Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Guttation ist ein natürliches Phänomen, bei dem Cannabispflanzen eine saftartige Flüssigkeit aus ihren Blättern absondern.
  • Guttationsflüssigkeit unterscheidet sich von Tau und Harz, verwirrt Grower aber oftmals.
  • Der Prozess steht im Zusammenhang mit Faktoren wie Wurzeldruck, Bodenfeuchtigkeit und nächtlichen Umweltbedingungen.
  • Guttation bietet Einblicke in die Pflanzengesundheit, kann aber manchmal auch auf Probleme hinweisen.

Man weiß nie, was einen erwartet, wenn man seinen Grow Room oder Garten betritt. An einem guten Tag kann man auf kräftige, dunkelgrüne Blätter sowie pralle und klebrige Blüten stoßen, während man an schlechten Tagen Anzeichen von Mangelerscheinungen und Krankheiten sieht, wie z. B. vergilbte Blätter und sichtbare Insektenschäden.

All dies sind Erfahrungen, die Grower, die Cannabis regelmäßig anbauen, gut kennen. Weitaus weniger Anbauer stoßen jedoch auf Guttation – ein eher ungewöhnliches Phänomen, bei dem Cannabispflanzen eine mysteriöse Flüssigkeit absondern.

Grower, die Guttation wahrnehmen, verwechseln diese Tröpfchen oft mit großen Harzablagerungen, doch ihr chemischer Gehalt und ihr biologischer Zweck sind viel weitreichender. Lies weiter, um die Geheimnisse von Guttation zu entschlüsseln. Erfahre im Folgenden, worum es sich dabei handelt, warum sie auftritt und was sie bedeutet.

Was versteht man unter Guttation bei Cannabispflanzen?

Guttation aus der Nähe betrachtet! Diese detaillierte Illustration auf einem Cannabisblatt zeigt Wassertropfen, die durch Hydathoden ausgeschieden werden, und erklärt diesen natürlichen Pflanzenprozess und seine Ursachen.

Wenn die Wachstumsbedingungen stimmen, sondern Cannabispflanzen rätselhafte Tröpfchen aus ihren Blättern ab – ein als Guttation bekannter Prozess. Das auf den ersten Blick etwas seltsam anmutende Wort hat seine Wurzeln im lateinischen „gutta“, was „Tropfen“ bedeutet.

Guttationsflüssigkeit sammelt sich an den Blatträndern, wenn der Druck innerhalb von Pflanzen einen bestimmten Punkt erreicht. Dieses Phänomen kann man sich wie ein Druckventil vorstellen, das sich öffnet, um überschüssige Flüssigkeit in Cannabispflanzen abzugeben.

Interessanterweise ist Guttation nicht nur bei Cannabis zu beobachten. Sie tritt bei einer Vielzahl von Pflanzenarten auf; manchmal sieht man die Flüssigkeit an den Rändern von Erdbeerblättern und an den Spitzen von Maisblättern austreten.

Guttation kommt auch außerhalb des Pflanzenreichs vor. So ist beispielsweise auch die blutstropfenartige Flüssigkeit, die sich auf dem Hut des Scharfen Korkstachelings (Hydnellum peckii) bildet, eine Form von Guttation.

Cannabisflüssigkeiten: Guttation vs. Tau vs. Harz

Im Garten kann man Guttation leicht mit Tau verwechseln. Oft bildet sich Guttation nachts auf Pflanzen als Folge eines hohen Wurzeldrucks.

Im Gegensatz dazu bildet sich Tau durch Kondensation von Wasser in der Luft auf Blättern. Guttationstropfen enthalten mehr als nur Wasser – sie sind eine Mischung aus Wasser und Nährstoffen.

Ebenso verwechseln manche Grower Guttation mit Harzablagerungen. Auch wenn sie leicht zu verwechseln sind, handelt es sich bei Guttation und Harz um zwei völlig verschiedene Substanzen mit unterschiedlichem Aussehen.

