungen nach sich ziehen, wie oben beschrieben. Bei Frauen ist es unklar, doch reduzierte Östrogenspiegel können das Haarwachstum hemmen.
Herauszufinden, wie sich all dies genau auf das Haarwachstum und die Haargesundheit auswirkt, wird mehr Forschung erfordern, doch man weiß, dass die betroffenen Hormone **wesentlich für das Haarwachstum sind[3].
THC und Cortisol
Obwohl Cannabis den Ruf hat, Menschen zu entspannen, scheint es auf physiologischer Ebene tatsächlich den Cortisolspiegel (Stresshormon) zu erhöhen[4].
Es ist bekannt, dass erhöhter Stress die Gesundheit der Haare beeinträchtigen, die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Haarausfall und anderer Arten von Alopezie (Haarausfall) erhöhen kann. Es ist jedoch nicht bekannt, ob der durch Cannabis verursachte erhöhte Cortisolspiegel das Haarwachstum beeinträchtigen kann.
Eine andere Studie hat gezeigt, dass häufiger Cannabiskonsum die akuten Auswirkungen von Cortisol abschwächen kann und Nutzer eine dysregulierte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse[5] haben können. Dies könnte weitaus schädlichere Auswirkungen haben als ungesundes Haarwachstum (oder dessen Fehlen) und sollte von allen regelmäßigen Cannabisnutzern in Betracht gezogen werden.
CBD und Haar
CBD, dem zweithäufigsten Cannabinoid in Cannabis, werden überwiegend positive Wirkungen auf das Haarwachstum zugeschrieben. Ob dies wirklich der Fall ist (und in welchem Ausmaß), bleibt jedoch unklar.
Cannabinoid-Rezeptoren auf der Kopfhaut
Die Kopfhaut scheint mit CB1- und CB2-Rezeptoren bedeckt zu sein, was bedeutet, dass sie empfänglich für Cannabinoide ist.
In einer Studie wurde versucht, festzustellen, welche Auswirkungen die topische Anwendung von CBD auf das Haarwachstum haben könnte. Interessanterweise konnte man feststellen, dass CBD das Haarwachstum zu fördern scheint[6]. Eine kleine Studie, an der 28 männliche und 7 weibliche Patienten teilnahmen, ergab, dass eine einmalige Anwendung von täglich 3 bis 4mg topischem CBD das Wachstum von Terminalhaaren erhöhte.
Es ist erwähnenswert, dass in derselben Studie darauf hingewiesen wird, dass andere Cannabinoide und der allgemeine Cannabiskonsum schlecht für das Haarwachstum sein könnten.
Eine Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, warum CBD das Haarwachstum fördern könnte. Sie ergab, dass topisch angewandtes CBD die CB1-Rezeptoren auf der Kopfhaut teilweise blockiert, was zu einer Verlängerung des Haarschafts führt. Darüber hinaus bindet CBD auch an TRPV1-Vanilloidrezeptoren, die die Funktion der Haarfollikel steuern.
Interessanterweise wurde in der Studie festgestellt, dass die Wirkungen dosisabhängig sind und mehr nicht immer besser ist. Höhere CBD-Dosen können TRPV4-Rezeptoren aktivieren, was dazu führt, dass die Haarfollikel vorzeitig in die Katagenphase übergehen, in der sich die Haare von der Basis lösen und ausfallen.
Auch wenn moderate Dosen das Haarwachstum fördern können, könnten höhere Dosen den Haarausfall beschleunigen.
CBD und Stress
CBD wurde auf seine Auswirkungen auf Stress sowie Angst[7] untersucht und es zeigte sich, dass es die Konzentrationen von Hormonen wie Cortisol reduziert.
Wie bereits erwähnt, ist bekannt, dass sich Stress negativ auf das Haarwachstum und die Gesundheit auswirkt. Daher könnte die Verwendung von CBD (durch Verzehr oder Inhalation) dazu beitragen, diese negativen Auswirkungen abzuschwächen. Gleichwohl ist CBD kein Heilmittel für einen stressigen Lebensstil und auch wenn es dabei helfen kann, stressige Phasen zu bewältigen, wird es das Problem nicht von selbst lösen.
