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Alles Wissenswerte über den rechtlichen Status von Cannabis in Spanien
Cannabis ist in Spanien nicht legal – aber es ist auch nicht illegal. Spanien ist für seine lasche Gesetzgebung bekannt und stellt ein Hotspot für die Produktion und den Konsum von Cannabis dar. Aber was erlaubt das Gesetz eigentlich?
Spanien ist ein berühmter Cannabis-Hotspot. Menschen aus ganz Europa und der ganzen Welt kommen dorthin, um in den Cannabis Social Clubs zu rauchen. Von daher könnte es Dich überraschen, dass Cannabis in Spanien eigentlich nicht legal ist. Mehr noch, das Land hat einige der am wenigsten liberalen Gesetze für medizinisches Cannabis in Europa.
In diesem Artikel durchleuchten wir die rechtliche Situation in Spanien hinsichtlich Cannabis und versuchen, etwas Licht in eine verwirrende Situation zu bringen.
Die kurze Antwort zum rechtlichen Status von Cannabis in Spanien
Abgesehen von seltenen und spezifischen medizinischen Anwendungen ist der Konsum von Cannabis in Spanien zur Zeit illegal. Tatsächlich ist Spanien eines der wenigen europäischen Länder, in denen es keine klaren Gesetze für die medizinische Nutzung von Cannabis oder aus ihm gewonnenen Arzneimitteln gibt.
Cannabis als Genussmittel ist in Spanien nach wie vor entweder illegal oder entkriminalisiert. Tatsächlich ist es nicht illegal, zu Hause kleine Mengen Cannabis anzubauen und zu konsumieren. Der Transport und der Verkauf von Cannabis bleiben jedoch weiterhin illegal.
Der rechtliche Status von Cannabis in Spanien
Im folgenden Abschnitt werden wir einen detaillierteren Blick auf den komplexen und sich ständig verändernden Status von Cannabis in Spanien werfen.
Medizinisches Cannabis
Trotz Spaniens Ruhm als Cannabis-Hotspot hat das Land (zumindest für Europa) ungewöhnlich regressive Gesetze, was die Verschreibung von medizinischem Cannabis und Cannabisprodukten angeht. Nur in bestimmten und ziemlich schweren Fällen von Epilepsie und Multipler Sklerose ist es Ärzten möglich, das THC- und CBD-haltige Medikament Sativex oder das CBD-haltige Epidiolex zu verschreiben.
Hinzu kommt, dass Spanien ein ziemlich großer Produzent von medizinischem Cannabis ist – es darf nur nicht an spanische Bürger verkauft werden. Vielmehr wird es exportiert und andernorts verwendet.
In der Praxis ist die Situation jedoch komplexer und liberaler, als die obigen Ausführungen vermuten lassen. Aufgrund der lockeren Gesetzgebung im Hinblick auf die persönliche Produktion und den Konsum von Cannabis ist es für medizinische Nutzer möglich, ihr eigenes Cannabis anzubauen und zu konsumieren oder einem Cannabis Social Club beizutreten und es dort zu kaufen.
Für medizinische Nutzer ist die Situation bittersüß. Obwohl der Zugang zu Cannabis weitaus einfacher ist als sonstwo auf der Welt, kann es vergleichsweise schwierig sein, es in einem medizinischen Umfeld und mit der Unterstützung von medizinischem Fachpersonal zu bekommen. Dies bedeutet, dass Patienten die Behandlung selbst in die Hand nehmen und sich im Grunde selbst behandeln müssen, was schwieriger sein kann als die Behandlung mit Hilfe von ausgebildetem Fachpersonal.
Derzeit gibt es Pläne für eine Gesetzgebung zugunsten von medizinischem Cannabis, die mehr Nutzern die Tür öffnen dürfte. Mehr dazu folgt.
Cannabis als Genussmittel
Spanien hat sehr liberale Gesetze, was die Verwendung von Cannabis für den Genuss oder den Eigengebrauch angeht. Es ist zwar nach wie vor illegal, Cannabis für kommerzielle Zwecke anzubauen oder zu verkaufen, doch es ist möglich, es zu Hause anzubauen und in privaten Räumen zu verwenden – solange der Anbau nicht von einem öffentlichen Platz aus zu sehen ist.
Es gibt keine Gesetze, die besagen, dass es legal ist, Cannabis anzubauen und zu konsumieren; vielmehr ist es einfach nicht illegal, es zu tun. Der Anbau einer kleinen Anzahl von Pflanzen zu Hause und das Rauchen dieser Pflanzen im privaten Bereich ist seit den 1970er Jahren entkriminalisiert. Außerdem ist es sogar legal, dieses Cannabis weiterzugeben – solange dabei kein Geld den Besitzer wechselt.