Als eine Mischung aus Saft und Wasser wird Guttationsflüssigkeit durch ein spezielles Loch in den Blättern abgesondert. Harz ist viel zähflüssiger als Guttationsflüssigkeit und tritt normalerweise nicht in Form großer Tröpfchen auf. Harz wird nicht von den Blättern abgesondert, sondern von drüsenartigen Trichomen produziert und ist gleichmäßig über Cannabisblüten verteilt.

Physiologischer Guttationsprozess

Was genau führt also dazu, dass Cannabispflanzen Flüssigkeit aus ihren Blättern absondern? Wird Cannabis-Guttation ausschließlich von externen Umweltfaktoren oder von Prozessen innerhalb der Pflanzen selbst verursacht?

Tatsächlich handelt es sich um eine Kombination aus internen und externen Prozessen. Dieses Phänomen hat viel mit der Bodenfeuchtigkeit, dem Wurzeldruck und der Tageszeit zu tun. Lies weiter, um genau zu erfahren, wodurch Guttation bei Cannabispflanzen verursacht wird.

Wann und warum tritt Guttation auf?

Verstehen Sie die Guttation bei Cannabispflanzen! Diese Illustration zeigt Wassertropfen auf Blättern, ein natürlicher Prozess, der auf hohen Wurzeldruck und Luftfeuchtigkeit hindeutet. Erfahren Sie, wann und warum Guttation auftritt.

Guttation tritt auf, wenn Pflanzen überschüssiges Wasser abgeben müssen. Sie tritt jedoch nur unter bestimmten Bedingungen auf, wenn die Pflanzen nicht transpirieren.

Unter normalen Umständen bewegt sich Wasser durch den sogenannten Transpirationssog durch Pflanzen. Nachdem es über die Wurzeln aufgenommen wurde, bewegt es sich über die als Xylem bezeichneten Gefäßröhren durch die Pflanzen nach oben.

Die Aufwärtsbewegung des Wassers in Pflanzen erfolgt aufgrund des Gasaustauschs an der Blattoberfläche. Durch die Wirkung spezieller Schutzzellen öffnen und schließen sich kleine Poren, sogenannte Stomata. Die Stomata geben sowohl Sauerstoff als auch Wasserdampf ab und nehmen Kohlendioxid auf.

Die Abgabe von Wasser erzeugt eine Zugkraft, die es den Pflanzen ermöglicht, über ihre Wurzeln kontinuierlich Wasser aus dem Boden aufzunehmen. Dieser Fluss erzeugt einen inneren Druck (Turgor), der Pflanzen stabil und aufrecht hält.

Cannabispflanzen transpirieren jedoch nicht permanent. Der Lichtmangel in den Nachtstunden unterbricht die Photosynthese, weshalb die Pflanzen ihre Stomata schließen und Wasser sparen. Manchmal müssen Pflanzen jedoch auch nachts überschüssige Flüssigkeit abgeben.

Bei feuchten Bodenbedingungen gelangt aufgrund des geringen Wassergehalts in den Wurzeln weiterhin Wasser in die Pflanzenwurzeln. Dies erzeugt Druck in den Wurzeln, der wiederum einen Wasserfluss nach oben verursacht, ohne dass Transpiration stattfindet.

Die Stomata bleiben dabei jedoch geschlossen. Cannabisblätter haben allerdings eine weitere Möglichkeit zur Abgabe von Guttation: Hydathoden, die in Gefäßpflanzen vorkommen. Für das Öffnen und Schließen dieser zusätzlichen Poren sind Faktoren wie Licht und Pflanzenhormone verantwortlich.

Ebenso sorgen die Nachttemperaturen dafür, dass das Wasser flüssig bleibt und kaum verdunstet. Daher bleiben die Guttationströpfchen in der Regel bestehen, bis die Temperaturen am Morgen steigen.