Darüber hinaus ist die Konsumform sehr wichtig. Rauch enthält viele giftige sowie hochgefährliche Verbindungen und einige davon stehen im Verdacht, sich negativ auf die Haargesundheit auszuwirken. Somit kann es sein, dass Du CBD rauchst, um die Gesundheit Deiner Haare zu verbessern, und damit alles nur noch schlimmer machst. Wähle Deine Konsummethode mit Bedacht.
Cannabis-Haarprodukte
Die Antwort auf die Frage "Ist Weed gut für das Haar?" bleibt also unklar. Die Verbindung zwischen CBD und Haar scheint stärker und positiver zu sein als die zwischen THC und Haar. Auch wenn es fraglich sein mag, ob Cannabis-Haarprodukte wirklich funktionieren, findest Du nachstehend eine Liste gängiger CBD-Haarprodukte.
- Cannabis-Haaröl: Dieses kann auf das Haar und die Kopfhaut aufgetragen werden. In den meisten Fällen enthält es CBD und einen Mix aus Terpenen. Diese Cannabisprodukte werden mit einem natürlichen Öl, wie zum Beispiel Hanfsamen-, Argan- oder Olivenöl, gemischt. Außerdem werden sie für gewöhnlich mit Zusatzstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidantien und essenziellen Fettsäuren angereichert.
- CBD-Shampoo und -Conditioner: Diese Produkte sollten regelmäßig anstatt normaler Shampoos und Spülungen verwendet werden. Die besten Produkte werden mit natürlichen Inhaltsstoffen hergestellt und mit CBD angereichert.
- Haarergänzungsmittel: Diese sind meist in Form von Fruchtgummis oder Kapseln erhältlich und enthalten eine Reihe von Vitaminen, Mineralstoffen sowie Cannabinoiden, die das Haarwachstum fördern sollen.
Andere Faktoren, die sich auf die Gesundheit der Haare auswirken
Wie die Haut ist auch das Haar generell ein Zeichen für allgemeine Gesundheit und Wohlbefinden. Bei manchen Menschen kann es zwar zu Erkrankungen kommen, die auf eine einzige Ursache zurückzuführen sind (beispielsweise genetisch bedingte Kahlheit), doch in den meisten Fällen hängt die Haargesundheit von einer Vielzahl von Faktoren ab.
Wenn Du also die Gesundheit Deiner Haare verbessern möchtest, solltest Du versuchen, einen allgemein gesunden Lebensstil zu pflegen. Mit das Beste, was Du für Dein Haar tun kannst, ist die Begrenzung von Stress. Dazu solltest Du Dich bewegen, gesund ernähren und ausreichend schlafen. Cannabis kann zwar einen Teil dieses mehrgleisigen Ansatzes für einen gesunden Lebensstil bilden, sollte aber nicht Dein einziges Mittel gegen Stress sein.
Cannabis und Haar: Die Wahrheit ist verworren
Es ist sehr unsicher, welche Auswirkungen Cannabis auf die Haargesundheit haben könnte. Im Fall von THC ist es wirklich schwer zu sagen und man sollte keine endgültigen Schlüsse ziehen. Bei CBD ist die Wahrheit noch nicht ganz klar, aber es scheint, dass topische CBD-Cremes das Haarwachstum fördern können.
Das Haarwachstum unterscheidet sich jedoch in einer klinischen Umgebung von dem im wirklichen Leben und es ist unwahrscheinlich, dass CBD allein Krankheiten wie Alopezie und Kahlheit bekämpfen wird. Doch es könnte dazu beitragen, dass Dein Haar generell etwas gesünder bleibt.
Falls Du Dich um Dein Haar kümmern möchtest, ist es am besten, wenn Du Dich um Deine allgemeine Gesundheit kümmerst. Auch wenn das Haar für einige von uns kostbar ist, mach Dir nicht allzu viele Sorgen darüber – Körper verändern sich!
- Marijuana use and serum testosterone concentrations among U.S. males - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Frontiers | Marijuana Is Associated With a Hormonal Imbalance Among Several Habits Related to Male Infertility: A Retrospective Study https://www.frontiersin.org
- Hormonal Effects on Hair Follicles - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- The effects of cannabinoids on serum cortisol and prolactin in humans - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- Marijuana Use and Hypothalamic-Pituitary-Adrenal Axis Functioning in Humans - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov
- A cannabinoid Hairy-Tale: Hair loss or hair gain? - PubMed https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Enhancing Endocannabinoid Control of Stress with Cannabidiol - PMC https://www.ncbi.nlm.nih.gov