Dies hat zur Entstehung von Cannabis Social Clubs geführt, die vor allem in Barcelona bekannt sind. Diese Clubs arbeiten nicht innerhalb der Vorschriften, sondern um sie herum. Das Fehlen von Rechtsvorschriften führt zu einer rechtlichen Grauzone, in der sie sich bewegen.
Den Clubs ist es erlaubt, Cannabis in einer für jedes Mitglied angemessenen Menge anzubauen. Die Mitglieder werden oftmals von bestehenden Mitgliedern angeworben, können aber manchmal auch ohne eine Empfehlung beitreten. Die Mitglieder müssen eine Aufnahmegebühr bezahlen und können dann innerhalb des Clubs Cannabis kaufen. Technisch gesehen kaufen sie jedoch kein Cannabis, da dies illegal wäre. Stattdessen sind diese Zahlungen ein Beitrag zur allgemeinen Erhaltung des Clubs. Theoretisch ist das Cannabis also kostenlos.
Diese Freiheiten haben zu einem Anstieg der organisierten Kriminalität geführt. In Spanien bauen Banden unter dem Deckmantel von Social Clubs Cannabis an und exportieren es dann in das übrige Europa, wo es sich viel teurer verkaufen lässt als im Inland. Dies hat zu einem Anstieg der Gewalt in Zusammenhang mit Cannabis geführt und bedeutet, dass ordnungsgemäß arbeitende Clubs regelmäßig von der Polizei durchsucht und befragt werden.
Viele legale Grower und Nutzer in Spanien wünschen sich eine klarere Gesetzgebung, statt einer undurchsichtigen rechtlichen Grauzone, die viel Raum für Zweifel übrig lässt.
Gibt es in Spanien Pläne zur Cannabislegalisierung?
Der spanische Kongress wird sich bald über die Gesetzgebung zu medizinischem Cannabis beraten. Diese neue Gesetzgebung wird vom Gesundheitsministerium vorgeschlagen werden und wurde vormals abgelehnt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass eine Mehrheit im Kongress dafür stimmen wird, was bedeuten könnte, dass Spanien schon bald ein liberaleres System für medizinisches Cannabis haben könnte.
Allgemein wird davon ausgegangen, dass die sozialistische Partei PSOE das Zünglein an der Waage sein wird, da die anderen Parteien ziemlich starre Positionen vertreten – entweder für oder gegen eine breitere Legalisierung. Obwohl die PSOE vormals die Linie gefahren hatte, dass Cannabis durch die UN-Konvention verboten sei und sie daher diese Haltung unterstütze, wird angenommen, dass sich diese Ansicht nun geändert hat und sie bereit sein wird, anders abzustimmen.
Im Hinblick auf Cannabis als Genussmittel gab es sowohl Schritte vorwärts als auch zurück. Um das Gesetz klarer zu gestalten, das organisierte Verbrechen zu bekämpfen und den Weg zu einem liberaleren, aber kontrollierten Zustand zu ebnen, stimmte Katalonien 2017 für ein Gesetz, das genau bestimmt, wie und unter welchen Bedingungen Menschen Cannabis anbauen und verwenden können. Das oberste spanische Gericht hat dies jedoch als verfassungswidrig abgelehnt, so dass das Gesetz nach wie vor dasselbe wie anderswo in Spanien bleibt.
Obwohl andere Länder wie Malta und Deutschland Spanien bezüglich einer positiven Cannabisgesetzgebung inzwischen überholt haben, hat Spanien nach wie vor einige der tolerantesten und liberalsten Gesetze in Europa und scheint sich weiter zu öffnen.
Cannabis in Spanien – Eine komplexe Angelegenheit
Der rechtliche Status von Cannabis in Spanien ist insofern ungewöhnlich, als dass es aufgrund fehlender Gesetze und nicht wegen spezifischer Vorschriften erlaubt ist. In mancher Hinsicht macht dies Spanien zu einem sehr liberalen Land, da Cannabis nur geringfügig kontrolliert wird. Es bedeutet aber auch, dass Cannabis nicht strikt legal ist, was das Gesetz für einige unklar machen kann. Außerdem wird der medizinischen Nutzung von Cannabis überraschend wenig Aufmerksamkeit geschenkt, was Spanien hinter vielen seiner europäischen Nachbarn einreiht.
Dies könnte sich jedoch bald ändern – die Debatte ist bereits im Gange.