Ein Blick auf das Xylem und Phloem von Pflanzen

Understand cannabis xylem and phloem! This illustration shows how water and nutrients (xylem - blue) and sugars (phloem - orange) are transported throughout the marijuana plant. Learn plant vascular systems.

Guttationsflüssigkeit wird durch Hydathoden aus dem Gefäßsystem von Cannabispflanzen abgesondert. Diese aus Xylem und Phloem bestehenden Röhren reichen von den Wurzeln bis in die Blattspitzen und sind für den Transport lebenswichtiger Substanzen verantwortlich, die zum Wachstum, zur Entwicklung und zum Überleben von Pflanzen beitragen.

Das Xylem besteht aus einer Kette von Zellen, deren Zellwände kleine Poren aufweisen. Dieses System verfügt über eine äußere Schicht aus nicht lebenden Zellen und transportiert Wasser sowie Mineralsalze ausschließlich in eine Richtung.

Das Phloem hingegen besteht aus lebenden Zellen. Sie transportieren Zucker (eine wichtige Energiequelle für Pflanzen und symbiotische Mikroben) und Aminosäuren (die Bausteine von Proteinen) in beide Richtungen.

Guttationsflüssigkeit besteht aus den Substanzen, die sowohl vom Xylem als auch vom Phloem transportiert werden. Sie ist zähflüssiger als Wasser, da Aminosäuren, Zucker und Mineralstoffe ihr eine klebrige und saftartige Konsistenz verleihen.

So identifiziert man Guttation bei Cannabispflanzen

Guttation bei Cannabis erkennen: Dieses Bild zeigt Wassertropfen an den Blattspitzen, oft mit Tau verwechselt. Erfahren Sie, wie Sie diesen natürlichen Prozess erkennen, der auf gesunden Wurzeldruck bei Ihren Marihuanapflanzen hindeutet.

Guttation bei Cannabispflanzen zu erkennen, ist ziemlich einfach. Achte auf die folgenden Faktoren, um das Phänomen von Tau und Harz zu unterscheiden:

  • Ort: Guttationströpfchen bilden sich entlang der Ränder und an den Spitzen der Blattzacken. Im Gegensatz zu den Spaltöffnungen, die gewöhnlich über die Blätter verteilt sind, befinden sich Hydathoden typischerweise an den Rändern.
  • Klebrig: Guttationsflüssigkeit ist zähflüssiger und klebriger als reines Wasser. Die Tröpfchen sind zwar manchmal klar, können aber auch trüb sein.
  • Zeitpunkt: Guttation tritt hauptsächlich nachts oder am frühen Morgen auf, wenn die Pflanzen nicht transpirieren. Diese Tröpfchen verdunsten dann später am Tag nach Sonnenaufgang, wenn die Temperaturen wieder steigen.

Die Folgen von Guttation bei Cannabispflanzen

Guttation ist für die meisten Grower, die sie zum ersten Mal wahrnehmen, sicherlich eine Überraschung. Aber sollte man besorgt sein? Nicht unbedingt.

Guttation hat sowohl positive als auch negative Eigenschaften. Während sie manchmal ein Hinweis auf normale physiologische Prozesse ist, kann sie zuweilen auch auf potenzielle Probleme hindeuten. Erfahre im Folgenden mehr darüber.

Die positiven Aspekte von Guttation

Zu den positiven Aspekten von Guttation bei Cannabispflanzen gehören:

  • Indikator eines gesunden Wurzeldrucks: Guttation signalisiert, dass die Wurzeln deiner Cannabispflanzen aktiv Wasser und Nährstoffe aufnehmen, also ein starkes und gesundes Wurzelsystem bilden, das wahrscheinlich frei von Wurzelfäule ist.
  • Feuchtigkeits- und Nährstoffregulierung: Letztendlich ist Guttation genau wie Transpiration ein natürlicher Prozess, wenn auch weniger bekannt. Durch diesen Prozess können Cannabispflanzen überschüssige Feuchtigkeit und Nährstoffe abgeben, wenn keine Transpiration möglich ist. So trägt Guttation zu innerem Gleichgewicht und gesundem Wachstum bei.
  • Potenzielle Nährstoffquelle für Mikroben: Guttation könnte auch einem weiteren Zweck dienen. Pflanzen transportieren Zucker, Aminosäuren und andere wertvolle Moleküle in den Boden, um nützliche Mikroben zu züchten. Das Pflanzenmikrobiom besiedelt jedoch auch die oberirdischen Teile des Organismus, die sogenannte Phyllosphäre. Die Zucker in der Guttationsflüssigkeit könnten dazu beitragen, diese freundlichen Lebewesen zu ernähren und ihre Vermehrung zu fördern.

Die negativen Aspekte von Guttation

Auch wenn es sich bei Guttation um einen normalen physiologischen Pflanzenprozess handelt, könnte übermäßige Guttation auf ein Problem mit den Pflanzen oder ihren Wachstumsbedingungen hinweisen. Potenziell negative Aspekte von Guttation sind unter anderem:

  • Nährstoffverlust: Da Guttation wertvolle Nährstoffe enthält, könnte eine übermäßige Ausscheidung die Pflanzen mit der Zeit belasten und zu einem Mangel an wichtigen Makro- oder Mikronährstoffen führen.
  • Erhöhtes Krankheitsrisiko: Der Zucker in der Guttationsflüssigkeit kann zwar dazu beitragen, die Phyllosphäre mit nützlichen Mikroben zu besiedeln, aber auch krankheitserregende Organismen wie Mehltau ernähren.
  • Auswirkungen auf die Luftfeuchtigkeit: Wenn deine Pflanzen öfter Guttationsflüssigkeit absondern, kann diese konstante Verdunstung zu einem Anstieg der Luftfeuchtigkeit in deinem Anbaubereich führen, was möglicherweise die Wahrscheinlichkeit von Pilzkrankheiten im Blätterdach erhöht.
  • Anzeichen von Überwässerung: Übermäßige Guttation kann auch auf Probleme in deinem Anbaubereich hinweisen. Da sie bei hoher Bodenfeuchtigkeit auftritt, kann häufige Guttation ein Indikator für Überwässerung sein.

Ist Cannabis-Guttationsflüssigkeit psychoaktiv oder medizinisch?

Cannabis-Guttationströpfchen versetzen manche Grower in helle Aufregung. Ihre Kugelform, vereinzelten tiefen Bernsteintöne und klebrige Textur veranlassen manche Grower dazu, über ihre Auswirkungen auf Körper und Geist zu spekulieren.

Leider hat Guttationsflüssigkeit nur sehr geringe psychoaktive oder medizinische Wirkungen. Die Tropfen auf deinen Dabbing-Nagel zu geben, ist also reine Zeitverschwendung. Die Guttationsflüssigkeit von Cannabis enthält nichts weiter als Wasser, Zucker und Aminosäuren, darin sind also nicht die m Harz vorkommenden Cannabinoide und Terpene enthalten.

Cannabis-Guttation: (Meistens) ein natürlicher und normaler Prozess

Guttation ist ein faszinierender Prozess, der die komplexen physiologischen Prozesse in Cannabispflanzen widerspiegelt. Auch wenn sie auf einen gesunden Wurzeldruck hinweist und als Nährstoffquelle für Mikroben dienen kann, birgt übermäßige Guttation auch Risiken wie eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit und Nährstoffverlust.

Wenn sie Guttation verstehen, können Grower fundierte Entscheidungen über die Pflanzenpflege treffen und ihre Anbaumethoden für bessere Erträge und gesündere Pflanzen optimieren. Wenn du das nächste Mal Guttation entdeckst, kannst du das Phänomen ohne Bedenken und Aufregung registrieren. Genieße es einfach, diesen natürlichen Prozess zu beobachten und dieses relativ seltenen Phänomens gewahr zu werden.